Tiere
Im Bosporus zeigen sich so viele Delfine wie sonst nie
In der berühmten Meerenge ist der Schiffs- und Straßenverkehr drastisch zurückgegangen. Für die Delfine heißt das weniger Stress – und das zeigen sie auch. Doch die Verschnaufpause dürfte bald zu Ende sein.
"Es sind erstmals so große Gruppen, das war vorher noch nie so. Oder vielleicht war es so und wir haben sie nicht gesehen. Sie kommen ständig vorbei. Vor allem in den frühen Morgenstunden oder nachts tauchen sie auf." Der Istanbuler Adil spricht von den Delfinen, die sich seit Ausbruch der Corona-Epidemie wieder vermehrt im Bosporus zeigen. Tatsächlich sind Delfine wie der Große Tümmler im Bosporus keine Seltenheit, doch man hat sie nie so häufig zu Gesicht bekommen wie seit Beginn der Corona-Krise.
Das führen Wissenschaftler in erster Linie auf den verringerten Stress zurück, da wegen der Corona-Krise weniger Schiffe im Bosporus unterwegs sind. Zudem ist auch der Autoverkehr auf der Uferstraße stark zurückgegangen und die zahlreichen Fischer, die sonst jeweils die Brücken und das Ufer säumen, fehlen auch und luchsen den Delfinen ihre Beute nicht ab.
Rote Liste
Delfine sind in der Türkei seit 1983 geschützt. Dennoch stehen alle drei Gattungen, die im Bosporus vorkommen, auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten – wegen der starken Wasserverschmutzung, wegen der großen Fischernetze, in denen sie sich verfangen können, und wegen des intensiven Fischfangs, der den Delfinen einen wichtigen Teil ihrer Nahrung wegnimmt.
Die Erholungsphase für Tiere und Natur dürfte nicht mehr allzu lange dauern. So hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan heute am Dienstag Lockerungen der Corona-Restriktionen angekündigt. Die Millionenmetropolen Istanbul, Ankara und Izmir bleiben jedoch für 15 weitere Tage weitestgehend abgeschottet.