Wie immer oder anders?
"Heute" hört sich um – So wählt man im Gemeindebau
Wohin wird die Stimme der Wiener Gemeindebau-Bewohner am 29. September gehen? Ist die FPÖ der neue Favorit – oder bleibt alles beim Alten?
Wie verändert sich das Leben in den Wiener Gemeindebauten? Wie geht es den Bewohnerinnen und Bewohnern dort? Und welche Faktoren beeinflussen ihr Wahlverhalten? "Heute" hat sich in zwei der bekanntesten Gemeindebauten Wiens umgehört: dem Karl-Marx-Hof (Wien-Döbling) und dem Rabenhof (Wien-Landstraße).
Müllprobleme und Kriminalität im Karl Marx Hof
Bei der letzten Nationalratswahl lag die SPÖ im Sprengel des Karl Marx Hofes mit rund 45 Prozent deutlich vorne. Die ÖVP kam auf 21 Prozent und belegte Platz 2. Seit dem Jahr 2019 hat sich aber einiges im Gemeindebau verändert, wie aus Gesprächen mit einigen Anrainern hervorgeht. Zwei Bewohner berichten von einem Müllproblem: "Alles wird nur hingeschmissen."
Auch ein Anstieg in Sachen Kriminalität sei bei manchen spürbar. Ein Anrainer berichtet von Jugendlichen, die ihn bewusstlos geschlagen haben. Die Polizei sei in Sachen Straftaten untätig geblieben. War der Betroffene zuvor Nichtwähler, sagt er nun: "Ich bin bereit, die FPÖ zu wählen – wegen des Vorfalls".
"Man kann sich im 19. Bezirk sicher fühlen!"
Auch über Respektlosigkeiten sowie Alkoholismus und Differenzen zwischen den verschiedenen Kulturen in der Gegend wird sich im Karl Marx Hof beschwert. Das Wahlverhalten der befragten Bewohner habe sich großteils aber trotzdem nicht geändert. Die meisten gaben gegenüber "Heute" an, bei der bevorstehenden Wahl dieselbe Partei wie immer wählen zu wollen. Eine Person beruhigt: "Man kann sich im 19. Bezirk sicher fühlen."
"Jeder macht, was er will" im Rabenhof
Im Rabenhof im 3. Bezirk herrscht viel Verunsicherung, was die bevorstehende Wahl ansteht. Ein Gemeindebau-Bewohner bemängelt die Zustände dort. Seiner Meinung nach verschlechtern sie diese merkbar: "Es hat sich sehr viel verändert. Früher hast du viele Hausmeister gehabt, jetzt hast du keinen mehr, keiner passt mehr auf, jeder macht, was er will. Der Rabenhof ist wunderschön, aber das Publikum wird immer komplizierter." Welche Partei ihm helfen kann, seine Sorgen loszuwerden, weiß er nicht.
Bei einer Rabenhof-Bewohnerin hat die derzeitige Situation im Gemeindebau etwas bewegt – sie wird heuer anders wählen, als noch bei der Wahl im Jahr 2019. Der Grund: "Bei uns kriegen Ausländer Wohnungen, die nicht einmal wirklich in Wien wohnen und die Österreicher, die dringend etwas brauchen, bekommen nichts."
Starke FPÖ bereitet Bewohnern Sorge
Auch besorgte Stimmen werden beim "Heute"-Lokalaugenschein laut: "Ein großes Problem ist, dass wenige Leute zur Wahl gehen, weil sie gar nicht verstehen, was sie bewirken und sie denken, dass es nichts bringt", meint eine Bewohnerin. Ein Stimmengewinn für die FPÖ mache ihr Sorgen.
Vor fünf Jahren kam die FPÖ im Sprengel 27, in dem der Rabenhof liegt, auf 16,6 Prozent und lag somit auf Platz 2 hinter der SPÖ. Diese konnte damals 37,5 Prozent holen. Überraschend stark waren hier 2019 die Grünen mit 16,4 Prozent. "Ich befürchte, dass viele junge Wähler Protestwähler sind und gar nicht Grün wählen, sondern auch FPÖ", meint ein Anrainer. Wie sich die Gemeindebau-Bewohner am 29. September tatsächlich entscheiden, wird sich noch zeigen.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- In den Wiener Gemeindebauten Karl-Marx-Hof und Rabenhof herrscht Unzufriedenheit aufgrund von Müllproblemen, Kriminalität und Respektlosigkeiten, was das Wahlverhalten der Bewohner beeinflusst
- Während einige bereit sind, die FPÖ zu wählen, um Veränderungen herbeizuführen, herrscht bei anderen Unsicherheit und Besorgnis über die bevorstehende Nationalratswahl