Nahostkonflikt
Hisbollah-Angriff – jetzt Anzeichen für Deeskalation
Knapp 320 Raketen feuerte die Hisbollah-Miliz auf Israel ab. Kurz nach dem Großangriff stehen die Zeichen in der Region jedoch auf Deeskalation.
Die Lage im Nahen Osten hat sich nach dem heftigen militärischen Schlagabtausch zwischen der libanesischen Hisbollah-Miliz und der israelischen Armee stabilisiert, bleibt aber angespannt. Das US-Verteidigungsministerium wies das US-Militär an, zwei Flugzeugträger und deren Begleitschiffe in der Region zu belassen. Am späten Abend feuerte die mit der Hisbollah verbündete Hamas nach Angaben der israelischen Armee aus dem Süden des Gazastreifens eine Rakete in Richtung Tel Aviv, die aber in offenem Gebiet südlich der israelischen Küstenmetropole eingeschlagen sei.
Nach Angaben von Sanitätern verletzte sich eine Frau, als sie in einen Schutzraum eilte. Zuvor waren in der ägyptischen Hauptstadt Kairo die Gespräche über eine Waffenruhe ergebnislos geblieben. Die israelische Delegation reiste schon nach wenigen Stunden wieder ab, wie aus Kreisen am Flughafen von Kairo verlautete. Auch Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani und die Vertreter der Hamas verließen die Stadt wieder. Es gebe eine "schwierige Pattsituation", wurde der Deutschen Presse-Agentur aus ägyptischen Sicherheitskreisen berichtet.
Bemühen um Vermeidung eines Flächenbrands
Die USA, Katar und Ägypten wollen mit einer Waffenruhe und der Freilassung von Geiseln auch erreichen, dass es zu keinem Flächenbrand in der Region kommt. Sie vermitteln im seit fast elf Monaten andauernden Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas, da beide Seiten direkte Gespräche miteinander verweigern. Nach dem großangelegten Raketenangriff der Hisbollah auf Israel und den Gegenangriffen des israelischen Militärs im Libanon hätten die regionalen Militärmächte den Wunsch signalisiert, eine Spirale zu vermeiden, die zu einem größeren Konflikt in Nahost führen könnte, berichtete das "Wall Street Journal".
So schlug der Chef der mit dem Iran verbündeten Hisbollah, Hassan Nasrallah, im Anschluss an den Angriff vergleichsweise zurückhaltende Töne an: "Unser Ziel war von Anfang an, keine Zivilisten anzugreifen, sondern militärische Ziele." In seiner wie üblich scharfen Rhetorik gegen Israel sagte Nasrallah zugleich, dass Angriffe des Iran und der Huthi-Miliz im Jemen auf Israel noch bevorstünden. Auch die Hisbollah behalte sich die Option weiterer Angriffe vor. Die Reaktion auf die Tötung ihres Militärkommandeurs Fuad Schukr durch Israel Ende Juli sei aber vorerst beendet – und der Libanon könne "durchatmen".
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die Hisbollah feuerte knapp 320 Raketen auf Israel ab, doch es gibt Anzeichen für eine Deeskalation in der Region
- Die Lage im Nahen Osten bleibt angespannt, aber nach Gesprächen über eine Waffenruhe in Kairo signalisierten die regionalen Militärmächte den Wunsch, eine Eskalation zu vermeiden
- Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah äußerte sich vergleichsweise zurückhaltend und betonte, dass ihr Ziel nicht die Attacke auf Zivilisten, sondern militärische Ziele war