Kein Strand ohne Gebühr

Horrende Preise! Sonnenschirm-Mafia erzürnt Italiener

In Italien ist ein Strandbesuch schon lange keine Gratis-Angelegenheit mehr: Dort werden oft horrende Preise für Liegen und Eintrittsgelder verlangt.

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Horrende Preise! Sonnenschirm-Mafia erzürnt Italiener
Liegen und Sonnenschirme soweit das Auge reicht: Italienische Strände sind voll von diesen "Legebatterien".
IMAGO/Bihlmayerfotografie

Der Strand ist für alle da – könnte man denken. Denn schließlich handelt es sich in den meisten Fällen um öffentlichen Grund. In Italien werden die Strände aber schon seit Jahrzehnten von Pächtern dominiert. Und die verlangen nicht nur für Liegen und Sonnenschirme, sondern teils auch für den Zugang zum Strand Geld: Meistens kosten zwei Liegestühle plus Schirm pro Tag zwischen 20 und 30 Euro, teils werden aber bis zu 75 Euro verlangt.

Diese Politik, die viele Strandgäste als Abzocke empfinden, hat in Italien eine lange Tradition: Denn bereits vor vielen Jahrzehnten vergab der italienische Staat die Konzessionen für einzelne Strandabschnitte an Kriegsversehrte, die ihrem eigentlichen Beruf nicht mehr nachgehen konnten und dadurch ein Einkommen hatten. Zur Erhaltung der Konzession muss man nicht viel tun – sie wird vom italienischen Staat automatisch verlängert. Deswegen sind laut dem Branchenverband FIBA viele Balneari – so nennen sich die verpachteten Strandabschnitte – in den Händen weniger Familien, und das seit Jahrzehnten.

Horrende Gewinnspannen locken Mafia an

Mittlerweile soll auch die Mafia das Geschäft für sich entdeckt haben: Denn das Verhältnis zwischen Pachtgebühr und Einnahmen bei den Balneari ist aus wirtschaftlicher Sicht fantastisch: Laut der Zeitung "Welt" zahlen die Pächter im Schnitt nur 7600 Euro für die Lizenz – setzen aber mehr als 250.000 Euro im Jahr um. Laut der Anti-Mafia-Behörde DIA sollen einige besonders populäre Strandabschnitte bereits von der Mafia infiltriert sein und sich dadurch auch die perfekte Möglichkeit zum Geldwaschen bieten. Der italienische Staat schaut indes doof aus der Wäsche: Im Jahr 2021 nahm er nur 97 Millionen Euro mit den Konzessionen der Balneari ein, weniger als ein Prozent der Umsätze.

Ein weiteres Problem: Dadurch, dass die Konzessionen immer wieder automatisch verlängert werden, findet kein freier Wettbewerb statt: Andere Interessenten werden also ausgeschlossen. Konkurrenz, die das Geschäft belebt, gibt es nicht. Der EU ist das schon lange ein Dorn im Auge, denn diese Praxis widerspricht den Regelwerken des Binnenmarktes. Italienische Gerichte haben die Lizenzen vieler Pächter jüngst für ungültig erklärt, die Betreiber machen aber weiter, als wäre nichts gewesen.

Druck auf Meloni steigt

Die Italiener scheinen indes die Nase voll zu haben von der italienischen Liegestuhl-Mafia: Sie protestieren am Strand gegen die Konzessions-Vetternwirtschaft mit Transparenten, auf denen "freies Meer" und "niemals niederknien" steht. Auch viele Oppositionspolitiker, Verbraucherschützer und Wirtschaftsverbände machen Druck, dass die Regierung unter Giorgia Meloni die Forderungen aus Brüssel umsetzt.

Und die Pächter? Die reagieren empört. Sie argumentieren, dass man, käme es zum freien Wettbewerb, das Feld den Großinvestoren überließe. Kleinere Betreiber hätten in solchen Verfahren keine Chance. Außerdem stiegen die Preise – und am Ende würde dies die Mafia erst recht anlocken. Denn wenn Bewerber Angebote abgeben müssten, würde auch das die finanziell Starken übervorteilen – also die Mafia.

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    Auf den Punkt gebracht

    • In Italien sind immer mehr Strände von sogenannten Balneari voll – dort muss man Liegestühle und Sonnenschirme für teures Geld mieten
    • Die Pächter zahlen nur wenig für die Pacht und machen enorme Gewinne, das lockt auch die Mafia an
    • Inzwischen protestieren immer mehr Italiener gegen das System und fordern einen freien Strand für alle
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