Wirtschaft
Handel tobt über "unverhältnismäßige" Polizeikontrollen
Lockdown und Test-Chaos bescheren dem Handel massive Verluste. Massive Kritik gibt's an der Polizei: diese würde auch die letzten Kunden vergraulen.
Durch den Lockdown für Ungeimpfte hat der heimische Handel über Nacht ein Drittel der potenziellen Kunden eingebüßt. Wer nicht geimpft oder genesen ist, darf seit Montag keine nicht-lebensnotwendigen Dinge mehr shoppen gehen. Der Umsatzverlust dürfte enorm sein. Der Handelsverband rechnet mit einem Minus von rund 350 Millionen Euro pro Woche! Und auch das Weihnachtsgeschäft ist in Gefahr und hunderttausende Mitarbeiter müssen um ihr Weihnachtsgeld bangen.
"Gerade jetzt, wo das wichtige Weihnachtsgeschäft vor der Tür steht, brechen bei vielen Händlern Umsatz und Frequenz im Zuge des 'Lockdowns für Ungeimpfte' völlig weg", beklagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will am Dienstag. Gleichzeitig übte er heftige Kritik an den verschärften Kontrollen der Polizei:
"Die wenigen Kunden, die noch ins Geschäft kommen, werden von der Polizei vielfach auf unverhältnismäßige Weise kontrolliert und mit Strafen belegt, weil sie ihren Impfpass zuhause oder im Auto vergessen haben."
Will weiter: "Die Kundschaft bricht weg, die laufenden Kosten wie Personal, Miete und Strom bleiben aber in voller Höhe bestehen".
3G-Chaos – viele Filialen blieben zu
Zusätzlich sorgt auch noch die zeitgleich in Kraft getretene 3G-Verpflichtung für Mitarbeiter im Handel für Chaos. Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will hatte bereits im Vorfeld Alarm geschlagen, dass die Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz ohne gleichzeitigen bundesweiten Ausbau der Testkapazitäten insbesondere in ländlichen Regionen zu Mitarbeiterausfällen führen könnte.
Jetzt ist eingetroffen, wovor er gewarnt hatte: Zahlreiche große und kleine Händler, konnten unzählige Filialen nicht aufsperren weil PCR-Tests nicht rechtzeitig ausgewertet werden, oder Antigentest-Termine ausgebucht sind. "Unzählige Beschwerden von betroffenen Unternehmen aller Warengruppen und Formate erreichen uns dazu, die Situation ist unerträglich", schildert der Experte am Dienstag. Mehr dazu hier >
Er fordert daher "sofort zielgerichtete Wirtschaftshilfen" für die Branche, insbesondere einen "Ausfallsbonus NEU", der alle betroffenen Unternehmen und die Umsätze aus dem Vorkrisenjahr 2019 als Berechnungsbasis heranzieht.