Klimaschutz

Hitze lässt Wiener Bäume vertrocknen

Eine Hitzewelle folgt auf die nächste. Die extremen Temperaturen setzen nicht nur Menschen, sondern auch Bäumen massiv zu.

Lydia Matzka-Saboi
Die Hitze bedeutet Stress – nicht nur für Wienerinnen und Wiener, sondern auch für die Bäume der Stadt.
Die Hitze bedeutet Stress – nicht nur für Wienerinnen und Wiener, sondern auch für die Bäume der Stadt.
"Heute" / Helmut Graf

Hitze bedeutet Stress, auch für Naturräume und Bäume. Geht man mit offenen Augen durch die Stadt, dann fallen einem derzeit viele vertrocknete Bäume auf. "Gerade Städte wie Wien müssten sich mit Begrünung viel stärker gegen die Klimakrise rüsten", sagte Alexander Mayr-Harting von der Initiative "Zukunft Stadtbaum".

Besonders triste wären die Zustände von Jungbäumen. "Ich kenne Bäume, die bereits zum 5. Mal nachgepflanzt wurden", kritisiert der Forstwirt und appelliert, "auf die jungen Bäumchen besser aufzupassen".

Denn Bäume haben es in der Stadt nicht leicht: Ihr Wurzelraum ist eingeengt, der Boden versiegelt, und Wiesen saugen ihnen in Parks Regen und Nährstoffe weg. Asphalt, Randsteine sowie Häuserfassaden heizen sich extrem auf und erreichen oft 50 bis 60, in manchen Fällen sogar 80 Grad Celsius. Eiweiß gerinnt bei 42 Grad, auch bei Bäumen. Das führt dazu, dass Äste, Asttriebe und Blätter abfallen und Jungbäume sterben.

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    Vertrocknender Jungbaum am Montecuccoliplatz in Wien-Hietzing, aufgenommen im Juli 2022.
    Vertrocknender Jungbaum am Montecuccoliplatz in Wien-Hietzing, aufgenommen im Juli 2022.
    Helmut Graf / Tageszeitung "Heute"

    Bäume altern bei anhaltender Trockenheit rascher

    Der Terminaltrieb – jener Teil eines Baumes, der die Wuchsrichtung bestimmt – fängt bei manchen Bäumen an, einzuziehen. Laut Baumchirurg Manfred Saller ist das ein beunruhigendes Zeichen: "Wenn das passiert, weiß man, dem Baum geht es extrem schlecht", sagte er gegenüber ORF Wien. Die Trockenheit und Hitze bereitet den Bäumen Schwierigkeiten, Wien habe jedoch einen Vorteil: Viele Bäume der Stadt sind Tiefwurzler.

    Buchen, Eichen, Kastanienbäume, Linden und Kiefern können sich mit ihren langen Wurzeln Wasser aus der Tiefe holen. Fichten, die es in Wien kaum gibt, breiten ihr Wurzelwerk hingegen in den obersten 15 bis 20 Zentimetern der Erde aus, wo es momentan kein Wasser gibt und das Überleben schwierig ist.

    Laut Baumchirurg Saller halte ein Baum Trockenerscheinungen von zirka drei Wochen aus, das Andauern der Trockenheit über zwei bis drei Monate stelle jedoch ein großes Problem dar. Eine mögliche Folge sei vorzeitiges Altern: "Es gibt eigentlich tausendjährige Linden. In der Stadt werden sie aber nur noch 60 bis 65 Jahre alt", sagte Saller.

    Weil Bäume theoretisch sehr alt werden können, müsse bei Neubepflanzungen weit vorausgeschaut werden.