Shiffrin, Gisin, Brignone
Harte Neureuther-Analyse nach schweren Ski-Stürzen
Der Ski-Weltcup erlebte am Freitag eine Chaos-Abfahrt in Cortina. Bei mehreren schweren Stürzen geriet der Sieg von Stephanie Venier zur Nebensache.
Die Tirolerin stand erstmals nach fünf Jahren wieder ganz oben auf dem Siegespodest, fuhr ihren zweiten Weltcup-Triumph ein. Venier setzte sich 39 Hundertstel vor Lara Gut-Behrami sowie 71 Hundertstel vor dem Dreier-Paket Christina Ager, Sofia Goggia aus Italien und Valerie Grenier aus Kanada durch. Nach mehreren schweren Stürzen im Weltcup geriet dies allerdings beinahe zur Nebensache.
Schwere Stürze in Cortina
Vor allem, weil die Ski-Dominatorin Mikaela Shiffrin spektakulär abflog. Nach einem Sturz wurde die Rekord-Siegerin im Weltcup ausgehebelt, rauschte mit hoher Geschwindigkeit ins Fangnetz und blieb zuerst regungslos liegen. Die 28-Jährige hatte daraufhin per Hubschrauber geborgen werden müssen, kam ins Krankenhaus. Von dort kam jedoch am Freitagabend die Entwarnung: beide Kreuzbänder sind intakt, Shiffrin zog sich lediglich eine Innenband-Verletzung zu, muss rund zwei Wochen pausieren.
Schwerer verletzt ist hingegen die Schweizerin Corinne Suter. Die Abfahrts-Weltmeisterin schwang an der exakt selben Stelle plötzlich ab, beendete den Lauf und griff sich sofort aufs Knie, schrie laut vor Schmerzen. Das für die Übertragung zuständige italienische Fernsehen musste die Mikrofone herunterregeln. Suter erlitt einen Kreuzbandriss. Ebenso spektakulär gestürzt, aber unverletzt geblieben, sind die Italienerin Federica Brignone, das deutsche Talent Emma Aicher oder die Schweizerin Michelle Gisin.
Hartes Neureuther-Urteil
Deren Freund, der Weltcup-Läufer Luca de Aliprandini, ging nach dem Rennen auf den Ski-Weltverband FIS los, postete in sozialen Netzwerken: "Schämt euch!" Ein Urteil, das der ehemalige deutsche Ski-Star Felix Neureuther im "Blick" so nicht stehenlassen wollte. "Die Piste war super beinander. Cortina ist ein toller Ort, um Skirennen zu fahren: Geniale Übergänge, super Sprünge drinnen, tolle Kurven. Man muss dort sehr gut Ski fahren, um schnell zu sein", deutete der langjährige Rivale von Marcel Hirscher an, dass die Läuferinnen selbst für ihre Stürze verantwortlich seien.
Ein Urteil, das Neureuther auch bestätigte, als er gefragt wurde, ob es sich um Fahrfehler gehandelt habe. "Meines Erachtens ja, definitiv", antwortete Neureuther. "Natürlich kann man sagen: Hätten die Sprünge so weit gehen müssen? Nichtsdestotrotz wollen die Frauen gefordert werden. Das größere Problem ist eher, dass Sprünge nicht trainiert werden – gerade im Super-G. Wo willst du das trainieren? Das gehört speziell auch im Frauen-Sport viel mehr trainiert, speziell wenn man landet und dann sofort den Schwung ansetzen muss. Die Frauen fahren ja gut Ski", führte Neureuther weiter aus.
"Shiffrin schon im Sprung gestreckt"
Der Deutsche schlug sich damit auf die Seite der Kritiker, die unter anderem bemängelten, dass auf der schwierigsten Abfahrtspiste im Frauen-Weltcup bloß ein Abfahrtstraining stattgefunden hat.
"Wenn man landet und sofort wieder den Schwung ansetzen muss – das war bei Brignone und Gisin der Fall: Der Sprung geht relativ weit, dann sind ein paar Schläge drinnen, da muss man dann einfach extrem sauber draufstehen. Sie nehmen nicht raus, weil sie die Besten sind, du musst aber einfach intuitiv handeln", ergänzte der 39-Jährige.
"Shiffrin ist schon relativ gestreckt über den Sprung drüber. Dann kann man schwer reagieren, da fliegst du automatisch weiter. Deshalb ist es ganz, ganz wichtig, Sprünge zu trainieren", so Neureuther. "Deswegen bin ich nie Speed-Disziplinen gefahren, weil ich das auch nicht konnte. Springen musst du können", betonte der ehemalige Technik-Spezialist.