Wirtschaft

Handels-Sprecher geht frontal auf Regierung los

Der Sprecher des Handelsverbands, Rainer Will, verteidigt in der ZIB2 seine Branche. Diese sei nicht verantwortlich für die gestiegenen Preise.

Michael Rauhofer-Redl
HV-Sprecher Rainer Will war am Sonntag zu Gast bei Martin Thür in der "ZIB2".
HV-Sprecher Rainer Will war am Sonntag zu Gast bei Martin Thür in der "ZIB2".
Screenshot ORF

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) lädt am Montag zu einem Lebensmittelgipfel. Er will wohl darauf drängen, dass die Preise für Lebensmittel nicht mehr so stark erhöht werden. Es gibt Forderungen nach einer Selbstbeschränkung der Supermarktketten. Positives Signale in diese Richtung kamen zuletzt auch von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). 

Am Montag war zu diesem Thema auch der Sprecher des Handelsverbands, Rainer Will, zu Gast in der ORF-Sendung "ZIB2". Im Gespräch mit Martin Thür lieferte sich der ORF-Moderator einen regelrechten Schlagabtausch mit seinem Studiogast. Dieser ließ an der Bundesregierung kein gutes Haar. Der Handel sei von dieser im Gegensatz zur Industrie "mehrfach völlig im Regen" stehen gelassen worden, klagte Will. 

Handel wurde im "Stich gelassen"

Die Vorwürfe der überhöhten Preise an den (Lebensmittel-)Handel ließ der Branchensprecher nicht gelten. Hier werde Ursache und Wirkung verwechselt. Die Ursache für die teuren Lebensmittel liege in erster Linie in "durch die Decke gehende" Energiepreise. Will nennt das Beispiel eines Händlers, der im vergangenen Jahr statt 40.000 Euro plötzlich 200.000 Euro berappen habe müssen. 

Auch, dass die Eigenmarken der Händler deutlich angezogen haben, liege in diesen Entwicklungen begründet. Dass die Händler hier die Menschen ausnutzen würden, wies Will deutlich zurück. Denn: Der heimische Handel habe hier nur eine Gewinnspanne von einem bis zwei Prozent. International gebe es Beispiele wo dieser Wert deutlich zweistellig ausfalle.

Das komplette Interview im Video >>

Will will kein "französisches Modell"

Das "französische Modell" ist für Will übrigens nicht umsetzbar. Zur Erinnerung: In Frankreich haben sich die Supermärkte dazu verpflichtet, die Preise für eine ganze Reihe von Lebensmitteln für die kommenden zwei Monate, also bis Juni, so niedrig wie möglich zu halten. Das beinhaltet auch, dass die Preise in diesem Zeitraum nicht ansteigen dürfen. Will sieht in diesem Modell zwei mögliche negative Effekte: Wenn die Inflation weiter steige, könne man die Preise nur schwer halten. 

Nahversorger würden die Kunden komplett verlieren, weil diese bei so einer Entwicklung nicht mitkönnten. Ohne Einschreiten der Politik könnte ein Nahversorger-Sterben drohen. Wills düstere Prognose: Tausende Gemeinden könnten schon bald ohne diese Form des Handels dastehen.

Auch ein Senkung der Mehrwertsteuer sieht Will kritisch. Diese mache nur dann Sinn, wenn sie dauerhaft wäre. Bei einer temporären Lösung müssten die Kunden schon nach kurzer Zeit wieder draufzahlen.

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