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'Freunderlwirtschaft': Rap-Fans sauer auf Amadeus

Der Austrian Amadeus Music Award findet in diesem Jahr zum 20. Mal statt. Ausgerechnet im Jubiläums-Jahr gibt es einiges an Kritik von den Fans.

Heute Redaktion
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Das Musik Geschmacksache ist, ist bekanntlich nichts Neues. Doch genau dieser Fakt regt immer wieder zu Diskussionen an. Aktuell sorgen die Nominierungen beim heimischen Musikpreis für Gesprächsstoff. Denn nicht alle sind mit den nominierten Acts in den Kategorien einverstanden.

Besonderes Augenmerk scheint beim Amadeus auf Hiphop zu liegen. Denn gerade Deutschrap ist aktuell das Genre, das für Erfolg steht. Das sorgt besonders in den österreichischen Charts für Kontroversen. Und nicht nur Acts aus Deutschland sorgen für Aufsehen. Bekanntester Name aus Österreich: RAF Camora.

Fix gesetzte Größen

Klar, dass der Rapper aus Rudolfsheim-Fünfhaus auch in der Kategorie Hiphop gesetzt ist. Ebenso wenig überraschend ist der Donaustädter Yung Hurn. Der Musiker sorgte beispielsweise beim vergangenen Donauinselfest dafür, dass der Zugang zur FM4-Bühne wegen zu hohen Andrangs abgeriegelt werden musste.

Auch Rapper Dame gehört mittlerweile seit Jahren zum fixen Bestandteil der Hiphop-Elite. Auch wenn der Salzburger noch nie einen Preis mit nach Hause nehmen konnte, zählt er zu den Rap-Größen des Landes. Sein aktuelles Album "Zeus" landete in Österreich auf Platz 3 der Charts. In Deutschland gelang ihm sogar der Sprung auf Platz 2. Die ausverkauften Hallen auf der Tour durch Deutschland, Österreich und Schweiz müssen da schon gar nicht mehr erwähnt werden.

Zwei Frauen stoßen auf Kritik

Neu in der Kategorie sind die zwei Damen, Keke und Hunney Pimp. Doch ausgerechnet die beiden sind die Quelle für die aktuelle Kritik, die innerhalb der Szene herrscht. Keke könnte einigen ein Begriff sein. Die Rapperin trat im vergangenen Jahr beim Amadeus auf, arbeitete nachher mit dem deutschen Rap-Urgestein Tretmann zusammen und begleitete ihn auch auf Tour.

Hunney Pimp hingegen ist tatsächlich nur den wenigsten Rap-Fans ein Begriff. Das beweisen auch die Zahlen auf diversen Plattformen. Lediglich 36.000 Klicks zählt das meistaufgerufene Video auf Youtube. Auf Spotify ist der Song "Bugaboo" mit 51.000 Streams nur einen Tick erfolgreicher. Auch die Fanbase auf Instagram mit knapp über 1.000 Fans spiegelt die Relevanz der jungen Dame für die österreichische Hiphop-Szene nicht sonderlich wider.

Fans wollen Svaba und Joshi sehen

Das ruft nun vor allem die Fans des Rappers Svaba Ortak auf die Bühne. Denn der Musiker mit Wurzeln am Balkan chartete im vergangenen Jahr mit seinem Debütalbum "Eva&Adam" auf Platz 4 der österreichischen Charts. Besondere Aufmerksamkeit erregte der Track "Bis Dato" auf dem RAF Camora seine Stimme für die zweite Strophe lieh. Auf Spotify ist der Song mit über 600.000 Streams nicht einmal der beliebteste.

Auf Instagram lassen die Fans von Svaba Ortak nun ihren Dampf ab. In unzähligen Stories ärgern sich die Anhänger darüber, dass der Wiener offenbar einfach ignoriert wurde. So schreibt einer: "Einfach nur peinlich." Die Nominierungen seien eine "traurige Komödie" und zwar nicht nur für die Hiphop-Szene, sondern auch für jeden Bezirk, ja sogar für ganz Österreich. Auch werden Screenshots von Svaba Ortaks Streamingzahlen geteilt, um die Relevanz des Musikers zu untermauern. Tatsächlich sammelte der Rapper im vergangenen Jahr beachtliche 4,2 Millionen Streams und ganze 352.000 Hörer.

Ein weiterer Wiener, der offenbar vergessen wurde, ist Rapper Joshi Mizu. Der Musiker gehört seit knapp 20 Jahren zum festen Bestandteil der österreichischen Rap-Szene. Im vergangenen Jahr brachte ihn vor allem der Song "Skifahren" in Zusammenarbeit mit Bausa, Maxwell und dem Produzentenduo The Cratez auf die Bildfläche. Die Single chartete in Österreich auf Platz drei und ist seit mittlerweile elf Wochen in den Top 30. Auf Spotify zählt Joshi Mizu über 600.000 monatliche Hörer, seine Lieder werden millionenfach gestreamt und geklickt.

Auf Instagram meldete er sich sogar selbst zu diesem Thema zu Wort: "Es ist traurig und tut weh zu sehen, wie man von seiner eigenen Heimat wegignoriert wird." Er fände es schade, dass man immer noch auf "Freunderlwirtschaft" angewiesen sei. Dennoch wünscht er allen Nominierten viel Glück.

Hunney Pimp selbst versteht die Aufregung nicht. Auf Instagram schrieb sie unter dem Amadeus-Posting der Nominierten, dass sie zurecht nominiert sei. Der Grund: "Ich bin erstens mehr Hiphop und Rap als die meisten und zweitens habe ich eines der besten Alben abgeliefert, das dieses Land jemals gehört hat."

Auch Gabalier-Abwesenheit sorgt für Stirnrunzeln

Ebenfalls Unverständnis gibt es für die Nicht-Nominierung des selbsternannten Volks-Rock'n'Rollers, Andreas Gabalier. Der Steirer wurde trotz ausverkaufter Stadion-Tour nicht für den Amadeus für den besten Live-Act in Betracht gezogen. Auch in der Kategorie Schlager ist der Name Gabalier nicht zu finden. Wobei: Seit 2015 bleibt der Sänger dem Event sowieso fern, da er in dem Jahr beim Abholen seiner Trophäe ausgebuht wurde. Deshalb wäre er wohl auch zur Jubiläums-Verleihung nicht erschienen. Egal ob mit oder ohne Nominierung.