Wirtschaft

"Hat ja niemand verlangt" – Wolf konfrontiert REWE-Chef

Der Politik sind die Preise zu hoch, der Handel fordert umgekehrt politische Maßnahmen – und die Bürger leiden. Nun meldet sich der REWE-Chef zu Wort.

Rene Findenig
"Mister Billa", REWE-Österreich-Chef Marcel Haraszti, am späten Dienstagabend zu Gast in der ORF-"ZIB2".
"Mister Billa", REWE-Österreich-Chef Marcel Haraszti, am späten Dienstagabend zu Gast in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Seit Monaten müssen die Österreicher beim Lebensmittel-Einkauf sparen, denn die Preise im Handel wollen und wollen einfach nicht sinken. Die Regierung lehnte bisher aber immer direkte Markteingriffe ab – und kündigte schon vor Wochen an, die Supermärkte unter Beobachtung stellen zu wollen. Umgekehrt beteuerten die Supermärkte immer wieder, sicher nicht von den hohen Preisen zu profitieren und kaum Möglichkeiten für Preissenkungen zu haben. Eine solche erhoffte man sich wiederum durch die Politik – etwa durch eine bereits mehrmals geforderte Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel.

Österreicher mittendrin im "Teufelskreis"

Ein groß angekündigter Lebensmittelgipfel von Politik, Experten und Handelsvertreter zeigte kaum bis keine Auswirkungen beim Zahlen an der Supermarkt-Kassa. Mittendrin in diesem "Teufelskreis" sind die Österreicherinnen und Österreicher die Leidtragenden und weiterhin mit extrem hohen Preisen für Lebensmittel konfrontiert. Wie soll das weitergehen? Dazu war am späten Dienstagabend REWE-Österreich-Chef Marcel Haraszti – der zuletzt im Mai 2023 eine Mehrwertsteuersenkung forderte – zu Gast bei ORF-Moderator Armin Wolf in der "ZIB2".

Wolf eröffnet gleich mit einer Frontalkritik: Egal wie viel jemand verdiene, es treffe wegen der hohen Preise praktisch jeden "der Schlag" beim Bezahlen an der Kassa, so der Moderator. "Auch uns ärgert die Inflation sehr", so Haraszti, der Handel setze aber "Maßnahmen, um die Inflation abzudämpfen". Speziell der Lebensmittelhandel sei aber konfrontiert mit wahnsinnig hohen Preisforderungen der Lieferanten, so der REWE-Chef, noch jetzt gehe es um zweistellige Steigerungen. 2022 habe man zudem um 70 Millionen Euro höhere Energiekosten gehabt, "die haben wir geschluckt, die haben wir nicht weitergegeben". Die Lieferanten hätten trotz extrem harter Verhandlungen die Preise sehr stark erhöht, so Haraszti.

"Wir kämpfen wie die Löwen"

Auch wenn seine Kette ein Drittel des heimischen Marktes beherrsche, könne er die Lieferanten nicht zu Preissenkungen zwingen, denn es handle sich ebenfalls um Giganten wie Unilever und Nestle, so der REWE-Chef. "Wir kämpfen wie die Löwen", so Haraszti, wäre REWE aber kleiner, "wir hätten null Chance", mit den Top-Lieferanten zu verhandeln, hieß es. Und warum seien die Produkte in Österreich so viel teurer als in Deutschland? Man könne einzelne Produkte herausziehen, im Schnitt seien es aber 15 Prozent, bestätigte der REWE-Chef. Österreich habe aber auch eine viel höhere Dichte an Lebensmittelgeschäften, höhere Logistikkosten und höhere Lohnnebenkosten. Ein aufgelegter Elfmeter für Wolf.

"Das hat ja niemand von ihnen verlangt, die haben ja Sie alle gebaut, die kosten viel Geld und das wälzen Sie jetzt auf die Konsumenten über", so Wolf zur hohen Dichte an Lebensmittelgeschäften in Österreich. Harasztis Konter wollte nicht wirklich greifen – während er erklärte, man müsse ja die Versorgungssicherheit gewährleisten, setzte Wolf nach. Auch in Deutschland mit weniger Dichte würden die Leute nicht verhungern, so der Moderator.

Nicht auf sich sitzen ließ der REWE-Chef den Vorwurf, Supermärkte würden Preise erhöhen, um das dann mit kurzzeitigen Aktionen zu kaschieren. Das komme nie vor, beteuerte Haraszti. Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel forderte der REWE-Chef übrigens nach wie vor – "auf sieben Prozent und das permanent". Und wer garantiere, dass dies an die Kunden weitergegeben werde? "Wir", so Haraszti.

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    <strong>ZIMT!</strong> "Bei Zimt trennt sich die Spreu vom Weizen", sagt Schleh. "Zimt kann mit giftigem Cumarin belastet sein. Eine zu hohe Aufnahme kann zu Leberschädigungen führen." Allerdings wisse man, dass Cassia-Zimt sehr viel mehr mit Cumarin belastet ist als Ceylon-Zimt. Schlehs Tipp: "Verbraucher und Verbraucherinnen sollten immer darauf achten, dass Ceylon-Zimt genutzt wird, dann sind sie auf der sicheren Seite."
    ZIMT! "Bei Zimt trennt sich die Spreu vom Weizen", sagt Schleh. "Zimt kann mit giftigem Cumarin belastet sein. Eine zu hohe Aufnahme kann zu Leberschädigungen führen." Allerdings wisse man, dass Cassia-Zimt sehr viel mehr mit Cumarin belastet ist als Ceylon-Zimt. Schlehs Tipp: "Verbraucher und Verbraucherinnen sollten immer darauf achten, dass Ceylon-Zimt genutzt wird, dann sind sie auf der sicheren Seite."
    Getty Images/iStockphoto

    Seit 2016 Rewe-Chef in Österreich

    Der Rewe-Österreich-Chef, der 2016 die Agenden übernommen hatte, wurde im September 1975 in Wien geboren. Seine Eltern kamen 1956 ins Land, in jenem Jahr also, als die Sowjets den ungarischen Volksaufstand blutig niederschlugen. Der neue Job beendete für Haraszti ein 15-jähriges "Nomadentum", das ihn in die Ukraine (Billa), nach Rumänien (Billa), Litauen und Lettland (IKI) sowie zuletzt zu Rewe Süd nach Bayern führte. Haraszti ist mit einer Litauerin verheiratet. Er hat zwei Kinder (3, 5), ist Austria-Fan, "passionierter passiver Sportler" und lässt den Tag in der Regel um fünf Uhr früh beginnen.

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