Wien
Hemsworth-Dreh als "Booster" für Filmstadt Wien
Die Netflix-Produktion ist nur das aktuellste Beispiel für den Erfolg Wiens als Drehort. 2021 war für die Filmstadt Wien ein echtes Rekord-Jahr.
Schüsse, Explosionen und Polizei-Großaufgebot auf der Donauplatte in der Donaustadt: Die nun abgeschlossenen Dreharbeiten für die Netflix-Großproduktion "Tyler Rake: Extraction 2" in Kaisermühlen sorgten vor knapp zwei Wochen nicht nur für zahlreiche Schaulustige, sie waren auch das jüngste Beispiel für die Attraktivität Wiens als Drehort.
"Tyler Rake: Extraction 1 zählte zu den meistgesehenen Spielfilmen auf Netflix, der Werbewert den der zweite Teil für Wien erzielt, ist unschätzbar", erklärt die Geschäftsführerin der Vienna Film Commission, Marijana Stoisits gegenüber "Heute". Sie rechnet durch den Dreh mit einem weiteren Booster für die Filmwirtschaft in Wien und Österreichs.
2021 als Rekordjahr für die Filmbranche
Wie es dem Filmstandort Wien im Vorjahr gegangen ist, präsentierte Stoisits heute, Donnerstag, gemeinsam mit Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ): "Gemessen an den Zahlen war 2021 das bislang erfolgreichste Jahr für die Vienna Film Commission und den Filmstandort Wien“, so Stoisits. Während das erste Quartal moderat verlief, konnte ab April bis zum Ende des Jahres eine erhebliche Steigerung an Drehgenehmigungen verzeichnet werden, die sogar die Jahre 2018 und 2019 weit übertraf.
Im Vorjahr wurden 806 Filmprojekte eingereicht, ein Plus von 41%
Im Geschäftsjahr 2021 wurden bei der Vienna Film Commission (VFC) insgesamt 806 Filmprojekte verschiedenster Genres und mit unterschiedlichem technischem Aufwand zur Bearbeitung eingereicht. Das entspricht einem Plus von 41% im Vergleich zum Vorjahr. Für diese österreichischen und internationalen Projekte wurden insgesamt 1.290 Ansuchen um Drehgenehmigungen gestellt, für die von der Vienna Film Commission 1.295 Empfehlungsschreiben an die zuständigen grundverwaltenden Dienststellen und gleichzeitig an die Antragsteller ausgestellt wurden. Die Zahl der Drehansuchen ist damit um 38%, die Zahl der ausgestellten Empfehlungsschreiben um 29% gestiegen.
Wien besonders bei Deutschen, Briten und Franzosen beliebt
Die internationalen Projekte lagen mit 78 zwar um 13% höher als im Jahr 2020, doch nach wie vor deutlich unter den Ergebnissen der Vorjahre. Die meisten Projektansuchen aus dem Ausland kamen aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich, gefolgt von den USA und 16 weiteren Ländern. Zu den größten internationalen Projekten zählten die US-Serie "Jack Ryan" für Amazon, die Bollywood Produktion "Tiger 3" und die US-Serie "The Bachelor" für ABC.
In der Verteilung der Bezirke standen Dreharbeiten in der City mit 20,8% ganz oben auf der Liste. Der Wert liegt damit im Vergleich zum Vorjahr fast gleich auf. Auf Platz 2 in Drehorte-Ranking landet die Leopoldstadt mit 11,3%, gefolgt von Landstraße mit 8,2%, Döbling mit 5,5% und der Donaustadt mit 5%. Gedreht wurde aber in allen Wiener Stadtbezirken.
Filmstadt Wien ohne Magistrat nicht möglich
Bevor irgendwo in Wien aber die Filmklappe fallen kann, müssen zuerst die Mitarbeiter des Wiener Magistrats ran. Im Vorjahr hat die Vienna Film Commission mit 23 Magistratsabteilungen und Institutionen der Stadt kooperiert. Weit voran an der Spitze liegen mit 290 Empfehlungsschreiben die Wiener Stadtgärten (MA 42), gefolgt vom Brücken- und Grundbau (MA 29) mit 70 Empfehlungsschreiben. Dreharbeiten im Freien und in der Natur waren schon immer sehr gefragt, während der Pandemie nun noch mehr. Den dritten Platz im Ranking belegt das Marktamt (MA 59) mit 69 Empfehlungsschreiben.
Wichtigster Kooperationspartner bleibt aber die "Filmabteilung" der MA 46 (Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten). Die Zahl der Bewilligungen durch die MA 46 ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr auf 1.135 gestiegen, das bedeutet ein Plus von 35%. Die Wiener Linien haben 126 Drehansuchen bewilligt, ein Zuwachs von 40%. Wiener Wohnen hat im vergangenen Jahr 32 Projekte mit insgesamt 58 Drehtagen in Gemeindebauten bewilligt, bei den Wiener Friedhöfen waren es 50 Filmprojekte. Den Hafen Wien erreichten 48 Anfragen, in den Palais und Immobilien der Schönbrunn Group wurden 96 Projekte umgesetzt. Die Prater AG erteilte 192 Drehgenehmigungen.
Stadt lobt gute Rahmenbedingungen, VFC fordert Handeln vom Bund
Kaup-Hasler sieht sich im eingeschlagenen Weg der Stadt bestätigt: "Gute Rahmenbedingungen haben für die Filmproduktion und das künstlerische Arbeiten in unserer Stadt oberste Priorität. Wien arbeitet kontinuierlich daran, den Filmstandort Wien konsequent und nachhaltig auszubauen und dabei die Wiener Filmwirtschaft weiterhin zu beleben", so die Stadträtin.
Um den Filmstandort Wien und Österreich international noch stärker zu positionieren, bedürfe es aber einer besseren Dotierung der Wirtschaftsfilmförderung des Bundes, fordert Stoisits. "In allen anderen Ländern werden Video on Demand-Produktionen gefördert, also etwa in Deutschland oder Tschechien, nicht aber in Österreich. Das ist absurd".
Österreich sei daher im internationalen Wettbewerb weit abgeschlagen, und das obwohl ein von der Branche erarbeitetes Konzept für ein Incentive (Anreize, Anm.) seit geraumer Zeit fertig in den Schubladen des Wirtschafts- und Finanzministeriums liege. "Es sollte endlich dringend freigegeben werden", so Stoisits.
Wie sehr Österreich von solchen Produktionen profitieren würde, zeige das Beispiel "Tyler Rake: Extraction 2": "Die haben insgesamt 5, 6 Millionen Euro bei uns gelassen. Zieht man die Förderung von 1,5 Millionen ab, ergeben sich für die Filmwirtschaft noch immer über vier Millionen Euro, die vorher nicht da waren", erklärt Stoisits.