Wien
Immer mehr Warnungen vor Kindesentführungen in Wien
Zuletzt stieg die Zahl der Meldungen über mögliche Kindesentführungen vor Schulen stark an. Die tatsächliche Gefahr für Kinder lauert aber woanders.
Zur Zeit kursieren immer mehr Meldungen, die Eltern und Kinder in erhöhte Alarmbereitschaft versetzen. So soll es vor Schulen immer wieder vorkommen, dass erwachsene Personen ihnen fremde Schulkinder ansprechen. Bernhard Schafrath, Leiter der Kriminalprävention im Bundeskriminalamt, erklärt in der ORF-Sendung "Aktuell nach fünf", bestätigt diese Meldungen fügt aber an, dass die Behörden aktuell mit keinem konkreten Ermittlungsfall konfrontiert seien.
Viele Meldungen über diese Sichtungen gingen zuletzt vor allem in Wien-Penzing und in Wien-Ottakring ein. Schulen im Umfeld haben sofort reagiert und die Eltern informiert. Gleichzeitig wurden auch gewisse Sicherheitstipps formuliert. Ein wichtiger Punkt für Schafrath ist, den Kindern mitzuteilen, dass sie fremde Personen auf der Straße mit "Sie" ansprechen. So sei für Passanten im Umfeld klar, dass es sich bei der Interaktion um kein Vertrauensverhältnis handle.
Reale Gefahr für Kinder lauert woanders
Um Kinder zudem für dieses Thema zu sensibilisieren und die Sicherheit auf dem Schul- bzw. Nachhauseweg zu erhöhen, sollten Eltern mit ihren Kindern sogenannte "Sicherheitsinsel" definieren. Dabei handelt es sich um gut zugängliche Plätze, an denen die Kinder in Sicherheit sind. Supermärkte, Lokale oder auch Polizeiinspektionen könnten als solche Inseln fungieren. Im Falle eines unangenehmen Ereignisses könne man von dort aus die Eltern verständigen lassen, so der Experte.
Manuela Müllner, in der Abteilung Kinderschutz im Landeskriminalamt Wien tätig, ordnet die Gefahr durch den "berühmten weißen Lieferwagen" Missbrauchsopfer zu werden als relativ gering ein. Zwar habe es in den vergangenen Jahrzehnten einen "bedauerlichen" Fall – der Fall Kampusch, Anm. – seither habe es "keinen bekannten Fall" gegeben, in dem Kinder entführt worden seien.
Die traurige Realität sei vielmehr, dass sexueller Missbrauch oder Gewalt an Kindern "überwiegend" im nahen persönlichen Umfeld der Kinder stattfinden würden, so Müllner.