Wien

"Ich bekam keine Wohnung, weil ich Basem Mahdi heiße"

Die Diakonie hat es getestet: Mit einem "fremden" Namen wird die Wohnungssuche doppelt schwer. Basem Mahdi erlebt das ein halbes Jahr lang. 

Wien Heute
Basem Mahdi suchte ein halbes Jahr lang nach einer Wohnung
Basem Mahdi suchte ein halbes Jahr lang nach einer Wohnung
Selfie von Basem Mahdi/ Montage von Heute/ Foto der Wohnung Getty Images/iStockphoto

"Wir alle brauchen eine Tür, die wir hinter uns schließen können. Wir alle brauchen diese Sicherheit und Geborgenheit", so Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich. "Allerdings gilt das Grundrecht auf Wohnen in Österreich nicht für alle gleich". Hier hilft Sandra Konstatzky, Leiterin der Gleichbehandlungsanwaltschaft in der Leopold Moses Gasse (Wien-Leopoldstadt). Sie und ihr Team formulieren Unterlassungsklagen bei Diskriminierung oder erstreiten Schadensersatz.

Diskriminierungserfahrungen kann Basem Mahdi (26) bestätigen, der junge Mann kam 2020 aus dem Jemen als Flüchtling nach Wien. Er bezieht ein regelmäßiges Ausbildungsgehalt, spricht fließend Arabisch, Englisch und inzwischen auch Deutsch. Zur Zeit macht er eine Lehre als App-Entwickler. Er wohnt nun nach langer Suche im 22. Bezirk in einer 31-Quadratmeter-Wohnung und zahlt dafür 580 Euro. Sein Vertrag ist unbefristet.

Keine Zeit gekränkt zu sein

Während seiner langwierigen Suche schrieb Basem Mahdi täglich Bewerbungen für Wohnungen. Auf 50 Mails erhielt er in der Regel nur eine Antwort. "Die Ablehnung persönlich zu nehmen, hatte ich keine Zeit". Täglich suchte er auf allen Webseiten nach Wohnungen, setzte Bewerbungsschreiben auf. In dieser Zeit wohnte er in einer 3-Zimmer-WG: "Vier Personen pro Zimmer, das war sehr anstrengend. Ich wollte dringend da raus."

Diskriminierung bei der Wohnungsvergabe

"In Österreich gibt es bei der Wohnungsvergabe im privaten Sektor eine massive Benachteiligung", so Maria Katharina Moser. In einem Test hat sie 157 Inserate in Wien, Linz, Innsbruck und Graz untersucht. Zwei erfundene Bewerber, Michael Gruber und Mohmmad Asif bewarben sich – exakt gleiches Profil, bis auf den Namen.

"Herr Asif wurde viel öfter abgewimmelt. Leider gäbe es keine Besichtigungstermine mehr. Herr Gruber aber, der danach anrief, wurde eingeladen. Rassismus ist da und das täglich", so Moser. Die Schwierigkeiten, eine Wohnung zu bekommen, nutzen geschäftstüchtige Vermittler aus: In ihrer Not würden Mieter im privaten Wohnungsmarkt überteuerte Wohnungen anmieten, oft seien diese schimmlig, oft Substandard, kalt, für die Vermittlung würde eine Provision von zwei bis drei Monatsmieten verlangt – ohne Belege.

Frustration und Perspektivlosigkeit

Florian Hobl, Leiter der Wohnberatungsstelle WIWA des Diakonie Flüchtlingsdienst, bestätigt: "Es gibt bei den Wohnungssuchenden mit Fluchthintergrund viel Frustration, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit – viele wissen nicht, wo sie im nächsten Monat nächtigen werden".

Hier helfen Florian Hobl und seine Abteilung mit den Anschreiben für den Vermieter, einer Gehaltsübersicht, mit Formulierungen für eine höfliche Kontaktanbahnung. Basem Mahdi haben sie auch geholfen. Mahdi ist sehr dankbar und hilft nun selbst Geflüchteten bei der Diakonie.