Im italienischen Ort Calvi Risorta, rund 50 Kilometer von Neapel entfernt, wurde die größte illegale Mülldeponie Europas entdeckt. Zwei Millionen Kubikmeter Industriemüll soll dort von der Mafia knapp jahrzehntelang verbuddelt worden sein. Die Krebsrate in manchen Orten in der Nähe liegt 80 Prozent über dem Durchschnitt.
Von der Oberfläche bis in eine Tiefe von neun Metern wurde der giftige Müll versenkt. Das Areal ist 25 Hektar groß. Vor vier Jahren kam Journalist Salvatore Minieri das stillgelegte Firmenareal schon verdächtig vor. Asbest und Medikamente lugten unter dem Erdreich hervor. Der Reporter rückte schließlich mit einigen Freunden und Schaufeln aus.
Riesiges Areal: Ränder erst nach drei Tagen entdeckt
Das Ausmaß der Anlage wurde erst im Laufe der Zeit deutlich, die Behörde musste das Gelände drei Tage lang untersuchen bis sie die Ränder der Deponie ausfindig machen konnte. Nun, vier Jahre später, berief der italienische Umweltminister Gian Luca Galletti sogar eine extra Sondersitzung in Rom ein. Ein Mitarbeiter der Forstbehörde verglich Fotos aus den 60ern mit dem Landschaftsild von heute. Wo früher ein Tal war, sind jetzt mehrere Hügel zu sehen.
Fässer von "Goodyear" bis "BASF", Lösungsmittel und Asbest
Noch wird untersucht, was unter der Erdoberfläche alles lauert. Klar ist, dass auch Industrieabfälle aus Frankreich darunter sind. Auch hochentzündliche Stoffe sind hier verbuddelt. Seit den 80ern dürfte hier illegaler Müll entsorgt worden sein. Auf Fässern sind noch Firmennamen wie "Goodyear" oder "BASF" zu lesen.
Krebsrate 80 Prozent über Landesschnitt
Vermutet wird, dass der Casalesi-Clan, ein Teil der Camorra, für die Umweltkatastrophe verantwortlich ist. Besonders schlimm: Das Wasser des in der Nähe verlaufenden Rio Lanzi wird benützt, um die Felder zu bewässern. Die Mülldeponie von Calvi Risorta ist nicht die einzige, die in den vergangenen Jahren entdeckt wurde. Eine Studie aus 2012 zeichnet ein verheerendes Bild: In machen Orten rund um Neapel liegt die Krebsrate 80 Prozent über dem Landesschnitt.