Huawei FreeBuds Pro 2 im Test – die neuen In-Ear-Könige

In Istanbul gewährte das Technologieunternehmen Huawei einen Blick auf viele Produkte, die die Nutzer in den kommenden Wochen und Monaten erwarten. Mit dabei: neue Ergänzungen der nova Smartphone-Familie – das Huawei nova Y70 und Huawei nova Y90 – und die neueste Ergänzung der Audio-Gerätefamilie, die High-End-In-Ear-Kopfhörer Huawei FreeBuds Pro 2. Außerdem zu sehen war das erste Huawei Tablet mit E-Ink-Bildschirm namens Huawei MatePad Paper sowie zwei neue Laptops im 16-Zoll-Format, das stark ausgestattete Huawei MateBook D 16 und das Huawei MateBook 16s.

Bereits am Markt erschienen sind nun die Huawei FreeBuds Pro 2 um 199 Euro in den Farben Silver Blue, Silver Frost (Testmodell) und Ceramic White. Bei teilnehmenden Händlern in Österreich erhalten Kunden für das Geld bis zum 24. Juli das Huawei Band 7 kostenlos dazu. Doch was können die Kopfhörer eigentlich? Der "Heute"-Test zeigt, dass sie die ohnehin schon sehr gut bewerteten Vorgänger in so gut wie allen Kategorien schlagen und mit 199 Euro in Wahrheit eine überraschend günstige Chance im High-End-Kopfhörer-Segment des Buds darstellen. Vor allem Sound und ANC sind top.

Beim Design bleibt man den Vorgängern treu

Das Design der In-Ears und des Ladebehälters wurde im Vergleich zum Vorgänger fast eins zu eins übernommen, nur die Steige an den Kopfhörern haben sich leicht verschlankt. Neu am Ladebehälter ist zudem unter dem Huawei-Schriftzug das Wort "Devialet" zu finden – für die neuen Kopfhörer hat das Technologieunternehmen mit dem Sound-Spezialisten kooperiert. Das gab es bisher nur bei den Huawei-Speakern Sound X und Sound Joy, die beide dadurch einen bombastischen Sound erhielten. Dies ist nun auch bei den neuen FreeBuds Pro 2 der Fall, der Klang ist einfach fantastisch klar und gut ausgefallen.

Die Kopfhörer setzen neben dem bekannten Weiß wieder auf die neue Trendfarbe "Silver Frost" und holen sich zudem das metallische Hellblau als neue Farbe ins Boot. Sie verfügen wieder über einen kantigen Steg sowie farblich passende Ohrteile und einen runden Hörer-Kopf. Damit sehen die FreeBuds den Apple-Kopfhörern ziemlich ähnlich, das hauseigene Design weiß aber bei genauerem Hinsehen dann doch einige eigene Akzente zu setzen. Bei der Verarbeitung hat sich das Unternehmen wieder keinerlei Patzer geleistet. Die edlen Kopfhörer sehen schick aus, sind aber gleichzeitig praktisch zu reinigen.

Trageerkennung und Passformtest vorhanden

Sowohl das Gehäuse als auch die Silikon-Aufsätze und sogar deren Innenflächen sind leicht erreichbar und entsprechend einfach zu putzen. Da zeigt sich nun auch gleich die erste Neuerung, denn die Kopfhörer sind neu mit IP54 gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Das wieder matt gestaltete Ladecase mit kleinem Glanz-Hingucker ist wiederum etwas verschlankt worden und passt damit gut in die Hosentasche. Die Kopfhörer selbst wiegen rund 6,1 Gramm (die Vorgänger 5,5 Gramm), das Ladecase kommt auf etwa 52 Gramm (beim Vorgänger 60 Gramm). Größte Neuerung ist der IP-Schutz.

Gekoppelt werden die Huawei FreeBuds Pro einfach über Bluetooth mit dem Smartphone, egal ob iPhone, Android- oder HarmonyOS-Smartphone. Wer allerdings die zugehörige "AI Life"-App von Huawei nutzt, entfesselt erst die wahren Stärken der FreeBuds Pro 2. Bereits von den Vorgängermodellen bekannt sind dabei die Ladestandsanzeigen für die einzelnen Kopfhörer und das Case oder das Festlegen der Verknüpfungen, die bei der Touch-Steuerungen ausgelöst werden sollen. Doch hier kommen jede Menge Neuerungen hinzu. Die FreeBuds Pro 2 verfügen über eine Trageerkennung und einen Passformtest.

Wisch- und Drucksteuerung wurde beibehalten

Bei der Trageerkennung kann festgelegt werden, ob der Kopfhörer weiter Musik oder Inhalte abspielen oder die Wiedergabe pausiert werden soll, wenn etwa ein Kopfhörer aus dem Ohr genommen wird. Beim Passtest spielt die App eine Prüfmusik ab, anhand derer sie erkennt, ob die Kopfhörer gut im Ohr sitzen oder eine andere Größe bei den (drei mitgelieferten) Silikonaufsätzen (S, M, L) verwendet werden sollte. Beibehalten im Vergleich zu den Vorgängern wurde die Touch-Steuerung der FreeBuds. Bei Befehlen geben sie nun ein kurzes, haptisches Feedback auf die Eingabe durch eine Art Knack-Vibration.

Das Tippen ist zudem nun einer Wisch- und Druck-Steuerung gewichen. Das war auch schon bei den Vorgänger-Modellen so. Drückt man den Steg des Kopfhörers kurz zusammen, startet und beendet man Musik und Anrufe, längeres Drücken und Halten wechselt wiederum durch die verschiedenen Modi wie Geräuschunterdrückung (ANC), Aufmerksamkeitsmodus oder Standard-Nutzung. Smart ist wieder die Lautstärkeregelung: Wischt man seitlich am Steg nach oben oder unten, passt sich die Lautstärke entsprechend an. Kleines Manko: Manchmal ist mehr Druck notwendig, was den Hörer im Ohr verschiebt.

Kopfhörer legen sich mit den Branchenbesten an

Beim Sound und beim ANC legt sich Huawei mit den FreeBuds Pro 2 mit den besten der Branche an, und das ist keine Übertreibung. Die Zusammenarbeit mit Devialet am Kopfhörer-Sektor – eine Weltneuheit – zahlt sich aus. Huawei setzt bei den FreeBuds Pro 2 zwei Schallwandler ein, die gemeinsam mit einer flachen statt konischen Membran arbeiten und damit komplettes Neuland bei In-Ears darstellen. Bei dynamischen 11-mm-Treiber kommen vier Magnete zum Einsatz, sie sollen den Ton sogar in nicht mehr fürs menschliche Ohr hörbare Bereiche treiben können, runter bis auf 14 Hertz.

Mit der technischen Ausstattung unterscheiden sich die Huawei FreeBuds Pro 2 von so gut wie allen Kopfhörern am Markt – am ehesten findet man eine solche Ausstattung noch im Profi-Studiobereich. Hörbar wird das mit einem glasklaren und sehr angenehm warmen Klang mit kraftvollem Bass und einem raumfüllendem Sound, der schon von Werk aus sehr gut abgestimmt ist. Nachjustieren darf man in der zugehörigen App. Wichtiges Detail dabei: hochaufgelöster Sound per LDAC kommt dank Sony ins Spiel, das bieten eigentlich nur weit teurere und professionelle Kopfhörer an.

Gewaltiges ANC-Upgrade, aber kürzere Laufzeit

Ein gewaltiges Update hat auch die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) bekommen. Drei Mikrofone filtern Umgebungsgeräusche heraus und schaffen es am Papier, Außentöne von bis zu 47 Dezibel auszublenden. Netter Bonus durch die Mikrofone: Anders als die Vorgänger sind nun auch Telefongespräche klarer und Windgeräusche nicht mehr so störend. ANC selbst lässt sich in drei Stufen – "Cozy", "General" und "Ultra" – regeln, wobei der Wechsel auch automatisch je nach Umgebungssituation geschehen kann. In Umgebungen mit auch lauten, monotonen Geräuschen wird es komplett still. 

Im Flugzeug und in den Öffis bekommt man bei gut sitzenden Silikon-Aufsätzen nichts mehr von Motorengeräuschen und Hintergrundgesprächen mit, aber auch schrille Kinderschreie, Autohupen oder Pfiffe sind nur noch stark gedämpft hörbar. Damit kommt Huawei auf Augenhöhe mit Sony, das bisher als ANC-König aufgefallen war. Genial ist außerdem der sogenannte "Aufmerksamkeitsmodus". Der filtert Umgebungslärm heraus, lässt aber wichtige Informationen wie sprechende Menschen oder Autohupen durch. Wer will, kann zudem noch Stimmen verstärken lassen – klasse etwa bei Öffi-Durchsagen!

Diese Kopfhörer sind die absolute Königsklasse

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, alle Modi einfach abzuschalten und einfach so Musik zu hören. Selbst nur durch ihren Sitz schirmen die FreeBuds dabei einiges an Außenlärm gut ab. Alles besser als beim Vorgänger? Fast! Durch die beeindruckende Leistung steigt der Batteriehunger der Kopfhörer. Die Vorgänger kamen noch auf eine Laufzeit von acht oder fünf Stunden (ohne und mit ANC), bei den FreeBuds Pro 2 hält man jedoch bei 6,5 und vier Stunden. Im Vergleich mit der Klangqualität und dem ANC verzichten wir aber gerne auf die zusätzliche Laufzeit und setzen lieber voll auf die Pro 2.

30 Stunden Laufzeit (ohne ANC) bieten die FreeBuds in Verbindung mit einem voll geladenen Case, das wiederum per USB-C oder auch kabellos per Qi-Standard geladen werden kann. Eine volle Ladung dauert dabei nur rund eine Stunde per Kabel und knapp unter zwei Stunden kabellos. Eine weitere Neuerung: Zwei Geräte gleichzeitig können mit den FreeBuds Pro 2 verbunden werden. Die Huawei FreeBuds Pro 2 reihen sich insgesamt bei vergleichsweise niedrigem Preis in die Königsklasse der In-Ear-Kopfhörer ein und setzen sich in ihrer Preisklasse sogar an die Spitze des gesamten Marktes.