Oberösterreich
Hitlerkopf im Schlafzimmer – Linzer (43) verurteilt
Ein Linzer (43) soll einen Hitlerkopf in seinem Schlafzimmer aufgehängt und sein "88"-Tattoo zur Schau gestellt haben – Haftstrafe.
Schon einige Minuten vor dem Prozessbeginn betrat der angeklagte Jürgen G. (43) vorbildlich mit Mund-Nasenschutz-Maske den Gerichtssaal im Erdgeschoß des Linzer Landesgerichts.
Was den rund 15 Zusehern sofort ins Auge stach, waren die zahlreichen Tattoos an seinem Körper. Seine kompletten Arme sowie ein Großteil seines Gesichts waren "verziert".
Doch an diesem Verhandlungstag stand ein ganz anderes Motiv an seinem Körper im Mittelpunkt. Sein auf der Brust tätowiertes Symbol "88" (wird unter Neonazis als getarnter Hitlergruß verwendet) soll er zwischen 2016 und 2019 mehrfach an Badesseen sowie auf Facebook zur Schau gestellt haben.
Doch das ist noch nicht alles. Der achtfach Vorbestrafte (er selbst dachte übrigens, 16 Vorstrafen zu haben) hatte laut Anklageschrift einen silbernen Hitlerkopf in seinem Schlafzimmer aufgehängt.
Neben Waffen wie einer Luftdruck-Pistole, einem Schlagstock, einem Spazierstock mit eingebautem Messer und einem Reizgasspray, die er trotz Waffenverbots zu Hause aufbewahrt haben soll, wird ihm auch noch vorgeworfen, abscheuliche Bilder mit Nazi-Symbolen per Whats-App verschickt zu haben.
Großteils geständig
Er zeigte sich zu den Vorwürfen großteils geständig, betonte aber immer, "sich dabei nichts gedacht zu haben". An einem der besagten Badessen sei er im Sommer 2018 gar nicht gewesen.
Den Hitlerkopf habe er in der Werkzeugkiste eines Bekannten gefunden und dann von diesem geschenkt bekommen. "Damit er nicht kaputt geht, habe ich ihn halt aufgehängt. Er war sehr klein und grau. Und man hat ihn auf meiner grauen Wand ja kaum gesehen", so der Angeklagte vor Gericht.
Bei der Dauer, die der Kopf sein Schlafzimmer schmückte, war sich der 43-Jährige aber nicht mehr so sicher. Sprach er zunächst von drei bis vier Monaten, waren es danach dann doch eher ein paar Jahre. Kurz nachdem die Polizei die Figur bei ihm bei einer Hausdurchsuchung entdteckt hatte, zerschmetterte er diese laut eigenen Aussagen am Boden auf seinem Grundstück.
Das Versenden der einschlägigen Bilder in den vergangenen paar Jahren rechtfertigte er damit, oft betrunken gewesen zu sein. Wie er selbst dem Richter erklärte, trinke er zwischen fünf und sechs Bier am Tag. "Damit habe ich weniger Schmerzen", beteuerte der schwer krebskranke Angeklagte.
Wie er den Geschworenen erzählte, habe er in jungen Jahren der Nazi-Szene angehört. "Damit habe ich aber schon lange abgeschlossen. Ich bin sogar extra aus Linz weggezogen. Ich will einfach meine Ruhe haben", so der 43-Jährige.
"Doch warum verschicken sie dann noch solche Bilder", wollte der Staatsanwalt wissen? Seine Antwort: "Ich habe mir nichts dabei gedacht."
Auf die Frage einer Geschworenen, was er denn künftig an seinem Leben ändern wolle und warum er denn nicht mit dem Alkohol aufhöre, sagte der Beschuldigte fast schon resignierend: "Drei Entzüge habe ich schon hinter mir. Die haben alle nichts gebracht. Ich bin ein Krüppel, alles ist kaputt. Ich habe abgeschlossen mit meinem Leben."
Am späten Nachmittag verurteilte ihn der Richter nach Beratung der Geschworenen wegen Verbrechen nach dem Verbotsgesetz sowie dem Vergehen nach dem Waffengesetz zu 15 Monaten bedingter Haft. Zudem bekam er eine Geldstrafe in Höhe von 1.680 Euro aufgebrummt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.