Paradies Garten Festival

Hier tanzt und feierst du ohne schlechtes Gewissen

Im August findet wieder Österreichs erstes CO₂-neutrales-Musikfestival statt. Wir wollten wissen, woher der Strom und wohin der Müll kommt.

Christine Scharfetter
Hier tanzt und feierst du ohne schlechtes Gewissen
Das Elektronische Musikfestival kehrt vom 2. bis 4. August 2024 an den atemberaubenden Veranstaltungsort vor dem Schloss Prugg zurück.
Aron Millok

Nur erneuerbare Energie, kein Einweg-Plastik, nur vegetarische Speisen und ein Müllpfand: das Paradies Garten Festival geht in die 3. Runde. Von 2. bis 4. August triff vor dem eindrucksvollen Schloss Prugg in Niederösterreich wieder ein hochkarätiges internationales Line-up mit Ben Klock und Partiboi69 auf einen respektvollen Umgang mit der umliegenden Natur. Wie das ausgerechnet bei einem dreitägigen Festival möglich ist, verrät Festival-Gründer Felix Mayr-Melnhof im Interview.

Das Paradies Garten Festival gilt als Österreichs erstes CO₂-neutrales Musikfestival. Wie macht man ein Festival grün?

Felix Mayr-Melnhof: Mit einer Reihe wichtiger Maßnahmen, um unsere Umweltauswirkungen zu minimieren und den ökologischen Fußabdruck unseres Festivals so gering wie möglich zu halten. Dabei konzentrieren wir uns auf drei Hauptaspekte:

1. Minimierung der CO₂-Emissionen: Dazu gehört der ausschließliche Einsatz erneuerbarer Energien, die Förderung nachhaltiger Mobilität und die enge Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten und Partnern.

Festival-Gründer Felix Mayr-Melnhof
Festival-Gründer Felix Mayr-Melnhof
Cornelius Klimt

2. Abfallvermeidung und effektive Abfallpolitik: Wir setzen auf Recycling- und Kompostierungssysteme. Um den unvermeidbaren Abfall der Veranstaltung möglichst effizient zu verarbeiten und die Transportwege kurzzuhalten, arbeiten wir mit der lokal ansässigen Abfallentsorgungsfirma Jülly zusammen.

3. Bewusstseinsbildung für das Thema Klima: Mit diesen Werten und Nachhaltigkeitsbestrebungen möchten wir eine starke und vielfältige Gemeinschaft rund um das Festival schaffen.

Für die genaue Messung des entstandenen ökologischen Fußabdrucks arbeiten wir mit der gemeinnützigen Organisation 'A Greener Future' zusammen. Die verbleibenden Emissionen können wir durch Investitionen in zertifizierte Klimaschutzprojekte ausgleichen. Diese Projekte sind darauf ausgelegt, die gleiche Menge CO₂ aus der Atmosphäre zu binden, die wir durch das Festival freisetzen.

Paradies Garten Festival

2.- 4. August 2024
Schloss Prugg in Bruck an der Leitha (Niederösterreich)
Tickets für das Festival

Woher kommt der Strom für die Bühnen und die Infrastrukturen?

Unsere Bühnen und Infrastruktur werden während der Veranstaltung ausschließlich mit lokal produzierten, erneuerbaren Energiequellen aus Solar-, Wind- oder Biogasenergie vom ansässigen Stromproduzenten Energiepark Bruck an der Leitha betrieben.

Wie geht ihr bei den Foodtrucks und Kühleinrichtungen vor?

Auch diese Stromversorgung stammt aus diesen erneuerbaren Energiequellen. Zusätzlich ermutigen wir unsere Partner, auf energieeffiziente Geräte und Technologien zu setzen, die den Stromverbrauch minimieren. Mit smarten Energieverwaltungssystemen stellen wir sicher, dass der Energieverbrauch optimiert und überwacht wird. Durch diese Maßnahmen können wir gewährleisten, dass selbst die gastronomischen Bereiche unseres Festivals umweltfreundlich betrieben werden, ohne auf Komfort und Qualität zu verzichten.

Trifft das auch auf die Lebensmittel zu?

Im Zusammenhang mit unseren Gastronomieanbietern haben wir eine sogenannte Foodtruck-Vereinbarung eingeführt, die jeder Lieferant unterschreiben muss, um die Verwendung lokaler und saisonaler Produkte zu gewährleisten. Unser eigener Foodtruck-Manager ist eng in die Erstellung jedes Menüs mit Bio-Zutaten im Vorfeld eingebunden. Das Gleiche gilt für die Lebensmittellieferanten auf dem Campingplatz, im Komfortbereich und im Künstlerdorf. Darüber hinaus werden am Paradies Garten Festival sowohl im Besucherbereich als auch backstage ausschließlich vegetarische Speisen angeboten.

Das Festival findet bereits zum dritten Mal vor der atemberaubenden Kulisse des Schloss Prugg statt.
Das Festival findet bereits zum dritten Mal vor der atemberaubenden Kulisse des Schloss Prugg statt.
Thomas Caks

Die An- und Abreise soll umweltfreundlich möglich sein. Was, wenn jemand nun aber mit dem Auto kommt?

Wir legen großen Wert darauf, eine umweltfreundliche An- und Abreise zu fördern, und ermutigen unsere BesucherInnen, mit unserem Green-Mobility-Partner, den ÖBB, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, in Fahrgemeinschaften oder, wenn möglich, mit dem Fahrrad anzureisen. Dank unserer Zusammenarbeit mit den ÖBB und den von ihnen zur Verfügung gestellten Gratis-Nachtzügen nach den Veranstaltungstagen reisten im vergangenen Jahr nur fünf Prozent unserer BesucherInnen mit dem Auto an. Hier stellen wir gut organisierte Parkflächen bereit, um Staus und unnötige Emissionen zu vermeiden. Unsere Parkplatzgebühren beinhalten zudem eine kleine Umweltabgabe, die wir in nachhaltige Projekte und CO₂-Kompensationsmaßnahmen investieren.

Anreise mit der ÖBB

Die regulären Züge nach Wien fahren im 30-Minuten-Takt, der letzte Zug fährt um 23:47 Uhr. Danach übernehmen die kostenlosen NightLiner die Fahrt:
Freitagnacht: 01:00 Uhr, 02:00 Uhr
Samstagnacht: 01:00 Uhr, 01:15 Uhr, 02:00 Uhr
Sonntagnacht: 01:00 Uhr

Kein Plastik am Festivalgelände – ist das wirklich möglich?

Es geht nicht darum, Plastik vollständig zu verbannen, sondern darum, möglichst kein Einweg-Plastik auf dem Festival- bzw. Campinggelände zu verwenden. Stattdessen setzen wir auf wiederverwendbare Alternativen. Die Becher sind aus robustem, spülmaschinenfestem Material, das viele Festivaljahre überdauert. Bei den Essensständen und am Frühstücksbuffet für unsere Camping-BesucherInnen nutzen wir Pfandgeschirr. Alleine dadurch werden wir heuer etwa zwei Tonnen Müll einsparen.

Bringen die Besucher selbst kein Plastik mit und verlassen sie das Gelände wirklich sauber?

Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass unsere Besucher sehr kooperativ sind und unsere Umweltziele aktiv unterstützen. Wir kommunizieren im Vorfeld klar, dass Einwegplastik auf dem Festivalgelände nicht erlaubt ist. Außerdem haben wir ein umfassendes Abfallmanagementsystem eingerichtet. Unser Team steht bereit, um die Besucher auf die richtige Mülltrennung hinzuweisen. Am Campingplatz haben wir das sogenannte 'Müllpfand' eingeführt. Besucherinnen erhalten gegen ein Pfand von sieben Euro zwei große Müllsäcke und einen Voucher. Wenn sie den Campingplatz verlassen, bekommen sie die sieben Euro gegen Vorlage der vollen Müllsäcke zurück. Dieses System funktioniert fantastisch, und wir sind begeistert, dass der Campingplatz und das Veranstaltungsgelände jedes Jahr so sauber hinterlassen werden.

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, ein nachhaltiges Musikfestival veranstalten zu wollen?

Die Idee, ein nachhaltiges Musikfestival zu veranstalten, entstand aus unserem tiefen Bewusstsein für die Umwelt und der Erkenntnis, dass große Veranstaltungen wie Festivals einen erheblichen ökologischen Fußabdruck hinterlassen können. Wir wollten zeigen, dass es möglich ist, großartige Musik und ein unvergessliches Erlebnis zu bieten, ohne dabei die Umwelt zu belasten.

kiky
Akt.
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