Wien

Traditionsgeschäft setzt seit 300 Jahren auf Handarbeit

Das Geschäft belieferte schon den Kaiser – bis heute werden in der Neubaugasse Textilien verkauft. Der Shop wird erstmals von einer Frau übernommen.

Heute Redaktion
Gabriele und Karlheinz Peter in ihrem Geschäft. Neben Handarbeits-Artikeln gibt es auch Spieluhren aus mehreren Jahrhunderten.
Gabriele und Karlheinz Peter in ihrem Geschäft. Neben Handarbeits-Artikeln gibt es auch Spieluhren aus mehreren Jahrhunderten.
Helmut Graf

"Das Geschäft wurde seit 1732 immer vom Vater an den Sohn weitergegeben", so Karlheinz Peter. Nun wird der Betrieb erstmals an eine Tochter übergehen."Es ist immer notwendig, sich anzupassen und Moden zu beobachten, um zu wissen, was man verkaufen kann." Zur Zeit verkauft das Geschäft in der Neubaugasse 11/13 (Wien-Neubau) auch Spieluhren und Spielsachen – wie 3-D-Puzzle – zum Mitdenken als Ergänzung.

Das Stammprodukt der Familie Peter waren immer Textil-Produkte wie Zierborten, Fransen, Zierschnüre, Quasten, Volants, sowie handgearbeitete Knöpfe und Ähnliches.

In der Monarchie belieferte die Firma Peter auch den kaiserlichen Hof. Auch das Militär kaufte bei Peter ein, waren doch die Uniformen damals geradezu Ansammlungen von Posamenten - man denke nur an die Verzierungen, welche die Schultern der K-u.-K-Offiziere schmückten. Und Besitzer feudaler Wohnungen kamen ohnehin, da Posamenten damals wichtige dekorative Elemente der Ausstattung waren. Heute sind sowohl Uniformen als auch Wohnungen sachlicher gestaltet.

Kunden heute sind Theater und feudale Ausstatter

Heute kaufen Vertreter von Theatern im Geschäft ein oder Ausstatter, wenn ein feudales Stiegenhaus gestaltet werden soll. Kunden sind  natürlich auch all jene, die gern Handarbeiten machen oder eine verspielte Seite haben. Und auch Neugierige kommen oft herein, die durch die Schaufenstergestaltung oder die Musik angelockt wurden: Kleine Lautsprecher bringen feine Klänge von Spieluhrenmusik auf den Gehsteig.

Einen Onlinehandel aufzuziehen hat die Familie nicht vor. "Das geht in dem Bereich nicht. Da geht es ganz viel ums Anfühlen. Und es ist auch nicht nötig." Karlheinz Peter, seine Frau Gabriele und Tochter Kirsten führen das Geschäft zu dritt – heute wird nur noch verkauft. Früher wurde in einer riesigen Werkstätte noch selbst produziert. Unter anderem Zierschnüre, die von Hand mit dem Schnurrad (Foto) gedreht wurden.

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    Das rechte Schaufenster gestaltet Frau Peter, das rechte ihr Mann
    Das rechte Schaufenster gestaltet Frau Peter, das rechte ihr Mann
    Helmut Graf

    Die Neubaugasse ist übrigens nicht zufällig der Standort des Geschäfts. Der sogenannte "Seidengrund" rund um die Neubaugasse war lange Zeit ein Textilviertel, die Seidenpraktikanten waren hier ansässig und die Firma Peter war ihr Zulieferer.

    Knöpfe annähen muss jeder können

    Kann Herr Peter eigentlich selbst stopfen und Knöpfe annähen? "Also wirklich, das sollte jeder können", lacht er. (Er kann es) Was wünscht er sich für die nächsten 300 Jahre? "Ich wünsche mir, dass meine Enkel das Geschäft auch mit der Liebe betreiben, die sie bei uns gesehen haben. Dass sie auch so eine Freude bei der Arbeit haben."

    Was ist nun das Erfolgsrezept der Familie, das das Geschäft über die Jahrhunderte gebracht hat? Es ist eigentlich einfach: "Es soll den Kunden ein gutes Gefühl bereiten, sich umzuschauen." In die Gestaltung der Auslagen investiert die Familie darum viel Zeit und Herz. Zweitens ist es wichtig, das anzubieten, was die Kunden brauchen. Und man müsse dem Kunden gegenüber immer Anstand walten lassen. Dann überdauert man mühelos 300 Jahre.

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