Wien

Herz-OP mit heißem Draht rettet das Leben von Wiener 

Ein Einriss in der Hauptschlagader (Aorta) war bis jetzt mit vielen OPs und teilweise auch mit Komplikationen verbunden. Eine neue Technik ändert das.

Nicole Oirer
Behandelnde Ärztin Dr.in Zsuzsanna Arnold, Radiologie-Vorstand Dr. Thomas Rand, Patient Florian Müller, Radiologe Dr. Rene Eller und Herzchirurgie-Vorstand Dr. Martin Grabenwöger (v.l.) in der Klinik Floridsdorf, wo die neue OP-Technik angewandt wird.
Behandelnde Ärztin Dr.in Zsuzsanna Arnold, Radiologie-Vorstand Dr. Thomas Rand, Patient Florian Müller, Radiologe Dr. Rene Eller und Herzchirurgie-Vorstand Dr. Martin Grabenwöger (v.l.) in der Klinik Floridsdorf, wo die neue OP-Technik angewandt wird.
Denise Auer

"Ich bin unheimlich dankbar. Das hat mein Leben verlängert", freut sich Florian Müller. Der 42-Jährige ist einer von acht Patienten, die bisher in der Klinik Floridsdorf mit dem neuen Eingriff behandelt wurden. Er leidet an einer angeborenen Bindegewebsschwäche (Marfan-Syndrom). 

"Habe das richtig gespürt"

"Ich hab 33 Jahre lang nicht gewusst, dass ich das Syndrom habe", erzählt Müller. Denn obwohl es eigentlich vererbbar ist, dürfte es bei ihm durch eine Spontanmutation entstanden sein. "Eines Abends wollte ich in die Sauna gehen. Ich habe plötzlich einen starken Schmerz im unteren Rücken gespürt. Ich dachte zuerst, das ist ein Bandscheibenvorfall", schildert Müller. Kurz darauf musste er schon den Notarzt rufen. "Ich habe das richtig hier gespürt", sagt er und greift sich im "Heute"-Gespräch ans Herz. In diesem Moment ist seine Aorta eingerissen.

Das war vor mittlerweile neun Jahren. Zunächst wurde sein Zustand über längere Zeit beobachtet. 2020 hatte Müller bereits eine OP an der Bauchaorta. Im vergangenen November folgte eine OP an der Aortawurzel direkt am Herz. Eine Prozedur, die etwa acht Stunden dauert. Davon hatte er eine Stunde einen bewusst herbeigeführten Kreislaufstillstand. 

Heißer Draht "putzt" die Aorta

Das Problem bei diesen Eingriffen: kleine Häute (sogenannte Membranen) können sich von der Aorta loslösen und Adern versperren. So werden teilweise Organe nicht mehr richtig durchblutet. Obwohl Patienten die OP also gut überstanden haben, kann es im Nachhinein noch zu einem Organversagen kommen. 

Daher hat man nun eine neue OP-Methode entwickelt. Die ursprüngliche Idee kommt aus der Kepler Universität in Linz. Die Ärzte in Floridsdorf entwickelten die Methode weiter. Durch die Leisten der Patienten wird ein Draht in die Aorta eingeführt. Dieser wird durch leichte Stromzufuhr erhitzt. Der heiße Draht wird entlang der Aorta nach unten geführt und trennt so Membran von der Aorta. Dadurch werden alle Ausgänge wieder frei, Organe werden wieder versorgt. 

"Der Eingriff ist minimalinvasiv. Er erspart dem Patienten eine weitere große OP. Und sind die Membranen einmal getrennt, bleiben sie das auch. Sie können nicht mehr zusammen wachsen", erklärt Dr. Martin Grabenwöger, Vorstand der Herzchirurgie der Klinik Floridsdorf. Die Operation dauert etwa eineinhalb bis zwei Stunden. 

Acht Patienten profitierten schon von neuer OP

Durch den vergleichsweise kleinen Eingriff kann der Patient schon etwa zwei Tage nach dem Eingriff wieder entlassen werden. Auch Florian Müller fühlt sich wieder fit. "Die OP hat mein Leben verlängert. Das ist psychologisch gar nicht so leicht zu verkraften, sein Leben in die Hände einer Person und der Medizin zu legen" erzählt der 42-Jährige.

Nicht nur Vorerkrankungen wie das Marfan-Syndrom können Aorta-Risse begünstigen, auch Risikofaktoren wie Bluthochdruck spielen eine Rolle. Die Ärzte weisen aber auch bei Vorerkrankungen auf entsprechende Vorsorge hin, etwa durch die Marfan-Ambulanz in der Klinik Floridsdorf. Die neue OP-Technik ist inzwischen Standard in Floridsdorf. Acht Patienten wurden schon so operiert, weitere sind geplant, betont auch der durchführende Radiologe Dr. Rene Eller.

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