Syrer in Wien über Rückkehr

"Ich kann nicht zurück – Mein Land ist kaputt!"

Assads Sturz brachte Hoffnung. Viele der 100.000 Syrer, die in Österreich leben, hoffen auf eine Rückkehr. Einer erklärt, warum das noch nicht geht.

Christoph Weichsler
"Ich kann nicht zurück – Mein Land ist kaputt!"
Abdulhkeem Alshater (43), Vorsitzender der Freien Syrischen Gemeinde: "Die Freiheit ist ein wichtiger Schritt, aber Syrien liegt in Trümmern."
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Nach mehr als einem Jahrzehnt des Bürgerkriegs wurde das Assad-Regime gestürzt. Doch die Freude über den Sturz des Diktators wird von der Realität überschattet: Syrien ist ein Land am Abgrund. Trotzdem fordert FPÖ-Stadtrat Dominik Nepp, dass Syrer, die in Österreich Schutz gefunden haben, jetzt in ihre Heimat zurückkehren sollen.

Abdulhkeem Alshater (43), Vorsitzender der Freien Syrischen Gemeinde in Österreich, reagiert mit scharfen Worten: "Das Land ist ein einziges Trümmerfeld. Niemand kann dort leben, geschweige denn zurückkehren. Eine Rückkehr ist erst möglich, wenn Syrien ein demokratisches und freies System aufgebaut hat und sicher geworden ist. Bis dahin müssen wir abwarten."

Ein Land am Abgrund

"Syrien liegt in Schutt und Asche", sagt Alshater mit Nachdruck. "Es gibt keine Krankenhäuser, keine Schulen, keinen Strom. Die Wirtschaft ist komplett zusammengebrochen. Die Menschen kämpfen ums Überleben, und es wird mindestens 20 Jahre dauern, bis Syrien wiederaufgebaut ist – falls das überhaupt gelingt."

Seine Familie lebt in Homs, einer der am stärksten zerstörten Städte des Landes. "Sie bekommen gerade einmal 100 Euro im Monat, haben keinen Strom und leben in extremer Armut. Die Infrastruktur ist komplett zerstört. Ihr Alltag ist ein einziger Überlebenskampf."

Angst regiert weiter

Doch es ist nicht nur die Zerstörung, die eine Rückkehr unmöglich macht. "Die Angst vor Assads alten Geheimdiensten sitzt tief. Niemand weiß, ob diese Strukturen wirklich weg sind. Das Regime hat den Staat jahrzehntelang infiltriert, und viele fürchten, dass sie noch immer im Hintergrund agieren."

Auch die Besatzung durch iranische Milizen und die Hisbollah hinterließ tiefe Spuren. "In Städten wie Homs wurden Häuser enteignet, Familien vertrieben, und Eigentum wurde zweckentfremdet. Selbst wenn jemand wollte – viele Syrer haben gar kein Zuhause mehr, zu dem sie zurückkehren könnten."

Hoffnungslosigkeit und Vorsicht

Obwohl der Sturz Assads ein Meilenstein sei, bleibt die Zukunft Syriens ungewiss. "Natürlich sind wir froh, dass das Regime gestürzt wurde", sagt Alshater. "Aber die Wunden des Krieges verschwinden nicht einfach. Syrien ist ein Land ohne Perspektive, ohne Sicherheit. Niemand kann dort ein neues Leben beginnen."

Abschließend erklärt Abdulhkeem Alshater: "Wir Syrer träumen von der Rückkehr in ein sicheres, lebenswertes Syrien. Doch davon sind wir noch weit entfernt. Bis dahin bitten wir um Verständnis und Menschlichkeit."

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    Nach dem Sturz der Regierung von Machthaber Assad besetzen die Menschen einen Panzer im Zentrum der Hauptstadt Damaskus.
    Nach dem Sturz der Regierung von Machthaber Assad besetzen die Menschen einen Panzer im Zentrum der Hauptstadt Damaskus.
    - / AFP / picturedesk.com

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der Artikel thematisiert die Forderung des FPÖ-Stadtrats Dominik Nepp, dass syrische Flüchtlinge nach dem Sturz des Assad-Regimes in ihre Heimat zurückkehren sollen.
    • Abdulhkeem Alshater, Vorsitzender der Freien Syrischen Gemeinde in Österreich, erklärt jedoch, dass eine Rückkehr unmöglich sei, da Syrien nach wie vor in Trümmern liegt, die Infrastruktur zerstört ist und die Angst vor alten Geheimdiensten und Milizen weiterhin besteht.
    CW
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