Wien
Hungerstreik am Heldenplatz für Klimaschutz
Martha K. (29) hat seit 31. Mai nichts mehr gegessen. Die Molekularbiologin will so gegen Umwelt- und Klimazerstörung protestieren.
Die Wienerin sitzt jeden Tag am Wiener Heldenplatz, um mit den Passanten über die Notwendigkeit von Klimaschutz-Maßnahmen zu sprechen. Aus Protest gegen die Zerstörung von Natur und Klima befindet sich die Wissenschafterin (29) seit 31. Mai in einem Hungerstreik.
"14 Tage nichts gegessen"
"Ich habe schon seit 14 Tagen nichts gegessen", erzählt sie. "Ich habe mich ausgeschlafen, mir geht es den Umständen entsprechend gut. Pro Tag trinke ich einen halben Liter Fruchtsaft für Elektrolyte und Vitamine, dazu zwei Liter Wasser." In den letzten zwei Wochen nahm die Klimaaktivistin von "Extinction Rebellion" bereits sechs Kilo ab. "Ich bin sehr leicht für meine Größe, habe 60 Kilo bei 1,86 Meter."
Schweizer Vorbild
"Zum Hungerstreik inspiriert hat mich meine Freundin Howey Ou aus Lausanne in der Schweiz. Für den Versuch, die intakte Natur auf dem Mormont-Hügel vor der klimazerstörenden Zementindustrie zu retten, drohen ihr 60 Tage Gefängnis und eine Geldstrafe von über tausend Euro."
Gegen Straßenbau-Projekte
Martha will mit dem Hungerstreik auf wichtige Klimaschutz-Ziele aufmerksam machen. Die 29-Jährige fordert den sofortigen Stopp des Lobautunnel-Projekts und anderer Straßenbau-Vorhaben. "Bürgermeister Ludwig muss sich öffentlich zu den wissenschaftlichen Fakten bekennen", so die Klimaschützerin. "S1 und Lobautunnel werden das Verkehrsproblem langfristig nur verschlimmern. Je mehr Straßen gebaut werden, desto mehr Verkehr ziehen diese an."
Auch der Bau von Autobahnen, Flughäfen und die Erschließung von neuen Öl- und Gasvorkommen müsse beendet werden. Dazu kämpft die 29-Jährige noch für Pressefreiheit und gegen Postenschacher und Korruption. "Wer sich der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen gewaltfrei in den Weg stellt, verdient Anerkennung und keine Strafe."
Mobiles Büro
Sie selbst ist am Wiener Heldenplatz ihrer Zeit voraus. "Mit einem Solarpanel betreibe ich mein mobiles Büro." Dieses ist an eine Batterie in der Wiese angeschlossen, die den durch Sonnenlicht erzeugten Strom speichert. "So kann ich Handy und Laptop aufladen und ich kann im Freien arbeiten."
"Machen Erde unbewohnbar"
"Die Leute bleiben stehen und reden mit mir darüber. Wir machen die Erde unbewohnbar. Was in der Zeitung über Klimazerstörung berichtet wird, ist nur die Spitze des Eisberges. Wenn wir so weitermachen, werden uns kommende Generationen verfluchen."
Sollte sich die Erde nur um 4 Grad erwärmen, würde das große Teile Afrikas, Südamerikas, Indiens und Ozeaniens rund um den Äquator unbewohnbar machen. Das müsse verhindert werden. "Die Menschen können so nicht überleben. Ein vier Grad heißerer Planet hat keinen Platz für Milliarden Menschen."
Martha berichtet über ihren ersten Hungerstreik und Klimaschutz auf Twitter und auf der Seite von Extinction Rebellion. "Solange es meine Kräfte erlauben, will ich durchhalten und nichts essen. Es ist eine Verzweiflungsaktion, aber sonst ziehe ich keine Aufmerksamkeit an."