Wien

"Haben regelmäßig die Polizei im Bezirksamt Favoriten"

Wer in Wien aufs Bezirksamt will, braucht wegen Corona nach wie vor einen Termin. Das sorgt auch nach zwei Jahren Pandemie für heftige Szenen.

Claus Kramsl
Bezirksamtsleiter Heinz Liebert berichtet von täglichen Übergriffen.
Bezirksamtsleiter Heinz Liebert berichtet von täglichen Übergriffen.
Sabine Hertel

Favoritens Bezirksamtsleiter Heinz Liebert, der dem Amt seit zwölf Jahren vorsteht, registriert "immer mehr Übergriffe": "Wir haben regelmäßig die Polizei im Haus. Seit Corona hat das eine neue Dimension angenommen." Rund 400 Parteienanliegen würden täglich von den knapp 70 Mitarbeitern bearbeitet. Ungefähr gleich viele Menschen müssten aber auch jeden Tag weggeschickt werden, weil sie im Vorfeld keinen Termin ausgemacht hatten. Und aufgrund der aktuellen Coronaregelung ist das für einen persönlichen Termin unbedingt erforderlich.

Die große Masse der Kundschaft sei "absolut in Ordnung", so Liebert.

Dosenwürfe, Faustschläge, Messerangriffe

Aber eben nur der Großteil. Vor allem bei der Durchsetzung der Corona-Regeln in den magistratischen Bezirksämtern geht es teilweise wild zu. Liebert berichtet von Beschimpfungen, Dosenwürfen und sogar Faustschlägen ins Gesicht der vor dem Amt stehenden Ordner. Einer dieser Corona-Ordner, Karl P. (45), wurde im im Dienst bereits mehrfach attackiert. Einmal sogar mit einem Messer.

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    Corona-Ordner Karl P. (45) wurde bereits acht Mal im Dienst verletzt.
    Corona-Ordner Karl P. (45) wurde bereits acht Mal im Dienst verletzt.
    Sabine Hertel

    "Wenn ich nicht sofort mein Parkpickerl krieg, zünde ich das Haus an!"

    Neben den zwei Angriffen mit einem Messer auf seine Mitarbeiter sind dem erfahrenen Bezirksamtsleiter, der vor seinem Engagement in Favoriten ein Jahr lang das Amt in der Josefstadt leitete – "Eine ganz andere Welt", lacht Liebert – noch drei weitere Vorfälle besonders im Gedächtnis geblieben:

    ➤ "Einmal drohte einer: ,Wenn ich nicht sofort mein Parkpickerl krieg, zünde ich das Haus an!'", so der Stadtbedienstete. Der Vorfall wurde gefilmt, der Mann erhielt eine Anzeige.

    ➤ Ein anderes Mal fand Liebert eine Patrone, die vor seiner Bürotür platziert worden war.

    ➤ Und auch die Corona-Strafen ließen manche Bürger eskalieren: Ein Mann hatte im Bezirksamt angerufen und gedroht "Ich hole mir eine Waffe, ihr werdet euch noch wundern!" Der Anrufer wurde ausgeforscht und angezeigt.

    Rund 400 Kundenkontakte jeden Tag

    Das Bezirksamt Favoriten ist nach dem in der Donaustadt das zweitgrößte in Wien. Rund 34.000 Parkpickerl werden jedes Jahr bearbeitet, dazu kommen an die 60.000 Meldevorgänge und rund 15.000 Pässe. Neben den rund 400 direkten Kundenkontakten werden täglich auch etwa 200 E-Mails, vor allem im Bereich des Meldewesens, verzeichnet.

    Umfrage stellt Bezirksamt Favoriten gutes Zeugnis aus

    Und entgegen der täglichen Beschimpfungen und Übergriffe ist ein überwiegender Großteil der Kundschaft sehr zufrieden, wie jüngst eine Erhebung zeigte. Rund 12.000 Fragebogen wurden ausgewertet, kurze Wartezeiten und schnelle Erledigung der Amtswege wurden besonders lobend erwähnt.

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