Bizarre Situation
Hamas kann Geiseln im Gazastreifen nicht finden
Das Schicksal der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln kann laut eines ranghohen Mitglieds der Hamas nur während einer Waffenruhe geklärt werden.
Teil der Verhandlungen sei es, ein Abkommen über eine Feuerpause zu erreichen, "um genügend Zeit und Sicherheit zu haben, um endgültige und genauere Daten über die gefangenen Israelis zu sammeln", sagte Basem Naim, Mitglied des Politbüros der Hamas, am Donnerstagabend in einer auf Telegram verbreiteten Stellungnahme.
Die Entführten befänden sich an verschiedenen Orten im umkämpften Gazastreifen und in der Hand von verschiedenen Gruppen. Einige von ihnen lägen auch zusammen mit getöteten Palästinensern "unter den Trümmern", hieß es. "Wir verhandeln, um schwere Ausrüstung für diesen Zweck zu bekommen", sagte der Hamas-Funktionär.
Naim reagierte damit auf Fragen von Medienvertretern, ob die Hamas den jüngsten Kompromissvorschlag der USA abgelehnt habe, weil sie in einer ersten Phase eines dreistufigen Abkommens keine 40 Geiseln freilassen könne. Die erste Phase sah nach Medienberichten die Freilassung von Frauen, Soldatinnen, Männern über 50 Jahren sowie von Männern unter 50 Jahren mit schweren medizinischen Problemen vor.
Mehr tote Geiseln befürchtet
In den jüngsten Verhandlungen habe die Hamas aber erklärt, sie habe keine 40 lebenden Geiseln aus diesen Kategorien. Dies ließ Befürchtungen aufkommen, dass deutlich mehr Geiseln tot sein könnten, als bekannt. Israel war bislang zuvor davon ausgegangen, dass noch knapp 100 der insgesamt rund 130 im umkämpften Gazastreifen verbliebenen Geiseln am Leben sind.
Der Kompromissvorschlag der USA war am Sonntagabend nach Medienberichten von CIA-Direktor William Burns bei den Verhandlungsgesprächen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo präsentiert worden. Der Vorschlag sah demnach vor, dass die Hamas im Zuge einer sechswöchigen Feuerpause 40 der festgehaltenen Geiseln im Tausch gegen 900 palästinensische Häftlinge freilässt – darunter 100, die wegen Mordes an Israelis zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Israel solle wiederum bis zu 150’000 vertriebenen Palästinensern die Rückkehr in den Norden des Küstengebiets gestatten, hieß es.
Auf den Punkt gebracht
- Basem Naim, ein führendes Mitglied der Hamas, betonte, dass das Schicksal der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln nur während einer Waffenruhe geklärt werden könne, um genügend Zeit und Sicherheit für die Verhandlungen zu erhalten
- Die Hamas hat Bedenken geäußert, dass sie möglicherweise nicht über 40 lebende Geiseln verfügt, was Befürchtungen aufkommen lässt, dass mehr Geiseln tot sein könnten, als bisher bekannt
- Die USA hatten einen Kompromissvorschlag vorgelegt, der vorsah, dass die Hamas im Austausch gegen 900 palästinensische Häftlinge 40 der festgehaltenen Geiseln während einer sechswöchigen Feuerpause freilässt