Übelkeit und Gedächtnisverlust
"Hohe Dunkelziffer" – immer mehr Opfer von K.o.-Tropfen
Was als Partynacht beginnt, endet für viele Frauen im Albtraum. Heimlich ins Glas gemischte Tropfen machen sie wehrlos. Täter bleiben oft unbestraft.
Ein Abend in der Disco, ein Glas in der Hand – immer häufiger endet die Nacht für Frauen nicht mit Partyspaß, sondern mit Albträumen. KO-Tropfen, farb- und geruchlose Substanzen, die heimlich ins Getränk gemischt werden, versetzen nichtsahnende Opfer in einen wehrlosen Zustand.
Die Tropfen schmecken zwar salzig bis seifig. In Mixgetränken sind sie aber kaum wahrnehmbar. Je nach Mittel kann die Wirkung verheerend sein: von Schwindel über Übelkeit oder Erinnerungslücken bis hin zur Amnesie (Gedächtnisverlust). Auch das autonome Frauenzentrum Linz (aFz) beschäftigte sich in diesem Jahr schon intensiv mit der Thematik.
Dunkelziffer enorm
Denn: Sehr oft folgen auf die Tropfen sexuelle Übergriffe, Opfer werden ausgeraubt oder vergewaltigt. Offizielle Fall-Zahlen gibt es aber kaum. Das Problem: Die Substanzen sind nur für eine sehr kurze Zeit im Urin und im Blut nachweisbar – maximal sechs bis zwölf Stunden.
Für eine strafrechtliche Verfolgung des Täters muss schnell gehandelt werden. Aber: Nur wenige Opfer entscheiden sich überhaupt dazu, Anzeige zu erstatten. Sie schämen sich, geben sich selbst die Schuld. Viele Taten bleiben also unentdeckt. Laut aFz ist die Dunkelziffer sehr hoch, die Auswirkungen auf die Betroffenen gravierend.
"Ist Luisa da?"
"Leider ist dies ein Bereich, in dem es noch viel Schuldzuweisungen an Opfer gibt, wenig Schutzkonzepte existieren und kaum ein Täter zur Verantwortung gezogen wird", so das aFz. Zusammen mit der Stadt Linz arbeiten sie mit einer Kampagne für besseren Schutz bei sexueller Belästigung und KO-Tropfen.
Autonomes Frauenzentrum Linz
Das aFz bietet für betroffene Frauen ab 16 Jahren umfassende Information und persönliche Beratung. Entschließen sich Betroffene zu einer Anzeige, wird bei Bedarf eine kostenfreie psychosoziale und juristische Prozessbegleitung während eines Strafverfahrens angeboten.
So können Betroffene mit dem aFz Kontakt aufnehmen:
Tel.: 0732/602200
E-Mail: [email protected]
Viele dieser Fälle passieren in der Öffentlichkeit, in Clubs, Bars oder auf Veranstaltungen. Mit der Frage "Ist Luisa da?" können Betroffene geschulten Mitarbeitern diskret zeigen, dass sie Hilfe brauchen. Das aFz bietet außerdem zahlreiche Fort- und Weiterbildungen an. So soll die Sensibilität für Gewalt und sexualisierte Gewalt erhöht werden.
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Auf den Punkt gebracht
- Immer häufiger enden Partynächte für Frauen mit einem Albtraum, da ihnen heimlich K.O.-Tropfen ins Getränk gemischt werden, die sie wehrlos machen und oft zu sexuellen Übergriffen führen.
- Die Dunkelziffer solcher Fälle ist enorm, da die Substanzen nur kurz nachweisbar sind und viele Opfer aus Scham keine Anzeige erstatten; Initiativen wie das autonome Frauenzentrum Linz arbeiten an besseren Schutzkonzepten und Sensibilisierung.