4.000 Euro fällig
Häftling flüchtet aus Häf’n– Justizbeamter vor Gericht
Ein Beamter behauptete, von einem Häftling auf der Flucht geschlagen worden zu sein. Das stimmte nicht. Nun muss der 47-Jährige 4.000 Euro zahlen
Ein Justizwache-Beamter musste sich Freitag (29.11.) vor Gericht in Wien verantworten. Amts-Missbrauch und Verleumdung lauteten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Grund dafür war ein Vorfall im Februar 2024. Damals war dem erfahrenen Beamten ein Häftling entwischt. Der 47-Jährige hatte fälschlicherweise angegeben, er sei von dem 19-Jährigen geschlagen worden. Doch Bilder aus einer Überwachungskamera widerlegten seine Aussage.
"Aus Scham" gelogen
Er habe "aus Scham" gelogen, so der Beamte vor Gericht. In 20 Jahren sei ihm zuvor noch nie ein Häftling entwischt. Doch dann kam der 2. Februar 2024. Der Beamte begleitete einen 19-Jährigen in ein Spital in Wien-Leopoldstadt. Der Terrorverdächtige hatte zuvor einen epileptischen Anfall in der Justizanstalt Josefstadt erlitten. Im Spital verlief zuerst alles planmäßig, Ärzte checkten den Häftling medizinisch durch. Nach der Untersuchung wollte der Justizwachebeamte den Häftling dann aus dem Spital bringen. Wegen Sturzgefahr wurde auf Handschellen verzichtet.
Häftling stürmte aus Lift
Als der Beamte im Lift den Knopf drückte, drehte er sich kurz von dem Häftling weg. Dieser nutzte die Gelegenheit und schlüpfte durch die sich bereits schließende Lifttür. Dann rannte der 19-Jährige in Schlapfen und Pyjama davon.
Auf einem Video aus der Überwachungskamera ist zu sehen, wie der Beamte noch versucht, die Tür aufzudrücken. Dies gelang ihm auch, doch bei der Verfolgung des Häftlings stürzte der 47-Jährige. Der 19-Jährige tauchte unter. Er wurde erst am nächsten Tag in Floridsdorf gestellt.
Beamter muss 4.000 Euro zahlen
Weil sich der 47-Jährige am Kopf verletzt hatte, gab er an von dem flüchtenden Häftling geschlagen worden zu sein. Doch der Schwindel flog auf, ein Disziplinarverfahren folgte. 500 Euro musste der Beamte bereits zahlen, weil er dem 19-Jährigen keine Handschellen angelegt hatte. Am Freitag gab es eine Diversion – der 47-Jährige muss 4.000 Euro zahlen, dafür wird das Verfahren eingestellt.
Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Österreich" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.
Auf den Punkt gebracht
- Ein Justizwache-Beamter in Wien musste sich vor Gericht verantworten, weil er fälschlicherweise behauptet hatte, von einem flüchtenden Häftling geschlagen worden zu sein.
- Der 47-Jährige, der aus Scham gelogen hatte, muss nun 4.000 Euro zahlen, nachdem Überwachungskamerabilder seine Aussage widerlegten.