Analyse

"Harris hat klar gewonnen" – das TV-Duell in 6 Zitaten

US-Wahlkampf-Experte Guido Weber analysiert die Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump  – und sieht einen klaren Gewinner.

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    Acht Wochen verbleiben im US-Wahlkampf. In der Nacht auf Mittwoch trafen Donald Trump und Kamala Harris erstmals beim TV-Duell aufeinander.
    Acht Wochen verbleiben im US-Wahlkampf. In der Nacht auf Mittwoch trafen Donald Trump und Kamala Harris erstmals beim TV-Duell aufeinander.
    SAUL LOEB / AFP / picturedesk.com

    90 Minuten lang debattierten sich Donald Trump und Kamala Harris in der Nacht auf Mittwoch in Philadelphia. Beim ersten TV-Duell waren beide im Angriffsmodus. Sie warfen einander vor, das Land heruntergewirtschaftet zu haben, keinen Plan für die drängenden Probleme zu haben und Lügen zu verbreiten. US-Wahlkampf-Experte Guido Weber zieht ein Fazit zur Debatte – in sechs Zitaten.

    "Kamala Harris ist eine Marxistin"

    Trump warf Harris gleich zu Beginn der Debatte vor, keinen Plan für die Wirtschaftspolitik zu haben und eine Marxistin zu sein. "Es war absehbar, dass Trump während des Duells ständig versuchen wird, Harris in die linke Ecke zu stellen", so Weber. Den Titel der "Marxistin", habe er bewusst gewählt: Schon zuvor habe seine Kernwählerschaft auf Social Media immer wieder KI-generierte Bilder von der Vize-Präsidentin als Kommunistin gepostet. "Genau diese Wähler wollte er in der Debatte abholen und bestätigen." Die, die sich während der Debatte jedoch ein Bild von Harris machen wollten, hätten wohl ein positives Bild von ihr bekommen – trotz dieses Kommentars. "Trump hat ihr den Titel zwar angeschmissen – aber er blieb nicht kleben", sagt Weber.

    Putin würde Donald Trump "zum Mittagessen verspeisen"

    Als es um den Ukrainekrieg ging, prahlt Trump damit, dass er den russischen Präsidenten Wladimir Putin gut kenne – Harris schießt scharf zurück. "Harris hat hier eine ziemlich scharfe Attacke gefahren, das war ein Magenbox", sagt Weber. Solche Kommentare – und besonders dieser – hätten Trump aus dem Konzept gebracht. Rhetorisch sei dies seitens Harris "gut und knackig" gewesen. "Bei Trumps Wählerschaft wird diese Aussage aber kaum etwas bewirkt haben", meint er.

    "Wieso hat sie es nicht getan? Sie ist seit dreieinhalb Jahren da"

    In seinem Schlusswort sagte Trump, dass Harris verspreche vieles zu verändern, dies jedoch in den letzten Jahren im Amt nicht getan habe. "Diese Aussage von Trump war die wirksamste Aussage des Ex-Präsidenten während des Duells", sagt der Experte. "Er wollte Wählerschaft klarmachen, dass Harris ihre Chance hatte, Probleme anzupacken, dies aber, so wie er findet, nicht getan hat." Vor solchen Aussagen habe sich die Harris-Kampagne wohl gefürchtet. Doch glaubt Weber: Die Aussage kam zu spät. "Das stärkste Zitat kam erst im Schlusswort und diese sind in der Regel nicht sonderlich relevant. Die Meinung bildet man sich während der Debatte."

    "Ich bin nicht Joe Biden, und ich bin sicherlich nicht Donald Trump"

    Trump versuchte während des Duells immer wieder Harris mit Präsident Biden gleichzustellen. Einmal sagte er klar: "Denkt daran: Sie ist Biden". Harris entgegnete sofort: "Mit diesem Zitate konnte sich Harris elegant als Kandidatin des Neuanfangs positionieren", sagt Weber. "Letztlich konnte sie sich damit auch von Biden distanzieren, ohne etwas Negatives über ihn sagen zu müssen."

    "Sie hat Abermillionen Migranten und Kriminelle ins Land gelassen"

    Die Thematik der Migration stand zu Beginn der Debatte an – dieser Teil des Duells sei mehr oder weniger ausgewogen gewesen, sagt Weber. Bei diversen Fragen brachte der Republikaner das Thema Migration auf und beschuldigte die Regierung von Biden und Harris, sie hätten Abermillionen Migranten und Kriminelle unkontrolliert ins Land gelassen. "Inflation und Immigration sind zwei Themen, die den Menschen in den USA wohl die größten Sorgen bereiten. Trump hat Harris mit den immer gleichen Aussagen auf Trab gehalten, wie zu erwarten war", so Weber. Harris sei jedoch gut weggekommen, da sie relativ agil blieb. Sie habe darauf hingewiesen, dass Präsident Biden hierzu Vorlagen eingereicht hätte, diese jedoch im Senat durch Trump sabotiert worden seien. Lösungen habe sie hingegen auch nicht aufzeigen können – da es keine einfachen Lösungen gäbe. "Hier kam es zum Unentschieden."

    "Sie essen die Haustiere der Menschen, die dort leben"

    In Bezug auf die Migration unterstellte Trump Migranten sogar, sie würden Haustiere essen: "Diese Aussage ist selbstzerstörerisch", meint Weber. "Wenn man nicht durch und durch Trump-Fan ist, hat man bei dieser Aussage wohl gelacht."

    Das Fazit

    "Harris hat für mich klar gewonnen", sagt Weber. Wie er glaubt, werde sich das in den kommenden Tagen auch in den Umfragewerten zeigen. "Auch wenn sie nur ein bis zwei Prozent gutmachen kann, sind das Welten – und sie wäre einem Sieg näher." Trotz eines etwas holprigen Starts, habe Harris vor allem damit überzeugt, dass sie stets von ihrem "Plan" und der Zukunft des Landes sprach. "Sie konnte sich als Anführerin präsentieren."

    Trump hingegen habe in ihrem Spiel mitgespielt, da er selbst kaum Ideen eingebracht habe. "Er blieb in der Vergangenheit, war oft defensiv unterwegs, hat laufend Möglichkeiten verpasst, konkrete Pläne vorzustellen und hat wohl nur seine Kernwählerschaft angesprochen." Zudem habe er den ganzen Abend einen "unfreundlichen" Eindruck gemacht. "Harris hat den Test, ob sie fit genug ist für das Amt, bestanden – Trump nicht", findet Weber.

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      Helmut Graf

      Auf den Punkt gebracht

      • US-Wahlkampf-Experte Guido Weber analysiert das TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump und sieht Harris als klare Gewinnerin
      • Trotz Trumps Angriffe und Vorwürfe konnte Harris sich als zukunftsorientierte Anführerin präsentieren, während Trump defensiv blieb und hauptsächlich seine Kernwählerschaft ansprach
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