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"Immer heftiger" – Orca-Attacken geben Rätsel auf

Experte und Autor Thomas Käsbohrer untersuchte, wieso Orcas vermehrt Boote in der Straße von Gibraltar attackieren.

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Seit 2020 kommt es in der Straße von Gibraltar immer wieder zu Angriffen durch Schwertwale.
Seit 2020 kommt es in der Straße von Gibraltar immer wieder zu Angriffen durch Schwertwale.
Getty Images/iStockphoto

Vor den Küsten Spaniens, Portugals und in der Straße von Gibraltar ist es in den letzten Jahren vermehrt zu Attacken von Schwertwalen auf Boote gekommen. Dabei haben es die Meeressäuger auf die Ruder von meist kleineren Segelbooten abgesehen. Thomas Käsbohrer, Autor und Skipper, sprach für sein neues Buch "Das Rätsel der Orcas" mit Meeresbiologen, Augenzeugen und Naturschützern. Wie er in einem Interview mit der "Welt" erzählt, geht er davon aus, dass Orcas vermehrt Boote angreifen werden.

Interaktionen oder Attacken?

Wie Käsbohrer zuerst ausführt, würden Tierschützer lieber von "Interaktionen" als von Attacken sprechen. Diese Theorie werde von betroffenen Skippern unterstützt. Viele von ihnen teilten dem Autor mit, sie hätten sich von den Orcas nicht bedroht gefühlt. Die Attacken der Tiere seien allein gegen die Boote gerichtet gewesen. Laut dem 63-Jährigen gebe es auch keine Hinweise darauf, dass es die Schwertwale auf die Menschen abgesehen hätten. Handyvideos hätten immer gezeigt, dass die Meeressäuger das Ruder zerstörten.

Der Autor berichtet, dass es keine Anzeichen dafür gäbe, dass die Orcas in freier Wildbahn Menschen angreifen – im Gegensatz zu Haien. Der Grund dafür sei simpel, so der Autor nach Gesprächen mit Meeresbiologen: "Menschen passen nicht in das Beuteschema der Schwertwale. Sie haben im Grunde genommen nie gelernt, dass Menschen ihre Beute sein könnten".

Orcas attackieren die Ruder

Bei den Angriffen würden die Schwertwale immer nach einem bestimmten Muster vorgehen: "Sich annähern, Boot anstupsen, abtauchen, Ruder beschädigen", so Käsbohrer weiter. Auf die Frage, warum Orcas stets die Ruder der Boote beschädigen, habe er jedoch keine eindeutige Antwort.

Er habe mit Meeresbiologen sowie Verhaltensforschern darüber gesprochen und jede Person habe ihm eine andere Antwort gegeben. Ihm sei gesagt worden, dass die Orcas die Boote manövrierunfähig machen und am Weiterfahren hindern wollten, oder dass sie mit dem Anknabbern des Ruders, das Abreißen von Hai-, Blauwal- und Thunfischflossen üben würden. Eine weitere Theorie sei, dass es sich um eine "infektionsbedingte oder durch Parasiten ausgelöste Verhaltensänderung" handelt, weil sich, während ihrem Leben, viele Schadstoffe in den Tieren sammeln würden.

An das Phänomen der Tierrache, wie bei Moby Dick, glaubt der Experte nicht. Er findet die Theorie naheliegender, dass Orcas unter Fremdeinwirkung ihr Verhalten erlernt hätten. Nach dieser verlieren Mäuse, wenn sie von einem bestimmten Parasiten befallen seien, die Angst vor Katzen. Dieser Parasit könnte auch die Orcas infiziert haben, weil Katzenkot auch im Meer landen könne. So könnten Orcas ihren Respekt vor Booten verloren haben.

Verhalten bleibt ungeklärt

Für Käsbohrer ist klar, dass es viele Kausalzusammenhänge gebe, die nicht eindeutig seien. In der Straße von Gibraltar seien die Tiere einer Menge Stress ausgesetzt: Schiffslärm, knappe Thunfisch-Bestände, um die sie kämpfen, giftige Abfälle und die gefährlichen Schiffsschrauben, die die Orcas verletzen könnten.

Seine Recherchen hätten ergeben, dass das Verhalten von Meeressäugern von vielen Faktoren gesteuert werde. Zudem gehe er mit grosser Wahrscheinlichkeit davon aus, dass Orca-Attacken zunehmen und heftiger ausfallen werden. Letzteres betreffe vor allem die Schäden an den Booten.

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