Klimaschutz

Hitzefrei – Allianz droht mit Baustellen-Blockaden

Bauarbeiter sind besonders von extremer Hitze betroffen. Sie erhalten aber nicht automatisch "Hitzefrei". Eine Allianz fordert gesetzliche Anpassung.

Heute For Future
Eine Allianz aus AK, Gewerkschaft und Klimabewegung sagt der Hitze am Bau den Kampf an, im Bild u.a. AK Wien-Präsidentin Renate Anderl und Josef Muchitsch, Vorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz.
Eine Allianz aus AK, Gewerkschaft und Klimabewegung sagt der Hitze am Bau den Kampf an, im Bild u.a. AK Wien-Präsidentin Renate Anderl und Josef Muchitsch, Vorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz.
"Heute"/Sabine Hertel

Der Sommer 2023 war der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen. Das belegen die Zahlen des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus der Europäischen Union eindeutig. Längst sind die Auswirkungen der Klimakrise für viele Beschäftigte am Arbeitsplatz spürbar. Vor allem die 400.000 Outdoor-Arbeitnehmer in Österreich sind vom drastischen Anstieg an Hitzetagen betroffen.

Neben der höheren Arbeitsbelastung, Kreislaufproblemen, Hitzeschlägen und Kollaps seien sie auch Langzeitfolgen wie hellem Hautkrebs ausgesetzt, machte eine Allianz aus Arbeiterkammer (AK), Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), Fridays for Future und System Change not Climate Change auf das Problem aufmerksam.

Es brauche längst eine gesetzliche Anpassung an die neuen Bedingungen, macht die Allianz im Rahmen einer Pressekonferenz aufmerksam. Wenn der Gesetzgeber nicht rasch darauf reagiere, werde die Allianz mit entsprechenden Maßnahmen Druck machen.

Nur jeder Vierte bekam Hitzefrei am Bau

Von den Hitzetagen am Härtestesten betroffen seien die Bauarbeiter. Auf Dächern oder in Baugruben steige die Temperatur in der Sonne auf bis zu 50 Grad Celsius. Dies führe nicht nur zu gesundheitlichen Folgen, auch die Gefahr für Arbeitsunfälle steige dadurch, so die Allianz. Erst ab 32,5 Grad im Schatten bestehe die Möglichkeit, die Arbeit niederzulegen - es gebe jedoch keinen Rechtsanspruch.

Gewähren Arbeitgeber Hitzefrei, erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Lohnfortzahlung von 60 Prozent, die von der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse übernommen wird. Allerdings kamen im Sommer mit 23.875 Arbeitnehmern aus 1.158 Betrieben nur ein Viertel der Bauarbeiter in den Genuss dieser Regelung, teilte die Allianz mit.

Reform des Arbeitsrechtes gefordert

"Während in Wien den Fiakerpferden zu Recht Hitzefrei gewährt wird, müssen Bauarbeiter auch bei 35 Grad weiterarbeiten, wenn die Firma darauf besteht. Wie lange will die Politik sich das noch anschauen?", fragte Josef Muchitsch, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz.

Da die Freiwilligkeit bei der Hitzeregelung nicht funktioniere, sehe man sich zum Handeln gezwungen: "Wenn bis zum nächsten Sommer weiter nichts für die Bauarbeiter getan wird, und die Bundesregierung kein klimafittes Arbeitsrecht auf den Boden bekommt, werden wir als Gewerkschaft zusammen mit den Aktivisten der Klimabewegung jene Baustellen blockieren, die trotz gefährlicher Hitze weiter schuften lassen", drohte Muchitsch.

Daher forderte die Allianz eine Reform des Arbeitsrechtes, die Prävention von hellem Hautkrebs und dessen Anerkennung als Berufskrankheit. Ab 25 Grad sollten Arbeitgeber verpflichtet sein, Maßnahmen gegen einen weiteren Temperaturanstieg zu setzen. Ab 30 Grad Hitzefrei oder einen Zuschlag für Außenarbeiten sowie Investitionen in eine klimafreundliche Infrastruktur.

Gebäudesektor verursacht ein Drittel der Emissionen

Darüber hinaus forderte die Allianz entsprechende Klimaschutzmaßnahmen wie etwa die thermische Sanierung öffentlicher Bauten. "Dieser Sommer hat erneut gezeigt, dass viele Bauherren ihre Projekte ohne Rücksicht auf Verluste vorantreiben", merkte Lucia Steinwender von System Change not Climate Change an. "Dass die Beschäftigten in der Gluthitze körperliche Schwerstarbeit leisten, kümmert viele Unternehmen ebenso wenig wie die Klimakrise, die sie mit ihren Bauvorhaben oftmals anheizen".

"Allein in Wien wird ein Drittel der Emissionen im Gebäudesektor verursacht", sagte Teresa Tausch von Fridays for Future Austria, "Um die Klimaziele einhalten zu können, muss die öffentliche Hand deshalb dringend die thermische Sanierung von öffentlichen Gebäuden angehen". Alleine in die Gebäude müssten laut einer AK-Studie bis 2030 rund 29,3 Milliarden Euro investiert werden.

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