Wien-Ottakring am Tag danach
"Hatte noch nie solche Angst" – Zeugin über Explosion
Noch ist unklar, wie es zur verheerenden Detonation in Wien-Ottakring kam. Die Bewohner stehen unter Schock – ein "Heute"-Lokalaugenschein.
Ein lauter Knall hallte in der Nacht auf Mittwoch durch die Gassen von Wien-Ottakring. Ein Leserreporter-Video zeigt die massive Explosion in der Klausgasse. Danach sind aufgeregte Stimmen zu hören: "Bist du …?", sagt ein Mann, "Oida!" eine Frau. Schreie aus der Nachbarschaft sind im Hintergrund zu vernehmen.
Ein Mann kam bei der Detonation ums Leben, sieben Menschen sind verletzt.
Die Lage eskalierte rasch
Die Explosion wurde ausgelöst, als die Polizei eine Wohnung stürmen wollte. Ein Mann randalierte, schmiss in einer Wohngegend Gegenstände aus dem Fenster. Die Beamten begannen um 21 Uhr am Dienstag ihren Einsatz.
In mehreren Sprachen versuchten die Polizisten mit dem Bewohner zu verhandeln, er blockte ab. Die Lage eskalierte, Spezialeinheiten rückten an.
Plötzlich waren Schüsse zu hören. Die Einsatzkräfte waren sich unsicher, ob auch weitere Stimmen aus der Wohnung kamen. Es gab das Gerücht einer Geiselnahme. Eines war klar: Die Polizisten mussten in die Wohnung hinein. Beim Öffnen kam es zur verheerenden Explosion. Der Tote ist der Bewohner.
Am nächsten Tag ist die Gasse abgesperrt. Polizei und Feuerwehr sichern den Tatort. "Heute" ist vor Ort, wir sprechen mit den Bewohnern des Grätzls.
Video zeigt Moment der Detonation:
"Es ist hier wie in Chicago"
"Von der Explosion bin ich aufgewacht, ich hab den Knall gehört und Leute schreien", sagt Erika (84, Foto ganz oben) sieht besorgt aus. Sie wohnt gleich um die Ecke.
Erika weiter zu "Heute": "Ich fürchte mich so, ich traue mich gar nicht einkaufen gehen." Sie kommt auf uns zu, sie fragt uns, ob die Gegend jetzt sicher ist. "Es ist hier wie in Chicago! Beziehungsweise glaube ich, wir haben Zustände wie in Favoriten hier in Ottakring." Sie traut sich nicht einmal einkaufen zu gehen, hat vor Aufregung sogar ihr Geld daheim vergessen.
Michelle wohnt auch im Grätzl, wurde mitten in der Nacht Zeuge der Eskalation: "Ich habe die Explosion gehört und gesehen. Es war plötzlich ein grelles Licht, das man überall gesehen hat. Alle Menschen sind sofort weggelaufen. Es herrschte Panik. Auch ich geriet ein wenig in Panik."
"Als wäre man in einem Rambo-Film"
Wir treffen auf Elisabeth, sie wohnt in einer Quergasse zum Tatort: "Ich hatte nie in meinem Leben solche Angst! Es hat sich angefühlt, als wäre man in einem Kriegsgebiet bzw: als wäre man in einen Rambo Film-katapultiert worden.“ Am Tag danach ist Elisabeth immer noch nervös: „Ich war ein paar Minuten wie gelähmt und hatte solche Angst, dann hab ich meinem Papa angerufen und ihm beschrieben, was passiert ist".
Wien erlebt derzeit eine Welle der Gewalt. Ein Bandenkrieg nimmt bisher unbekannte Ausmaße an. Vor wenigen Tagen schockierte ein Video, auf dem zu sehen war, wie mitten in Wien-Meidling auf ein Auto geschossen wurde, danach kam es zur wüsten Schlägerei, obwohl die Polizei bereits anwesend war.
Welle der Gewalt in Wien
Am 1. August fanden Polizisten eine junge Frau (29) – ebenso in Meidling – erstochen in ihrer Wohnung. Dringend tatverdächtig ist ihr Mann (31). Beide kamen aus Afghanistan.
Nur eine Woche davor starb ein Arbeiter in einem Hotelzimmer in Wien-Alsergrund. Tatwaffe war wohl ein Sessel. Ein Verdächtiger konnte Stunden später in Tschechien gefasst werden.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- In Ottakring ereignete sich eine Explosion, bei der ein Mann starb und sechs Menschen verletzt wurden, als die Polizei versuchte, eine Wohnung zu stürmen
- Die Bewohner der Gegend berichten von Angst und Panik während des Vorfalls und fühlen sich auch am Tag danach noch unsicher
- Diese Gewaltwelle in Wien, einschließlich Bandenkriegen und tödlichen Vorfällen, beunruhigt die Bewohner zunehmend