Wien
Hickhack um Mistplatz, Müll türmt sich seit zwei Jahren
Seit 2020 ist ein Wiener Mistplatz geschlossen, Anrainer leiden unter Müll. Auf eine Lösung konnten sich Magistrat und Bezirk bis heute nicht einigen.
Eine Kloschüssel, Matratzen oder eine komplette Eingangstür: Der Anblick von Sperrmüll ist für Anwohner der Dresdner Straße (Leopoldstadt) zur Gewohnheit geworden. Seit dem ersten Lockdown im März 2020 ist der Mistplatz "Zwischenbrücken" aus Sicherheitsgründen geschlossen. Müll wird trotzdem immer wieder entsorgt und illegal am Gehsteig abgestellt. Im September 2021 wurde der Ärger der Anrainer immer größer, wir haben berichtet. Im Herbst hielten MA48 sowie Bezirks-Chef Alexander Nikolai (SPÖ) schließlich einen runden Tisch ab – diskutiert wird bis heute.
Streit um Standort geht weiter
Währenddessen beklagen Anwohner, dass sich jede Woche aufs Neue der Müll türmt. Kein Wunder: Durch die Schließung stehen zwei Bezirke (Leopoldstadt und Brigittenau) und damit fast 200.000 Menschen seit zwei Jahren ohne Mistplatz da. Eine baldige Lösung für das Müllproblem ist nicht in Sicht. Bei den Verantwortlichen sind die Fronten dieselben wie schon vor Monaten: Die MA48 will einen neuen Mistplatz in der Innstraße errichten, der Bezirk will lieber den alten Müllplatz sanieren.
"Wir kennen das Müllproblem. Unsere Mitarbeiter schauen regelmäßig vorbei, um den Sperrmüll zu entsorgen. Wir sind in Verhandlungen für einen neuen Standort und sehr daran interessiert, dass bald eine Entscheidung fällt", so die MA48 im Gespräch mit "Heute". Und auch vom Bezirk heißt es auf Nachfrage: "Wir arbeiten daran." Aber selbst, wenn demnächst ein Entschluss für den neuen Standort fallen würde, hieße es weiterhin Warten: "Das wäre eine größere Baustelle, die Fertigstellung klappt nicht in wenigen Wochen", wie das Magistrat erklärt.
Anrainer gegen neuen Mistplatz
Gegen eine aufwendige Sanierung in der Dresdner Straße sprechen laut MA48 einige Punkte: "Die schmale Einfahrt zum Mistplatz ist denkmalgeschützt und der Standort entspricht nicht mehr den modernen Standards. Durch einen Radweg ist es hier außerdem verkehrstechnisch gefährlich", wird argumentiert.
Aus dem Büro von Nikolai hält man dagegen: "Bei Anrainern der Innstraße gibt es großen Widerstand gegen den neuen Standort, was wir nachvollziehen können. In der Dresdner Straße gäbe es eine benachbarte Fläche, über deren Nutzung wir verhandeln." Ob die Stadt das Hickhack bald beendet? Aus dem Büro des zuständigen Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) heißt es: "Es werden laufend Gespräche in enger Abstimmung mit dem Bezirk geführt, um zu einer guten Lösung für die Bewohnerinnen und Bewohner zu kommen.“