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Huawei P50 Pocket im Test: Falthandy als Hingucker
Huawei hat neben dem P50 Pro für Österreich noch eine Überraschung parat. Das P50 Pocket ist ein Falthandy mit jeder Menge Power und schickem Design.
Huawei hat damit aufhorchen lassen, dass nun endlich auch das neue Flaggschiff-Smartphone P50 Pro nach Österreich kommt. Im Handel ist es ab Februar erhältlich und im "Heute"-Test steckte es so gut wie alle anderen Smartphones vor allem mit seiner Kamera locker in die Tasche. Die wirkliche Überraschung war aber die Präsentation den Falthandys Huawei P50 Pocket für den heimischen Markt. Dieses gibt es einmal in der goldenen Premium Edition, die wir getestet haben, in Österreich wird vorerst aber nur das ebenso schicke, aber weiße und etwas schwächer ausgestattete Modell verkauft.
Äußerlich sieht das Handy aus wie ein luxuriöser Schminkspiegel. In der Premium Edition durfte Modeschöpferin Iris van Herpen eine blattartige Gravur im Gehäuse umsetzen, beim weißen Modell sieht das Gehäuse nach einem Schachbrett-Look aus. Klasse: Es handelt sich nicht nur um rein optische Eindrücke, die Muster lassen sich auch erfühlen, sie stehen nämlich leicht aus dem Gehäuse hervor. In beiden Fällen sorgt das für einen angenehmen halt und in Wahrheit sind solche Muster und Gravuren etwas, das längst auch bei viel mehr anderen Smartphones zum Einsatz kommen sollte.
Cooles Scharnier lässt die Lücke verschwinden
Hervorragende Arbeit hat Huawei beim Scharnier geleistet, das die beiden Smartphone-"Hälften" zusammenhält. Sowohl zusammen- als auch aufgeklappt sorgt dieses Scharnier dafür, dass alles plan abschließt. Geschlossen liegen die Gehäusehälften ohne lästige Zwischenräume und Lücken aneinander, aufgeklappt ist die Rückseite fast vollkommen flach und das P50 Pocket wirkt wie ein Smartphone aus einem Guss. Bei allen bisher getesteten Falt- und Klapphandys verschiedener Hersteller blieb vor allem im zusammengefalteten Zustand eine kleine Lücke übrig, hier ist das nicht der Fall.
Das Scharnier zeigt zudem einen guten Widerstand. Ab etwa einer Öffnung von 90 Grad sind Inhalte am Display gut erkennbar und das Smartphone bedienbar. Wer will, kann es also semi-aufgeklappt auf den Tisch stellen, der untere Teil des Smartphones dient dann gleich als Standfuß. Praktisch bei Videotelefonaten oder Selfies! Deutlich erkennbar ist im aufgeklappten Zustand allerdings eine Falte im Display. Sie ist nicht dramatisch und lenkt groß von betrachteten Inhalten ab, aber sie ist mit den Fingern leicht erfühlbar und vor allem bei dunkleren Bildschirminhalten auch deutlich sichtbar.
Sonnencreme-Sensor als Display-Gimmick
Im zusammengeklappten Zustand misst das Smartphone 87,3 x 75,5 x 15,2 Millimeter, passt also in eine Hosentasche. Aufgefaltet wird es 170 Millimeter hoch und 7,2 Millimeter dünn und offenbart ein riesiges 6,9 Zoll OLED-Display. Die tollen Displaytechnologien hat das Pocket vom Pro geerbt: Es gibt eine Auflösung von 2790 × 1188 Pixel und eine superschnelle Bildwiederholrate von 120 Hertz, die wie die recht hohe Helligkeit dynamisch angepasst wird. Im Vergleich zu herkömmlichen Smartphones spiegelt das Display zusätzlich bei Sonneneinstrahlung nicht allzu übermäßig stark.
Ein zweites, kreisrundes Mini-Display ist an der Außenseite unter der Hauptkamera dient im zugeklappten Zustand dazu, die wichtigsten Informationen und Benachrichtigungen ablesen zu können. Angezeigt werden beispielsweise Wetter, Uhrzeit, Datum oder aber auch die verbleibende Zeit bis zum Einstreffen des gerufenen Fahrdienstes. Auch Musik lässt sich über das Mini-Display abspielen und man kann außerdem die Kamera aktivieren, um Selfies mit der Hauptkamera und dem Display als Sucher zu knipsen. Witzig: Es gibt eine Funktion die beurteilt, ob man genug Sonnencreme aufgetragen hat.
Kamera knipst gut, sogar in völliger Dunkelheit
Bleiben wir bei der Hauptkamera. Die ist mit einer 32 Megapixel (MP) "Ultra Spektrum"-Kamera, einer 40-Megapixel-Weitwinkelkamera und einer 13-Megapixel-Ultraweitwinkelkamera ausgestattet. Damit schießt sie zwar nicht so bahnbrechende Fotos wie das Bruder-Modell P50 Pro, dennoch ist die Qualität der Aufnahmen gut. Am Tag entstehen klare, scharfe und natürliche Bilder, die nur in manchen Situationen etwas dunkler ausfallen. In der Nacht sind problemlos scharfe Fotos möglich, ohne dass es zu Bildrauschen kommt. Eine gute Übersicht über die Kameraleistung gibt diese Fotoshow:
Am deutlichsten zeigen sich die Unterschiede zwischen Pro und Pocket bei Makro- und Zoom-Aufnahmen, da kann das Falthandy nicht mithalten. Vor allem auf den Zoom sollte man beim Pocket eher ganz verzichten und eine optische Bildstabilisierung scheint es nicht zu geben. Generell aber gilt: Beide Geräte bewegen sich auf sehr, sehr hohem Niveau, was die Qualität der Kamera betrifft. Eine Besonderheit bietet dafür die "Ultra Spektrum"-Kamera, denn sie kann auch in vollkommener Dunkelheit Motive sichtbar machen und knipsen, indem sie sie in einem fluoreszierenden Licht erstrahlen lässt. Künstlerisch könnten sich damit ganz neue Horizonte eröffnen.
Modernste Technik, aber auch kein 5G
Eine eigene Frontkamera gibt es auch und die macht mit 10,7 MP ganz schicke Selfie-Aufnahmen des Benutzers. Wer kann, sollte aber die Möglichkeit nutzen, auch die Selfies mit der Hauptkamera über das Sucher-Mini-Display anzufertigen, denn dieses Kamerasystem hat einfach viel mehr Power. Apropos Power: Wie im P50 Pro arbeitet im Inneren des Pocket ein Snapdragon-888-Prozessor. Dazu gibt es bei der Premium Edition 12, beim weiß-silbernen Modell 8 GB Arbeitsspeicher. Auch der interne Speicher der beiden Modelle unterscheidet sich mit 512 beziehungsweise 256 GB, beide sind erweiterbar.
Damit ist das Huawei P50 Pocket nicht nur schnell, sondern dank modernster Technologien wie Wi-Fi 6 sogar ultraschnell. Dass es in Österreich nur die "schwächere" Version zu kaufen gibt, muss niemanden stören, denn in der Praxis ist auch das "Austro-Modell" mehr als nur stark ausgestattet. Für beide Versionen gilt, dass es einen Dual-SIM-Slot gibt, in den statt einer zweiten SIM-Karte auch eine Nano-Speicherkarte verwendet werden kann. Den neuen Mobilfunkstandard 5G gibt es allerdings wie auch beim Pro nicht, es muss mit der 4G-Technologie vorlieb genommen werden.
Huawei statt Google beim Betriebssystem
In Sachen Betriebssystem gilt eins zu eins, was wir bereits im Testbericht zum P50 Pro erklärt haben. Als Betriebssystem gibt es das auf Android basierende EMUI, dieses Mal in der 12er-Version – und nicht Huaweis neues System HarmonyOS. Auffallen wird das aber sowieso nicht allen Nutzern, denn optisch gleichen sich die beiden Systeme fast bis aufs Haar. Zu bemerken sind in der neuen Version einige smartere Funktionen, etwa geteilte Benachrichtungs- und Einstellungs-Widgets beim Herunterwischen über den Bildschirm. Weder Android-, noch iOS-Nutzer müssen sich fürchten, EMUI ist übersichtlich.
Weiter gilt auch: Google Mobile Services (GMS) gibt es nicht auf den neuen Smartphones, mittlerweile hat Huawei aber seine Huawei Mobile Services (HMS) und den hauseigenen App-Store, die AppGallery, dermaßen gut aufgebaut, dass es auch "ohne Google" nicht wirklich Einschränkungen in der täglichen Nutzung hierzulande gibt. Neben Diensten wie Huawei Assistant, Huawei Music oder Huawei Video und Huawei AppGallery kann man auch auf App-Alternativen wie Petal Maps, E-Mail und Cloud Drive statt Google-Apps zurückgreifen. Petal Search findet zudem Apps, die nicht in der AppGallery sind.
Ein Luxus-Falthandy als Hingucker
In Sachen Akku ist das Huawei P50 Pocket mit 4.000 Milliamperestunden ausgestattet. Das bringt Durchschnittsnutzer auf 1,5 Tage und selbst Power-Nutzer über den Tag. Eine kabellose Ladung gibt es bei diesem Falthandy nicht. Per Kabel und USB-C-Anschluss wird mit maximal 40 Watt geladen, was das leere Gerät in rund einer Stunde wieder voll macht. Huawei liefert in der Packung gleich Kabel und Ladegerät mit, das ist nicht mehr bei allen Herstellern der Fall. Bei einem doch etwas stolzeren Preis von 1.299 Euro ist das aber erwartbar. Die goldene Premium Edition würde gar hohe 1.599 Euro kosten.
Mit dem Huawei P50 Pocket ist dem Unternehmen ein tolles Luxus-Smartphone gelungen, das mit dem edlen Design, der starken Ausstattung und dem guten Display punkten kann. Auch die Kamera ist für ein Faltgerät überraschend potent ausgefallen. Für Experimentierfreudige und als Alleinstellungsmerkmal gibt es Besonderheiten wie fluoreszierende Kamera-Aufnahmen und einen Sonnencreme-Sensor. Wen alleine das Betriebssystem abschreckt, der sollte sich nicht zu viele Gedanken machen. Zwar muss man einige Abstriche hinnehmen, im Großen und Ganzen klappt es aber auch ohne Google.