Pleite gegen ÖFB
Ikone nimmt DFB-Coach Nagelsmann auseinander
Im deutschen Blätterwald rauscht es gewaltig. Nach der enttäuschenden Vorstellung der DFB-Elf beim 0:2 gegen Österreich wird Kritik immer lauter.
2:3 gegen die Türkei, 0:2 gegen Österreich im ausverkauften Wiener Ernst-Happel-Stadion – gut ein halbes Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land liegt der deutsche Fußball am Boden. Das konnte auch der Trainerwechsel von Hansi Flick hin zu Julian Nagelsmann nicht ändern. Ganz im Gegenteil. Nach den beiden enttäuschenden Auftritten zuletzt wird die Kritik am 36-jährigen deutschen Teamchef immer lauter.
Harte Effenberg-Kritik an Nagelsmann
In die Riege der Fußball-Fachmänner, die die deutsche Elf auseinandernahmen, hat sich nun auch Stefan Effenberg bei "t-online.de" eingereiht. "Das ist die Realität. Da steht der deutsche Fußball aktuell. Weit entfernt von der Weltspitze, in der wir über so viele Jahre waren", schrieb Effenberg in seiner Kolumne. Und ging mit Teamchef Nagelsmann hart ins Gericht. "Nicht nur, wer Ahnung vom Fußball hat, sieht doch, in welcher Verfassung sich die deutsche Mannschaft gerade befindet. Nach Niederlagen gegen die Türkei oder Österreich kann ich doch nicht die rosarote Brille aufsetzen und mir alles schönreden", so der Experte weiter.
Bei seiner Antritts-Pressekonferenz erklärte der deutsche Teamchef noch, den Fußball simpel halten zu wollen. Aus der Sicht vieler Experten probiere Nagelsmann zu viel aus. "Ich haben den Eindruck, dass er zu viel überlegt und sich zu sehr in seinen eigenen Ideen gefällt. Es kommt mir so vor, als ob die Spieler von ihm überfrachtet werden mit Erwartungen und Anweisungen. Wenn alles verkompliziert wird – und das war ja auch schon mal zu Nagelsmanns Zeit bei den Bayern Thema –, dann geht die Freude am Spiel verloren", kritisierte der 55-Jährige die Herangehensweise des deutschen Teamchefs scharf.
"Das erwarte ich von ihm"
Heftig diskutiert wurde bei unseren Nachbarn, dass Deutschlands Teamchef in den beiden verlorengegangenen Spielen den nicht gerade formstarken Kai Havertz auf der völlig ungewohnten Position des Linksverteidigers einer Fünferkette aufbot, ihn dann als "Weltklasse" bezeichnete. "Wenn alles verkompliziert wird, dann geht die Freude am Spiel verloren. Da fragen sich die Jungs doch: ,Mein Gott, was mache ich hier?´", so Deutschlands Ex-Teamspieler weiter. Nagelsmann würde mit dem Laptop auf der Trainerbank sitzen, griff der 55-Jährige ein Klischee auf. "Ein Rudi Völler hat so etwas nie gebraucht, der hat seine Spieler mit der Kraft seiner Worte erreicht. Nagelsmann verliert sich zu sehr im Detail", meinte Effenberg.
Klar ist jedenfalls: Nagelsmann, eigentlich als deutscher Heilsbringer geholt, ist schnell auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Der ehemalige Bayern-Coach wirkt ernüchtert. Bis zur Europameisterschaft im eigenen Land gibt es lediglich noch vier Testspiele. Das nächste erst Ende März. Bis dahin bleibt der verheerende Eindruck der letzten beiden Spiele bestehen.
"Die Mannschaft funktioniert nicht als Mannschaft. Da ist keine Freude, kein Zusammenhalt erkennbar. Es fehlt auch der Wille, den Gegner zu bekämpfen", nahm der 55-Jährige auch die Spieler in die Pflicht. Zwar würde es diese kampfstarken Spielertypen im Kader durchaus geben, diese würden aber "entweder auf falschen Positionen spielen, oder gar nicht. Das muss ein Bundestrainer erkennen. Das erwarte ich von ihm", so Effenberg.