Spiele-Test

"Helldivers 2" ist der Himmel für Koop-Shooter-Fans

Film-Fans, die sich an "Starship Troopers" erinnern, bekommen nun mit "Helldivers 2" ein ähnlich verrücktes Alien-Insekten-Gemetzel als Koop-Shooter.

Rene Findenig
"Helldivers 2" ist der Himmel für Koop-Shooter-Fans
"Helldivers 2" ist der Himmel für Koop-Shooter-Fans
PlayStation

Herumspritzende Alien-Insekten-Körperteile und -Eingeweide, sich todesmutig opfernde Cyber-Soldaten, über den Bildschirm zuckende Laser, Kugeln und Explosionen, Ballern um des Ballern willens: "Helldivers 2" ist das Spiel gewordene "Starship Troopers" für die PlayStation. Während man Tausende an Kugeln oder Lasersalven aus dem Schießprügel jagt und einem Alien-Teile um die futuristische Rüstung fliegen, ist man im Game der Arrowhead Game Studios damit beschäftigt, mit der knappen Munition hauszuhalten und sich mit den Kollegen abzustimmen. 

Sorgen, dass dagegen die Gegner ausgehen, muss man nie haben, denn die stürmen auf den fremden Planeten des Games einfach in immer stärkeren und größeren Wellen auf die Spieler-Teams ein. Kommen dann zu den flinken, kleineren Insekten auch noch Godzilla-große Bosse und Aliens dazu, ist es eine Freude, die Raumschiffe im All um einen vernichtenden Luftangriff zu bitten oder sich Unterstützung in Form von Rüstungen und Panzern abwerfen zu lassen. Selbst ins Gras gebissen? Egal, einfach per All-Pod erneut auf den Planeten schießen lassen.

Ein witziger und waschechter Third-Person-Koop-Shooter

"Helldivers 2" ist ein waschechter Third-Person-Koop-Shooter, der sich nicht lange mit Erklärungen und tiefgründigen Geschichten aufhält, sondern auch mit flotten Sprüchen auf den Lippen in actiongeladene Gefechte wirft. Und wie der Kultfilm "Starship Troopers" – das Game besitzt übrigens keine Film-Lizenz und soll demnach auch gar nicht eine Game-Adaption des Streifens sein – strotzt auch "Helldivers 2" nur so vor Sarkasmus, Humor, überzogenem USA-Patriotismus und Macho-Allüren. Das wird bereits im kurzweiligen Tutorial mehr als rasch klar.

"Helldivers 2" im Test – der Himmel für Koop-Shooter-Fans

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    Herumspritzende Alien-Insekten-Körperteile und -Eingeweide, sich todesmutig opfernde Cyber-Soldaten, über den Bildschirm zuckende Laser, Kugeln und...
    Herumspritzende Alien-Insekten-Körperteile und -Eingeweide, sich todesmutig opfernde Cyber-Soldaten, über den Bildschirm zuckende Laser, Kugeln und...
    PlayStation

    Spieler des ersten Teils werden sich sofort heimisch fühlen, denn neu ist am Grundgerüst des Games eigentlich nur der Blick auf das Geschehen. Neu kann man in der Fortsetzung nämlich zwischen Schulter- und Egoperspektive wechseln, während man sich gegen die Alien-Biester sprichwörtlich die Seele aus dem Leib ballert. Das hat jedoch dramatische Auswirkungen auf das Spielgefühl, denn statt von schräg oben auf das Geschehen zu blicken, kann man sich jetzt direkt ins Getümmel stürzen und Aliens (oder Roboter-Kampfmaschinen) gegenüberstehen.

    Team suchen, Planeten wählen, um die Wetter ballern

    Das übrige Grundprinzip blieb hingegen gleich. Bis zu vier Spieler dürfen in die Rüstungen der Helldivers schlüpfen und starten jede Schlacht erst einmal an Bord eines Kommando-Schiffs, das im All auf den Kampfeinsatz wartet. Im Schlachtschiff sucht sich jeder Spieler aus den gerade zockenden Gamern seine Teamkollegen aus und schließt sich zu einem Squad zusammen. Danach wählt man sich aus den vier Planeten sein nächstes Einsatzgebiet aus. Das entscheidet auch, wie scher oder leicht die nächste Ballerei-Mission ausfallen wird.

    Die vier wählbaren Planeten sind aber nur ein kleiner Teil des Universums, in dem wir uns bewegen und auf abwechslungsreiche Umgebungen wie Schnee-Gestöber in Eiskulissen, Sand-Stürme in endlosen Wüsten oder saftige Wälder auf Dschungel-Himmelskörpern stoßen. Diese unterschiedlichen Umgebungen haben aber nicht nur optisch etwas zu bieten, sondern verändern auch das Gameplay. Sand und Schnee lassen unsere Soldaten langsamer laufen, Eis führt manchmal zu Ausrutschern. Umgekehrt lässt Kälte Waffen nicht langsamer überhitzen.

    Game vermittelt gut das Gefühl eines galaktischen Krieges

    Das Spiel schafft es zudem toll, einem das Gefühl zu vermitteln, man kämpfe als winzig kleines Element tatsächlich in einem gigantischen Krieg, denn welche Planeten gerade ausgewählt werden können, bestimmt eine sich ständig ändernde Frontlinie auf einer Weltraum-Karte. Und diese verschiebt sich, je nachdem, ob die Gesamtzahl der "Helldivers 2"-Spieler gerade Erfolg auf ihren Missionen hat oder vernichtend geschlagen wird. Das ist es fast schade, dass man nur zu viert in die tatsächlichen Gameplay-Schlachten zieht und keine Massenschlacht erlebt.

    Das Game vermittelt dennoch gut das Gefühl eines galaktischen Krieges, beispielweise wenn die Schlachtschiffe der anderen Helldivers neben einem in Echtzeit in den Krieg ziehen oder der eigene Orbitalsturz nur einer von Dutzenden ist, die zeitgleich im Hintergrund geschehen. Selbst auf der Planetenoberfläche wird am Horizont oft sichtbar, dass sich da Hunderte Soldaten auf einen Planeten abschießen lassen, um in die Schlacht einzugreifen – oder ein Spieler eines anderen Teams gerade einen mächtigen Luftschlag auf die Planetenoberfläche regnen lässt.

    Auswahl ändert sich langsam, dafür ist Vielfalt großartig

    Enttäuscht könnte sein, wer lieber einer linearen Story folgt, die immer wieder Neues bringt, denn in "Helldivers 2" kann sich je nach Kriegsverlauf oft die Auswahl der spielbaren Planeten nur im Schneckentempo verändern. Dafür wurden die jeweils prozedural generierten Missionsareale wirklich bis zum Rand mit Inhalten gefüllt, die von einem merklich gut optimierten Algorithmus stimmig zusammengeschlossen werden. Überall gibt es etwas zu finden, seien es kleine Rätsel, Story-Schnipsel, Belohnungen oder einfach mal ein Jetpack.

    Und auch, wenn es anfangs so wirkt, als würde man einfach nur wild Draufballern müssen, haben auch die Missionen so viel Vielfalt zu bieten, dass das Game auch noch nach Tagen Spaß macht. Mal müssen zwei Spieler eine Gegnerwelle aufhalten, während die anderen beiden ein schweres Geschütz beladen, eine Maschine wieder in Betrieb nehmen oder die Satelliten-Kommunikation mit der Basis wieder herstellen sollen. Geballert wird dennoch viel – zum Glück ist das Gunplay schlicht hervorragend ausgefallen. Jede Waffe feuert sich komplett anders ab.

    "Helldivers 2" ist der Himmel für Koop-Shooter-Fans

    So effektvoll die Vibrationen und die Ausnutzung der adaptiven Trigger-Tasten des DualSense-Controllers sind, so simpel ist die Steuerung umgesetzt. Geballert wird per Schulter-Taste, gezielt per Stick, Unterstützungsangriffe und Supportitems werden mit den Steuerkreuz-Tasten geordert. "Friendly Fire" ist von Haus aus aktiviert, man nimmt bei all den Explosionen und Ballereien also auch regelmäßig einige Kameraden mit ins Jenseits. Abstimmung unter den Team-Mitgliedern ist ein Muss, allzu taktisch wird es aber nicht. Anfänger werden Spaß haben.

    Kritik ist eher am Drumherum als am Game selbst zu üben. So gibt es wenige, aber hinter einer Paywall versteckte Ausrüstungsgegenstände, die man sich nur sehr mühsam als nicht-zahlender Spieler holen kann. Frei verfügbare Waffen und Ausrüstungen können zudem bisher nicht verbessert oder angepasst werden. Und die Optik sieht streckenweise fantastisch aus, noch stoppt aber so mancher Grafikfehler das Vergnügen. Dennoch: "Helldivers 2" schickt euch in die Alien-Hölle und macht diese dank tollem Gunplay zum Himmel für Koop-Shooter-Fans.

    rfi
    Akt.