Österreich

Hebein dritte Kandidatin für Grünen-Spitze

Die grüne Gemeinderätin Birgit Hebein will ebenfalls Spitzenkandidatin der Wiener Grünen werden. Das gab sie am Dienstag bekannt.

Heute Redaktion
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Nachdem die Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou nicht mehr antreten wird, ist der Wettbewerb um die Spitzenkandidatur entbrannt. Nachdem sich bisher Klubchef David Ellensohn und Gemeinderat Peter Kraus in Rennen geworfen haben, kommt mit der Sozialsprecherin Birgit Hebein nun auch eine weibliche Kandidatin hinzu. In einer Pressekonferenz am Dienstagmorgen gab Hebein ihre Kandidatur bekannt.

"Ja, ich kandidiere", mit diesen Worten bestätigte Hebein ihre Bewerbung im "Café News" in ihrem Heimatbezirk Rudolfsheim-Fünfhaus. Sie sei aber nicht als Kandidatin ausgesucht worden, sondern habe sich selbst ausgesucht. "Ich will es machen, weil ich eine größere Chance sehen, Menschen für die grüne Idee zu begeistern", betonte Hebein.

Will für Menschen und Anliegen kämpfen

Als diplomierter Sozialarbeiterin habe sie mit Obdachlosen und Suchtkranken gearbeitet und war politisch in der Friedensbewegung aktiv, erzählte Hebein. "Ich habe bei den Grünen Menschen kennengelernt, die für eine Idee und für ihre Anliegen kämpfen", so Hebein, die betonte ebendiese "Begeisterung für Grüne und alternative Ideen" in einer nicht so einfachen Situation wieder auslösen zu möchten.

"Ich stehe an der Seite jener Menschen, die Politik brauchen. Meine Art zu arbeiten war und ist es immer, für jene Menschen zu arbeiten, die von den Gesetzen betroffen sind und dabei auch eng mit Experten zu arbeiten – praxis- und lebensnah", unterstrich Hebein.

Klimakrise ist soziale Krise

Sozialpolitik wird auch weiterhin ein Schwerpunkt in Hebeins politischer Arbeit bleiben. "Seit diesem Hitzesommer mit Überschwemmungen muss allen klar sein, dass die Klimakrise eine soziale Krise ist", so Hebein. Besonders hart würden etwa ältere Menschen getroffen, die sich keine Klimaanlage leisten können.

"Will sowas wie Chemnitz nicht in Wien"

Denn Vorkommnisse wie jüngst in Chemnitz (Deutschland) dürfe nicht wieder passieren. "Der Punkt der sozialen Sicherheit ist mir ganz wichtig, denn ohne soziale Sicherheit gibt es keinen sozialen Frieden. Wenn Menschen ihre Grundbedürfnisse nicht erfüllt haben, haben sie keine Möglichkeit, an der Gesellschaft teilzuhaben", betonte Hebein.

Wenn man die soziale Frage liegen lasse, "wenn Menschenverachtung plötzlich ein Wert wird, dürfen wir uns über das, was in Chemnitz passiert ist, nicht wundern. Das will ich in Wien nicht", so Hebein.

"Nicht gegen, sondern für etwas kandidieren"

Hebein nutzte die Pressekonferenz auch, um Maria Vassilakou für ihre langjährige Arbeit zu danken. Als Beispiel für eine gelebte Sozialpolitik nannte sie etwa das 365 Euro-Öffi-Ticket. "Das erleichtert Menschen die Teilhabe".

Wichtig war ihr zu betonen, dass sie nicht gegen jemanden antrete, sondern für Ideen. "Die Grünen sind gerade in einem Erneuerungsprozess. Ich schätze David Ellensohn und Peter Kraus, beide haben ihre Stärken und beide werden in der Grünen Bewegung gebraucht", betonte Hebein.

Sie trete gemeinsam mit einem Team an, das sie aber erst in den nächsten Tagen vorstellen will. Als ziemlich sicher gilt, dass der ehemalige Klubobmann der Grünen im Parlament, Albert Steinhauser zu diesem Team zählen wird. Dieser war bei der Bekanntgabe von Hebeins Antreten auch im Publikum.

Mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) könne sie gut. "Es gibt noch einige Projekte, die in der Koalition noch offen sind", so Hebein, die ankündigte, auch weiterhin mit der SPÖ kooperieren zu wollen. Dennoch sei es notwendig, "sich als Grüne klar zu positionieren".

Mit-Bewerber Kraus freut sich über Hebein-Kandidatur

Via Twitter begrüßte Mit-Kandidat Kraus das Antreten von Hebein: „Herzlich Willkommen bei der Spitzenwahl, Demokratie lebt davon, dass viele mitmachen", schreibt er. Auch der Grüne EU-Abgeordnete Michel Reimon zeigte sich erfreut: „Also, die Wiener Grünen werden mit Peter Kraus, David Ellensohn und Birgit Hebein aus drei großartigen Kandidaten wählen können: drei unterschiedliche Strategien für die Zukunft".

Zur Person Birgit Hebein

Birgit Hebein (51) wurde in Villach geboren, Hebeins Vater war gelernter Maurer, ihre Mutter Hausfrau, die "Kärntner Landjugend hat mich geprägt", betonte die Politikerin. Mit einem Schmunzeln erklärte Hebein, sie singe aber nicht nur Kärntner und slowenische Lieder, als Mitglied im KZ-Verband singe sie auch antifaschistische Lieder.

Hebein ist ausgebildete Sozialarbeiterin sowie Chinesische TCM-Therapeutin. Die Mutter von zwei Kindern war viele Jahre im NGO Bereich sowie bei der AUGE (Alternative und Grüne Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter) tätig. Von 2003 bis 2010 war Hebein als Bezirksrätin und Klubobfrau in Rudolfsheim-Fünfhaus aktiv, seit 2010 ist die Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete. Als Sozialsprecherin war sie maßgeblich an den Verhandlung zur Wiener Mindestsicherung beteiligt.

Weitere Bewerbung noch bis Dienstag Mitternacht möglich

Noch bis Dienstagabend können sich Kandidaten für die Spitze der Landesliste noch bewerben. Tatsächlich zur Wahl stehen dann jene Kandidaten, die ausreichend Unterstützungserklärungen von registrierten Wählern bzw. Parteimitgliedern erhalten.

Anschließend wird es Hearings geben. Dann wird in einer Abstimmung – an der erstmals auch Nicht-Parteimitglieder teilnehmen können – der neue Spitzenkandidat gewählt.

(red)