Schüler als Zeuge

"Ich war am Lernen, plötzlich fielen mehrere Schüsse"

Ein 15-Jähriger erlebte eine Schießerei in Floridsdorf hautnah mit, sah wie sich zwei Clans bekriegten. Vier Verdächtige stehen vor Gericht.

Thomas Peterthalner
"Ich war am Lernen, plötzlich fielen mehrere Schüsse"
Die Angeklagten und ihre Verteidiger vor Gericht in Wien.
Denise Auer

Anfang Oktober ging es in Wien-Floridsdorf um Leben und Tod: Ein Streit zwischen zwei Clans war eskaliert. Schon Stunden zuvor waren drei Verdächtige (22, 25, 29) aus Nordmazedonien mit ihren Widersachern aus Bosnien (22, 26, 27) bei einem Kampf-Event aneinander geraten. Nach der Veranstaltung traf man sich zur "Aussprache" in der Floridusgasse – diese endete blutig, wir berichteten. Mit dabei war auch der Vater (54) der Verdächtigen. Dienstag (18.6.) beschrieb nun ein 15-Jähriger die wilden Szenen in Floridsdorf vor Gericht. "Sie sind der wichtigste Zeuge weil sie niemanden von den Angeklagten kennen", so der Richter zu dem Burschen am Wiener Landesgericht.

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    Sondereinheiten der Wiener Polizei waren am 7. Oktober 2023 mit gepanzerten Fahrzeugen und Langwaffen im Einsatz. 
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    Leserreporter

    "Ich war am Lernen, hörte Schüsse"

    "Ich war am Lernen, plötzlich hörte ich mehrere Schüsse", erzählte der Schüler im Zeugenstand. Er habe aus dem Fenster im zweiten Stock gesehen und unten mehrere Männer gesehen. "Ein Verletzter blutete am Oberschenkel, attackierte einen bewaffneten Mann mit Pistole mit einem Hi-Kick." Dieser habe aber noch rechtzeitig ausweichen können. Die Männer hätten Jogginghosen angehabt, "fünf bis sechs Schüsse" seien schnell hintereinander gefallen.

    Fahrerin wartete im Mercedes

    Eine Fahrerin habe in einem schwarzen Mercedes gewartet, sei denn mit einem Verdächtigen geflüchtet. Zwei Komplizen fuhren in einem roten SUV davon. "Die beiden Autos standen mitten auf der Straße." Die Verletzten blieben auf der Straße liegen, erlitten Durchschüsse in Oberschenkel und Rücken. Sie überlebten nur mit viel Glück.

    "Mit mir wäre es nicht so weit gekommen"

    Ein Bruder (30) der verletzten Bosnier sagte ebenfalls am Dienstag aus. "Es ist um nicht viel gegangen", so der Zeuge. "Das Wieso und Weshalb ist ein großes Fragezeichen." Größeren Konflikt mit der anderen Familie habe es angeblich keinen gegeben. Man habe sich "immer gegrüßt". Er sei über das Treffen in der Floridusgasse nicht informiert gewesen. "Mit mir und meinem Vater wäre es nicht so weit gekommen", so der 30-Jährige. "Wir hätten uns im Kaffeehaus zusammen gesetzt und darüber geredet."

    Festnahme nach 90 Minuten

    Nur 90 Minuten nach der Tat konnte die Polizei mit Unterstützung der Sondereinheiten Cobra und WEGA im Oktober die vier Verdächtigen festnehmen. Der  Vater (54) und seine drei Söhne (22, 25, 28), verteidigt von den Top-Anwälten Rudolf Mayer und Manfred Arbacher-Stöger, müssen sich nun seit 14. Juni vor Gericht verantworten. Sie gaben an, "aus Notwehr gehandelt" zu haben. Die Opfer überlebten nur mit viel Glück – die Urteile in dem Prozess stehen noch aus. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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      Thomas Lenger

      Auf den Punkt gebracht

      • Ein 15-jähriger Schüler war Zeuge einer Schießerei in Floridsdorf, bei der sich zwei Clans bekriegten
      • Vier Verdächtige stehen vor Gericht, nachdem ein Streit zwischen den Clans eskalierte und in einer blutigen Auseinandersetzung endete
      • Der Schüler berichtete, wie er plötzlich Schüsse hörte und Männer in Jogginghosen sah, die in einen Konflikt verwickelt waren
      • Die Verdächtigen behaupten, aus Notwehr gehandelt zu haben, und die Urteile stehen noch aus
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      Akt.