Terror in Wien
"Ich hasse ihn" – Terror-Witwe spricht über ihr Leid
Zwei Frauen, die einen geliebten Menschen durch Terror verloren haben, zwei konträre Reaktionen – beide legitim. Die berührenden Worte einer Witwe.
Der entsetzliche Terror-Akt Montagabend in der Wiener City brachte unermessliches Leid über die Stadt und vier Familien, die einen geliebten Angehörigen verloren haben. Zwei von ihnen haben in der Öffentlichkeit über ihren Gemütszustand gesprochen. Und die Reaktionen könnten kaum unterschiedlicher sein. Wie berichtet, schrieb die Schwester jener Frau (44), die bei einem After-Work-Bier erschossen wurde, in einem offenen Brief im "Standard": "Wenn ihr meine Schwester ehren wollt, dann bitte ich euch alle, auch nicht mit Hass und Ausgrenzung zu reagieren, dass würde alles, wofür sie gestanden ist, gelebt hat und eingetreten ist, mit Füßen treten."
"Unser Leid wird nie vergehen"
Ping Xia vertraute nun "Krone"-Starreporterin Martina Prewein an: "Ich hasse ihn. Für dieses schreckliche Leid, das er meiner Familie und mir – und so vielen anderen Menschen auch noch – angetan hat." Der Ehemann von Ping Xia, ein Gastronom, wurde beim Verbarrikadieren seines chinesischen Lokals am Rabensteig erschossen. Die Gattin des 40-Jährigen und die gemeinsamen Töchter (20, 21) hatten laut "Krone"-Bericht die ganze Nacht über die Hoffnung, dass Qiang Li das Attentat überlebt habe – eine Angestellte hatte ihnen telefonisch mitgeteilt, dass er bloß verletzt sei. In Eigenregie fuhren die drei Frauen sämtliche Spitäler der Stadt ab. Ihr Angehöriger wurde in keinem davon behandelt. Er war auf der Stelle tot. "Unser Leid wird nie vergehen", schluchzt Ehefrau Ping Xia.
"Er war ein herzensguter Mensch"
Bei einem "Heute"-Lokalaugenschein in der Wiener Innenstadt trauern Bekannte und Freunde um den ermordeten Familienvater: "Wir können es nicht glauben. Qiang war ein herzensguter Mensch – kein Freund großer Worte, aber immer fleißig und zuvorkommend." Eine Stammgästin ergänzt: "Dass er sich ausgerechnet in dem Augenblick eine Kugel einfing, als er die Türe verbarrikadieren wollte, um seine Gäste zu schützen, macht mich sprachlos." Der Wirt sei vor über 25 Jahren aus dem Süden Chinas nach Wien gekommen, hier heimisch geworden und habe mittlerweile zwei Lokale betrieben. Die Arbeit war sein Leben – davon zeugt auch ein WhatsApp-Profilfoto, das ein Bekannter "Heute" zeigt. Mit Kochmütze ist er auf dem Foto in der Küche abgebildet. Sein ganzer Stolz waren die beiden Töchter. Sie studieren mittlerweile in Wien.
Sturmgewehr, Pistole und Machete
Im Zuge umfassender Ermittlungen wurden auch die Waffen des Attentäters (20) mittels Fototdokumentation erfasst und anschließend sichergestellt. Sie werden derzeit kriminaltechnisch untersucht. Die Polizei hat diese Bilder am Sonntag – also sechs Tage nach dem Anschlag – veröffentlicht.
Bei dem Sturmgewehr gehen die Ermittler davon aus, dass es sich um eine "Zastava M70" handelt. Die Feuerwaffe wird in Serbien hergestellt und basiert auf der Technik des Kalaschnikow-Sturmgewehrs (AK-47 und AKM) und verschießt das Kaliber 7,62 × 39 mm. Außerdem wurden eine Pistole und eine Machete sichergestellt.
Die Ermittlungen bezüglich der sichergestellten Waffen, insbesondere deren Herkunft, laufen auf Hochtouren. Wie "Heute" berichtete, soll der 20-Jährige im Juli mit einem Bekannten in die Slowakei gereist sein, um sich Munition für sein AK47-Sturmgewehr ("Kalaschnikow") zu besorgen.
Verdacht der Verhetzung in Wien
Sonntagfrüh sorgte in der Wiener Josefstadt ein Fahrzeug für Entsetzen, das mit Polizeibegleitung durch den Bezirk fuhr und laut Schuss-Salven sowie muslimische Gebetsrufe abspielte. Auf einem Video ist zu hören, wie der Sprecher gegen "Islamisierung" und Toleranz wettert, gefolgt von "dann habt ihr bestimmt auch nichts gegen diese Kulturbereicherung hier". Im Anschluss sind mehrere Anwohner zu hören, die mit Buhrufen antworten. Laut LPD Wien wurden Erhebungen wegen des Verdachts der Verhetzung eingeleitet.