Wien
Impfpässe im Austria Center gefälscht – Haft für Trio
Acht Angeklagte standen wegen gefälschter Corona-Impfzertifikate vor Gericht. Die Haupttäterin und zwei Komplizen kassierten Haftstrafen.
"Nachher ist man immer schlauer, vielleicht auch die Politik", holte Star-Anwalt Philipp Wolm am Wiener Landl aus. Seiner Mandantin, eine 27-jährige Samariterbund-Supervisorin, wurde zur Last gelegt, zuerst für Familienangehörige, dann für Bekannte Corona-Impfzertifikate gegen Geld in der Impfstraße im Austria Center ins elektronische Impfregister eingetragen zu haben. So sollen die Abnehmer dem damals geltenden Lockdown für Ungeimpfte und Quarantänebestimmungen bei Reisen entgangen sein.
"Es tut mir leid", murmelte die dunkelhaarige Frau am Donnerstag und bekannte sich schuldig – mehr wollte sie und die anderen Angeklagten dann aber auch nicht dazu sagen. Die Staatsanwaltschaft hatte nach einer Razzia und Nachforschungen im Austria Center sieben mutmaßliche Mittäter ausgeforscht, darunter den Ehemann der Hauptangeklagten. Der arbeitslose Bauarbeiter soll um 400 Euro Impfpässe ohne Impfung versprochen haben – er leugnete aber als einziger (!) alles und bekommt nun ein eigenes Verfahren im April.
Kunden hatten Angst vor Impfschäden
"Die Kunden waren allesamt Menschen, die extreme Angst vor der Impfung hatten", erklärte der Staatsanwalt. Anklagt wurde Fälschung eines Beweismittels, Geschenkannahme und Bestechung von Bediensteten. Skurril: Um die gesellschaftlichen Vorteile der Impfung genießen zu können ohne den Stich bekommen zu müssen, zahlten Kunden mehrere Hunderte Euro. Die Impfung dagegen war und ist immer noch gratis. Der Staatsanwalt zählte zu Beginn der Verhandlung alle Anklagepunkte einzeln auf.
Wolm wollte dem "pfannenfertigen Vortrag des Staatsanwalts" nichts mehr entgegensetzen. Anwalt Rudolf Mayer gab jedoch zu bedenken, dass die Angst seiner Mandanten wohl begründet gewesen war, da es auch zu Impfschäden gekommen sei. Die Politik habe wohl damals mit dem Lockdown für Ungeimpfte über die Strenge geschlagen, hieß es. Mittlerweile sah man sogar am Gericht die Corona-Vorschriften locker(er). Ob man Maske oder keine Makse trug, war der Richterin gleich. "Jeder, wie er möchte", meinte sie.
Diversionen und drei Haftstrafen
Dann ermöglichte sie vier geständigen Beitragstätern eine Diversion mit Geldstrafe (250-1000 Euro). Die Haupttäterin fasste ebenso, wie ihr bisher unbescholtener Schwager, milde sechs Monate Haft aus (bedingt). Ein dreifach vorbestrafter Komplize bekam 14 Monate teilbedingt, muss 11 Monate davon ins Gefängnis. Alle Richtersprüche bis auf das Urteil gegen den Schwager sind bereits rechtskräftig. Der holte die Corona-Impfung übrigens nach einem Sinneswandel nun doch noch nach – und hat keine Schäden davongetragen.