Welt
Skandalheim am Schliersee: Sind 17 Senioren verhungert?
Fast 100 Bewohner eines Altenheimes an der österreichischen Grenze sollen jahrelang misshandelt worden sein.
Umfangreiche Recherchen des "Bayrischen Rundfunk" haben Erschreckendes zu Tage gebracht. In einer Seniorenresidenz am Schliersee (Bayern) sollen die Bewohner über Jahre hinweg stark vernachlässigt worden sein.
Ohne die Corona-Krise wären die Vorkommnisse vermutlich nie ans Licht gelangt. Eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamts organisierte Tests für die Bewohner und war schockiert von deren Zustand. Menschen würden tagelang in ihren Exkrementen aushalten müssen und sich bis aufs Blut und eitrig wundliegen.
Schilderungen
Bereits im Mai 2020 wurde die Situation von Behörden und aushelfenden Soldaten als Gefahr für Leib und Leben bewertet. Angehörige berichten dem "BR", ihre Eltern waren von oben bis unten voll Dreck, hätten oft stundenlang vergeblich um Hilfe geschrien, Mitarbeiter wären alkoholisiert gewesen und dass sie noch nie so viele verhungerte Bewohner gesehen hätten.
Die Heimaufsicht ist wiederum vielen Fällen nicht nachgegangen und nahm Beschwerden nicht ernst. Dahingehende Probleme räumte auch der amtierende CSU-Landesrat ein. Im Mai wurde ein Aufnahmestopp verhängt, doch das Heim ist auch heute noch geöffnet.
Die Kriminalpolizei befragte bereits rund 150 Zeugen und ermittelt gegen die ehemalige Heimleiterin sowie drei weitere Mitarbeiter. Im Raum stehen 88 Fälle der Körperverletzung, darüber hinaus werden 17 Todesfälle geprüft. Es gilt die Unschuldsvermutung.