Wirbel um ÖFB-Teamchef
Hoeneß schimpfte Rangnick "Feind", jetzt Bayern-Flirt
Vor wenigen Jahren griff Uli Hoeneß Teamchef Ralf Rangnick noch medial an. Heute buhlen seine Bayern um den ÖFB-Mann. Eine angespannte Beziehung …
Ein gereizter Uli Hoeneß beschimpfte ihn einst als "Besserwisser" und "Feind" des FC Bayern, Ralf Rangnick trachtete kampfeslustig nach dem "Skalp" des Münchner Patrons und triezte ihn mit der legendären "flotte Sprüche"-Pointe.
Doch was einander über Jahre in herzlicher Abneigung verbunden war, soll nun in frischer Zuneigung zusammenfinden: Rangnick, ausgerechnet Rangnick, gilt plötzlich als "Favorit" bei der schier endlosen Trainersuche des deutschen Fußball-Rekordmeisters.
"Professor in der Pole-Position", titelte der Münchner Merkur am Dienstag, das Schwesterblatt tz nannte Rangnick den möglichen "FCB-Retter" - immerhin noch versehen mit einem Fragezeichen. Denn Österreichs Teamchef Rangnick, betonte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel auf SID-Anfrage, "besitzt ein aufrechtes Vertragsverhältnis" bis 2026. "Dem ÖFB liegen keine Anfragen vor", ergänzte Schöttel: "Der volle Fokus ist auf die UEFA EURO 2024 gerichtet."
Wirklich? Laut Kurier ist Rangnick nach den Absagen von Xabi Alonso und Julian Nagelsmann "DER Wunschkandidat" der Münchner, demnächst werde mit dem ÖFB über eine Ablöse verhandelt. Merkur/tz berichten, wenn Rangnick nur wolle, werde er Nachfolger von Thomas Tuchel. Der Deal solle noch in dieser Woche fix gemacht werden. Laut Sport Bild wird es "heißer" mit Rangnick, der bestehende Kontakt zum langjährigen Bundesligacoach werde jetzt "intensiviert". Sky meldet bereits "konkrete Verhandlungen".
Die erfolgreiche EM-Quali des ÖFB-Teams in Bildern
Rangnick und der FC Bayern - das wäre in der Tat eine spektakuläre Verbindung. Seit der heute 65-Jährige sich 2004 bei Schalke 04 erstmals zum Münchner Rivalen aufgeschwungen hatte, sah Hoeneß in ihm eine Art Lieblingsgegner. 2008, Rangnick ärgerte die Münchner inzwischen mit der TSG Hoffenheim, kochte der Konkurrenzkampf hoch. "Wenn das ein Western wäre, geht es darum, uns deren Skalp zu sichern", sagte Rangnick und witzelte: "Wenn sie flotte Sprüche hören wollen, dann müssen sie nach München gehen, wenn sie flotten Fußball sehen wollen, dann sind sie hier richtig."
Diese Scharmützel sind vergessen, Hoeneß würdigte Rangnick kürzlich als "tollen Mann". 2017 dachte der Rekordmeister darüber nach, ihn zum Sportdirektor zu machen. 2019, verriet Hoeneß vor 14 Monaten, wurde er beinahe Coach in München. Vor dem Pokalfinale unter dem umstrittenen Niko Kovac gegen RB Leipzig habe Rangnick "gewusst oder wenigstens geahnt: Wenn ich heute gewinne, bin ich am Montag Trainer von Bayern München".
Die erfolgreiche EM-Quali des ÖFB-Teams in Bildern
Kovac gewann, war seinen Job wenige Monate später aber trotzdem los - und die Bayern dachten wieder an Rangnick. "Der Kontakt lief immer über Karl-Heinz Rummenigge", erzählte Hoeneß im Februar 2023 der Leipziger Volkszeitung: "Ich hatte auch nach der Beurlaubung von Niko Kovac das Gefühl, dass Karl-Heinz Rangnick will." Sportdirektor Hasan Salihamidzic und Hoeneß hätten sich aber "für Hansi Flick ausgesprochen".
Rummenigge wie Hoeneß reden aktuell als Aufsichtsratsmitglieder ein gewichtiges Wort mit. Betraut sind mit der Trainersuche aber Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund, die beide eine Vergangenheit im Rangnick'schen RB-Kosmos haben. Freund arbeitete von 2012-15 in Salzburg eng mit Rangnick zusammen, auch Campus-Chef Jochen Sauer und Campus-Trainer Rene Maric waren dort aktiv.
Kommt es zur Wiedervereinigung? Am 8. April hatte Rangnick bei einem Termin in Düsseldorf beteuert, er habe mit den Bayern noch nicht gesprochen. "Warum sollte ich?" Er fühle sich in Österreich wohl und habe Vertrag, "unser Ziel und Weg geht auch nach der EURO weiter".
Hat diese Aussage Bestand? Die Bayern, heißt es, behielten sich fürs Erste die Alternative Roberto De Zerbi (Brighton & Hove Albion) vor. Unai Emery, der ebenfalls als Kandidat galt, verlängert bei Aston Villa bis 2027.
(SID)