Wie so oft zuvor war Gerhard M. (63) auch an diesem Jännertag in Wien-Landstraße Joggen. In der Keinergasse wurde ihm plötzlich schwarz vor Augen, er brach auf dem Gehsteig zusammen: "Ich hatte keine Schmerzen, hab auch keine Erinnerung an einen Schmerz. Plötzlich hatte ich ein komplettes Blackout", schildert der sportliche Wiener gegenüber "Wien heute".
Er hatte Glück im Unglück: Eine aufmerksame Passantin sah, wie der Wiener stürzte und sich nicht mehr bewegte. Geistesgegenwärtig rannte sie ins Herz-Jesu-Krankenhaus, dass sich gleich ums Eck in der Baumgasse 20 befindet, und schlug Alarm. Zwei Ärztinnen und ein Pfleger erkannten den Ernst der Lage. Sofort liefen sie zu dem am Boden liegenden Mann und begannen mit der Reanimation: "Wir haben Erste Hilfe-Maßnahmen eingeleitet und den Herren so lange reanimiert, bis die Berufsrettung und der Notarzt nach etwa zehn Minuten eintrafen", schildert eine der Ärztinnen.
Als Gerhard M. später im Wiener AKH aufwachte, war er vor allem eines: Dankbar. "Ich habe realisiert, welches Glück ich hatte, so couragierte Helfer zu haben, die so perfekt zusammengearbeitet haben", so der 63-Jährige zu "Wien heute". Erinnerungen an den Vorfall selbst hat er nach wie vor keine. "Ich hatte einen Filmriss."
Jetzt, rund drei Monate nach seinem Herzinfarkt, ist der Wiener wieder wohlauf, geht auch schon wieder Joggen. Aber natürlich vorsichtig. Und er hat sich fest vorgenommen, einen Erste-Hilfe-Kurs zu machen, um selbst helfen zu können, sollte er einmal dieser Passant sein, der einen Menschen mit Herzinfarkt findet. Auch sonst hat ihn seine Nahtoderfahrung verändert: "Ich bin entspannter geworden. Viele Dinge, die mich früher aufgeregt haben, sehe ich heute gelassener. Sie regen mich heute nicht mehr auf", schildert Gerhard M.
Wie wichtig rasche Erste Hilfe bei Herzinfarkten ist, zeigt die Statistik: Nur jeder zweite von zehn Menschen in Österreich überlebt einen Infarkt außerhalb eines Krankenhauses. Jede Minute, in der keine Reanimationsmaßnahmen gesetzt werden, verschlechtert sich die Überlebenschance um zehn Prozent! "Man kann in solchen Fällen als Zeuge nur eines falsch machen: Nichts machen", erklärt Manfred Greber, Leiter des Herz-Jesu-Krankenhauses. Er appelliert an alle, einen Erste-Hilfe-Kurs zu belegen und im Fall der Fälle rasch zu helfen.