Wien

Ganze Fahrspur muss in Hörlgasse für Radweg weichen

Nach der Praterstraße (Leopoldstadt) und der Wagramer Straße (Donaustadt) entsteht nun am Alsergrund der dritte temporäre Radweg der Stadt. Für die ein Kilometer lange Strecke fällt eine von drei Fahrspuren für den Autoverkehr weg. 

Louis Kraft
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Die Hörlgasse im Alsergrund wird Wiens dritter und längster Pop-Up-Radweg.
Die Hörlgasse im Alsergrund wird Wiens dritter und längster Pop-Up-Radweg.
Sabine Hertel

Wiens Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) tritt weiterhin für den Ausbau des Wiener Radwegenetzes gehörig in die Pedale. Nach der Praterstraße (Leopoldstadt) und der Wagramer Straße (Donaustadt) wird die Hörlgasse (Alsergrund) nun zum dritten Pop-Up-Radweg der Stadt.

Eine Fahrspur fällt fix und dauerhaft weg

Schon in der Nacht von morgen, Dienstag, wird der – mit einer Streckenlänge von einem Kilometer – längste Pop-Up-Radweg Wiens umgesetzt. Der temporäre Radstreifen am Rand der Fahrbahn wird bergauf in Richtung City eingerichtet und reicht von der Oberen Donaustraße über die Roßauer Brücke, die Türkenstraße und die gesamte Länge der Hörlgasse sowie die Straße des 8. Mai bis zur Universitätsstraße. Dabei wird eine von drei Auto-Fahrspuren zur Pop-Up-Radspur. Wie auf der Praterstraße wird der temporäre Radweg durch orangefarbene Markierungen und Leitbaken abgesichert.

Gültig ist der Pop-Up-Radweg, wie die anderen auch, bis Ende des Sommers. Doch auch danach dürfte er bleiben, denn die Stadt plant eine dauerhafte Umgestaltung der Hörlgasse. Über die Ziele sind sich Hebein und die Alsergrunder Bezirksvorsteherin Saya Ahmad (SPÖ) einig: Die Hörlgasse soll abgekühlt werden und mehr Platz für Menschen bieten, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Aus drei Fahrspuren für den Autoverkehr sollen zwei werden. Auch wenn die Planungen erst starten und die Stadt noch keine Ergebnisse vorwegnehmen will, dürfte der Pop-Up-Radweg dann zu einer fixen Einrichtung werden. Zudem sollen Baumpflanzungen, breitere Gehsteige und mehr Sitzmöglichkeiten die Aufenthaltsqualität der Hörlgasse zukünftig verbessern. Die Umgestaltung der Bezirksstraße wird durch die Stadt Wien gefördert.

"Brauchen sichere, schnelle Radverbindungen in der Stadt"

Turbo für den Ausbau des Radwegenetzes in Wien dürfte indirekt das Coronavirus sein, immer mehr Wiener steigen auf das Fahrrad um. Laut Angaben der Stadt waren in der Woche vom 4. Mai knapp 23.000 Radfahrer am Donaukanal unterwegs – ein Plus von 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

"Der Platz in Wien ist ungerecht verteilt, das merken wir in der aktuellen Corona-Krise besonders. Gerade jetzt, wo viele Menschen auf das Fahrrad umsteigen, möchte ich alles tun, damit es sichere, schnelle Radverbindungen in der Stadt gibt", erklärt Hebein. Einen Weg, mehr Platz für sicheres Radfahren zu schaffen, hat Hebein in den temporären Radwegen gefunden. 

Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (re) und die Leopoldstädter Bezirkschefin Uschi Lichtenegger (beide Grüne) bei der Eröffnung von Wiens erstem Pop-Up-Radweg auf der Praterstraße.
Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (re) und die Leopoldstädter Bezirkschefin Uschi Lichtenegger (beide Grüne) bei der Eröffnung von Wiens erstem Pop-Up-Radweg auf der Praterstraße.
Denise Auer

Während der Pop-Up-Radweg auf der Wagramer Straße vom Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ) als "Pfusch" kritisiert wurde, ist seine Parteifreundin im Alsergrund von "ihrem" Pop-Up-Radweg überzeugt. Ahmad freut sich auf die neue, sichere und schnelle Fahrradverbindung zwischen Donaukanal und Innere Stadt. "Nach vielen intensiven Gesprächen und Vorarbeiten, haben wir nun gemeinsam eine wichtige Entscheidung für die Hörlgasse getroffen. Es freut mich sehr, dass wir mit dem bislang längsten Pop-Up-Radweg nicht nur akut für eine Verbesserung sorgen werden, sondern auch den ersten Schritt für einen nachhaltigen Veränderungsprozess setzen konnten“, betont die Bezirksvorsteherin.

Stadt will in Krise in klimafreundliche Infrastruktur investieren

Bei den Pop-Up-Radwegen geht es Hebein aber um mehr als nur um einzelne neue Radstrecken. "Wir stecken mitten in einer Arbeitsmarkt-Krise und in einer Klimakrise. Den Weg heraus können wir als Stadt nur dann schaffen, wenn wir jetzt in klimafreundliche Infrastruktur investieren und nachhaltige Jobs schaffen. Das möchte ich auch als Chance begreifen und Grätzl gemeinsam mit den Bezirken aufwerten: Mehr Grün, mehr Schatten, mehr Platz für die Menschen und weniger Autoverkehr – das ist nicht nur hier in der Hörlgasse eine gute Idee. Es ist nicht mehr die Zeit, sich um jeden Parkplatz zu streiten, sondern gemeinsam mit den Bezirken dafür zu sorgen, dass unsere Kinder und Enkelkinder in einer lebens- und liebenswerten Stadt aufwachsen", so Hebein.