Der Fall ist selbst für hartgesottene Staatsanwälte "unerträglich". Wie berichtet, wurde am 3. Februar ein Säugling von seiner Mutter (26) in die Klinik Ottakring gebracht. Der kleine Rafael war da bereits hirntot. Drei Tage später wurden bei dem Kind, "das nur drei Monate alt werden durfte", die Geräte abgeschaltet. Der Vater (30) soll an jenem Tag zuvor laut Anklage sieben Stunden mit dem Baby alleine gewesen sein. Für die Staatsanwaltschaft bestand deshalb kein Zweifel, dass der 30-Jährige für die Verletzungen des Babys verantwortlich sein muss. Er steht nun wegen Mordes vor Gericht. Doch der gebürtige Serbe streitet jede Verantwortung für den Tod seines kleines Sohnes vehement ab. Er brachte schon die Schwiegermutter und sogar einen "Behandlungsfehler" der Notärzte ins Spiel.
"Ein Schütteln ist nie passiert. Weder absichtlich noch unabsichtlich", beteuerte der Angeklagte (30) am ersten Verhandlungstag. Im krassen Gegensatz dazu steht aber das medizinisches Gutachten – laut diesem starb der kleine Rafael "eindeutig" an den Folgen eines Schütteltraumas. Am Donnerstag präsentierte nun Neuropathologe Herbert Budka seine Expertise vor Gericht. Es habe frische Blutungen an der Hirnhaut gegeben, zudem wurden auch ältere Verletzungen festgestellt. Alles sei mit der Anklage in Einklang zu bringen. Der kleine Rafael sei "massiv" geschüttelt worden. Das Baby sei eindeutig an einem gewaltsamen Tod gestorben, wurde dann der Gerichtsmediziner deutlich.
Ihr Mandant sei ein "verantwortungsvoller Familienmensch, der sehr liebevoll mit Kindern umgegangen sei", so Top-Verteidigerin Astrid Wagner zu Verhandlungsbeginn. Die Vorwürfe würden "so gar nicht zu seiner Persönlichkeit passen". Auch sei der Kleine mehrmals zu Familienfeiern mitgenommen worden und dort herumgereicht worden.
Am zweiten Verhandlungstag kommen heute (24.10.) Gerichtsmediziner und ein Facharzt zu Wort. Auch drei Zeugen sollen noch gehört werden, bevor sich die Geschworenen dann zu Beratungen zurückziehen.Der 30-jährige Vater sitzt seit Februar in U-Haft, auch die Mutter (27) saß in Haft, wurde aber im Mai bereits entlassen. Als Tatverdächtig gilt nur der 30-Jährige – für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Heute Nachmittag soll ein Urteil fallen. Dem Vater des kleinen Raffaels droht "lebenslang".