Wien
"Ich rettete Mann, dann bekam ich Stich in die Leber"
Der Koch war gerade im Lokal fertig, als er mehrere Männer auf ein Opfer einprügeln sah. Beherzt ging er dazwischen, bezahlte das fast mit dem Leben.
Nach einem anstrengenden Arbeitstag am 17. Juni rauchte Vincent K. (30) mit seinem Kollegen vor dem "Gösser Schlössel" in Wien-Liesing noch eine Zigarette – sie wäre um ein Haar die letzte seines Lebens geworden. Gellende Schreie direkt vor dem Lokal schreckten den Sous-Chef auf. "Mehrere Männer traten und prügelten auf einen am Gehsteig liegenden Mann ein."
Gebrochene Nase und Stich in den Bauch
Ohne nachzudenken, ging der mutige Koch dazwischen, da donnerte ihm ein heftiger Schlag ins Gesicht. "Meine Nase war sofort gebrochen", wusste er. "Als ich mich wegduckte, spürte ich von hinten einen dumpfen Stoß im Bauchraum", erinnert er sich und zeigte "Heute" vor Ort seine Narbe.
Dann sah er, wie die vier Männer (19 bis 20 Jahre, drei Tschetschenen und ein Pole) vom ersten Opfer (28) abließen und flüchteten. "Hey, dein T-Shirt ist voller Blut", hörte er seinen Kollegen sagen, der rasch einen Teller auf die klaffende Stichwunde drückte und Hilfe holte. Polizisten konnten die Verdächtigen fassen und ein blutiges Kampfmesser mit Schlagringgriff sicherstellen.
Koch kämpfte im AKH ums Leben
"Die ersten Tage im AKH durfte ich mich absolut nicht bewegen", so das Opfer. Dass er den lebensgefährlichen Leberstich überstehen würde, wussten die Ärzte da noch nicht. Schneller als gedacht, kämpfte sich der Koch zurück und konnte nur wenige Wochen nach dem Angriff schon wieder im Lokal vorsichtig mit anpacken.
Anklage: Kein Mordversuch, nur Körperverletzung
Anwalt Florian Kreiner, selbst Gast im beliebten Beisl, übernahm die Opfervertretung. "Wie das nicht als Mordversuch, sondern nur als schwere Körperverletzung angeklagt werden konnte, ist mir ein Rätsel", sagt er vor dem Prozessstart am Mittwoch am Wiener Landl.
Familienvater bescheiden: "Bin kein Held"
Auch sein Mandant wird vor Gericht aussagen: "Ohne mich wäre das erste Opfer tot", ist sich der Familienvater sicher. "Ich wollte nur helfen, dann bekam ich einen Leberstich." Ob er sich deswegen als Held fühlt? "Nein, aber ich würde in einer ähnlichen Situation wohl wieder dasselbe tun", sagt er.
Nun wünscht er sich, dass die Angreifer vor Gericht eine gerechte Strafe bekommen. Bis zu zehn Jahre Haft drohen den Angeklagten. Für sie gilt die Unschuldsvermutung.