Oberösterreich
Hier erscheint Ernst August vor Gericht in Wels
Er ist da! Welfenprinz Ernst August von Hannover erschien am Dienstag zum Prozess in Wels. Die ersten Fotos.
Seit 9 Uhr muss sich Ernst August Prinz von Hannover (67) vor dem Landesgericht Wels verantworten. Der Vorwurf: fahrlässige Berauschung.
Der Medienandrang in Wels war riesig. Dutzende Medienvertreter, Fotografen und Interessierte waren am Landesgericht.
Ernst August erschien schließlich, wurde durch den Hintereingang ins Gericht gebracht.
Hintergrund des Prozesses
Ein Psychiater soll klären, ob Prinz Ernst August im Juli 2020 zurechnungsfähig war: Er soll damals auf seinem Jagdschloss in Grünau im Almtal (Bez. Gmunden) sein Haushälterpaar bedroht und einen Polizisten verletzt haben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Laut Anklageschrift soll er damals „im Zustand voller Berauschung“, also unter Alkoholeinfluss, gehandelt haben. Wir berichteten.
Der Prozess ist bis 16.30 Uhr angesetzt. Neben dem Prinzen sollen zehn Zeugen und ein psychiatrischer Sachverständiger angehört werden. Es drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft.
Nach fast zwei Stunden Gericht wieder verlassen
Zu Prozessbeginn entschuldigte sich der Prinz vor Gericht. Wie die deutsche BILD berichtet, nahm Ernst August auf einem Stuhl drei Meter vor der Richterbank platz, setzte dann die Maske ab, die Brille wiederum auf und begann ein vorbereitetes Statement abzulesen:
"Ich möchte mich für alles entschuldigen. Ich übernehme die Verantwortung und bin bereit, für die Schäden aufzukommen. An wesentliche Teile des Geschehens kann ich mich nicht erinnern. Ich kann mich nicht verteidigen, weil ich meine Krankengeschichte vor den Medienvertretern nicht öffentlich machen will. Ich musste mich einer Krebs-Operation unterziehen und gelte daher als Risikopatient. Ich habe Sorge, mich in diesem Saal mit Zuschauern mit Covid-19 anzustecken und bitte daher, mich entfernen zu dürfen." Zugleich bekannte er sich nicht schuldig.
"Der familiäre Druck war groß"
Die Richterin stimmte zu – ordnete aber an, dass er zuvor noch die Aussage des psychiatrischen Sachverständigen abwarten solle. Die Journalisten und Zuhörer im Saal mussten dazu den Saal verlassen.
Zuvor führte der Anwalt des Angeklagten aus, dass sich Ernst August nach einer Krebsoperation und durch einen Konflikt mit seinem Sohn in einer Ausnahmesituation befunden habe: „Er fühlte sich im Stich gelassen“. Wie über die Strategie der Verteidigung im Vorfeld berichtet, wurde versucht, die Schuld auf die Familie des Prinzen abzuwälzen.
„Der familiäre Druck war groß, er wurde über die Jahre isoliert und vom eigenen Sohn hintergangen. Das hat ihn psychisch und physisch mitgenommen“, zitiert die BILD Verteidiger Otto Dietrich.
Fast zwei Stunden nach Prozessbeginn verließ der Prinz dann das Gericht durch den Hinterausgang.
Details aus der Akte Prinz Ernst August
In der Nacht auf den 15. Juli 2020 wählte der Prinz von seinem Jagdanwesen in Almtal den Polizeinotruf, meldete sein Hausverwalter wolle ihn durch unterlassene Hilfeleistung umbringen, er habe Unterzucker und liege im Graben. Die Beamten hätten ihn vor Ort schließlich vom Verwalter wegziehen müssen, seien dann mit einem 30 Zentimeter großen Messerschleifer angegriffen und ins Gesicht geschlagen worden. Selbst bereits gefesselt, habe er im Sanitätswagen um sich getreten und wild und geschimpft.
„Er drohte den Beamten mit Umbringen, Hinrichten und Verstümmelung ihrer Familien“, zitiert die BILD Passagen aus der Anklageschrift.
Drohte Polizisten, ihnen die Hoden wegzuschießen
Nur einen Tag später suchten die Beamten Ernst August erneut auf, um dem passionierten Jäger das vorläufige Waffenverbot auszusprechen. „Er drohte ihnen, die Hoden wegzuschießen und formte mit der Hand eine Pistole“, so die Staatsanwältin.
Wiederholt soll der Prinz dann in den Tagen danach auf Polizei-Dienststellen angerufen haben, um Anzeige gegen die „Prügel-Polizisten“ zu erstatten. Am 20. Juli traf er dann bei einer Verkehrskontrolle auf eine Beamtin, die er vom Einsatz auf seinem Anwesen kannte. „Er drohte, dass er ihr einen Baseballschläger über den Kopf ziehe und die Fresse poliere“, so die Anklage. Dabei habe er in einem Taxi gesessen und den Baseballschläger immer wieder in die eigene Hand geschlagen.
Am 7. September eskalierte dann die Situation endgültig. Ernst August soll um 3.30 Uhr seine Haushälterin angerufen und ihr gedroht haben, er werde ihr einen Schlägertrupp schicken, wenn sie nicht bis 9.15 Uhr sein Anwesen verlassen habe. Mit einem Verkehrszeichen soll er danach ein Fenster demoliert haben. Nur dank Auflagen zur medizinischen Behandlung und einem Betretungsverbot für sein Grundstück musste der Prinz damals nicht in Untersuchungshaft.