Wien
Hacker-Machtwort: Wien bereitet Corona-Verschärfung vor
Die Infektionszahlen steigen, die Impfquote stagniert. Sollte sich dies nicht ändern, so dürfte es bald neue Maßnahmen geben – zumindest in Wien.
Kaum einem dürfte entgangen sein, dass sich die Corona-Lage in Österreich in den vergangenen Tagen wieder ziemlich zugespitzt hat. Zuletzt verzeichneten die Behörden 951 Neuinfektion binnen 24 Stunden. Am Freitag waren es sogar über 1.000 neue Fälle. Die vierte Welle rollt mit voller Wucht an. Es muss gehandelt werden, so sieht es zumindest Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
In einem Interview mit der "Krone" sprach jener sich für eine härtere Gangart aus. Laut Hackers Prognosen hätten wir "noch vier bis sechs Wochen Zeit, die Impfquote in Österreich nach oben zu schrauben – und dann ist entschieden, mit welchen Konsequenzen die vierte Welle kommt". Sollte die Zahl der Geimpften nicht steigen, so würde es neuer Maßnahmen bedürfen.
Unterricht mit Masken
Ein Bereich, in dem es demnach Nachschärfungen für Ungeimpfte geben würde, seien Bildungseinrichtungen. "Die Maßnahmen, die folgen, sind völlig klar. Die Geimpften werden eine andere Lebenssituation finden als die Nicht-Geimpften", erläutert Hacker der "Krone" gegenüber.
"Wenn die Infektionszahlen steigen – und sie werden zu Schulbeginn steigen – dann werden zum Beispiel ungeimpfte Lehrer mit Maske unterrichten."
Die Stadt Wien bietet allen Menschen die Impfung an – Schüler und Lehrer wurden zuletzt eindringlichst dazu aufgefordert, sich noch bis zum Schulbeginn immunisieren zu lassen.
Welle unter Ungeimpften
Laut aktuellen Zahlen der Stadt seien 85 Prozent der Corona-Fälle in Wien auf Personen zurückzuführen, die gar nicht oder nur einmal geimpft sind. Die Lage in den Spitälern ist eine ähnliche: Kaum ein Corona-Patient in krankenhäuslicher Behandlung ist geimpft. Hier spricht Hacker von "harten Fakten". Er ist sicher:
„"Die wirksamste Maßnahme ist die Impfung.““
Derzeit verzeichne die Stadt bereits ein leichtes exponentielles Wachstum. Zudem sei die Ausgangslage derzeit schlechter, als sie es heute vor einem Jahr war. Wie Mario Dujaković, Mediensprecher des Stadtrats, per Twitter mitteilt, befinden sich in Wien zur Zeit 46 Menschen in krankenhäuslicher Betreuung, vor einem Jahr waren es 39. 19 Patienten sind in intensivmedizinischer Betreuung, vergangenes Jahr waren es acht.
Hacker warnt daher und erinnert an die Situation in den USA: "Wir sehen in Amerika, wie die Spitäler in Staaten mit einer schlechten Durchimpfungsrate untergehen." Auch Dujaković schildert:
"Delta kann– bei ähnlicher Durchimpfungsrate wie Österreich – enormen Druck auf die Spitäler aufbauen."
Neue Regeln für Wien?
Mit welchen Maßnahmen haben die Wiener nun zu rechnen? Hacker schließt kostenpflichtige Tests sowie eine Impfpflicht als nicht zielführend an. Viel eher soll es eine Überarbeitung der 3G-Regel geben. "Lieber nur Zutritt für Geimpfte als eine Impfpflicht! Besser nur Geimpfte haben Zutritt als Schließungen. Niemand will mehr einen Lockdown sehen. Es ist vernünftig, wenn Freizeit- und Sportstätten das jetzt schon einführen." Hacker ist sich sicher:
„"Es wird kein Weg daran vorbeiführen, dass nur mehr Geimpfte reinkommen."“
Er schließe daher auch nicht aus, dass es in Wien ab Herbst solch eine Regelung geben könnte – Zutritt nur noch für Geimpfte. Der Bund müsse ohnehin nächste Woche die neuen Regeln ab September vorstellen, kündigte Hacker an. Er selbst erwartet härtere Maßnahmen.
Sollte es keine Verschärfung der Maßnahmen geben, so könnte Wien abermals einen Sonderweg gehen.
"Bürgermeister Michael Ludwig und ich sind uns einig. Unsere Aufgabe ist es, unsere Stadt zu beschützen", so der Gesundheitsstadtrat abschließend.