Historiker: "Autoritäres System in Deutschland möglich"

Bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen droht Deutschland der Rechtsruck. In beiden Bundesländern könnte die AfD deutlich zulegen. Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk zeichnet ein düsteres Zukunftsszenario für die deutsche Demokratie. Der DDR-Experte hält ungarische Verhältnissen in Deutschland für möglich.

Dass sich Deutschland zu einem autoritären Staat entwickle, hät Kowalczuk für wahrscheinlich. "Eine Entwicklung hin zu einer illiberalen Demokratie wie etwa in Ungarn halte ich für wahrscheinlich. Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung", sagte der Historiker.

AfD und BSW gleichermaßen gefährlich

Jeder Wahlsieg der Extremisten von links und rechts werde es schwerer machen, die Freiheit zu verteidigen. Das Problem mit den Populisten sei, dass sie sich nicht entzaubern liessen, auch wenn sie an der Macht seien: "Sie haben die Lüge zur Hand. Und sie haben mit der Ampel-Koalition einen Sündenbock, den sie für alles verantwortlich machen können" so Kowalczuk.

Kowalczuk sieht die liberale Demokratie der Bundesrepublik von rechts und links gleichermassen unter Druck, AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hält er für gleich gefährlich: "Beide eint der Hang zum Autoritarismus, beide wollen ein elitäres, illiberales Staatssystem, beide wollen Deutschland aus dem westlichen Verteidigungsbündnis herauslösen, beide wollen die Europäische Union zerstören."

Unterscheiden würden sich beide Parteien aber beispielsweise in ihrem Hang zum völkischen Rassismus, der vor allem bei der AfD vorherrschend sei. Beim BSW dagegen seien gewisse antisemitische Vorurteile zu beobachten. Kowalczuk könnte sich sogar vorstellen, dass beide Parteien irgendwann miteinander koalieren.