Wien
"Geheim-Monsterbau“ statt leistbarer Wohnraum für alle
Ein Bauvorhaben auf der Wiedner Hauptstraße sorgt für Unmut bei den Grünen. Das Projekt habe "keinen Mehrwert für den Bezirk".
Für Aufregung sorgt derzeit das Bergstaller-Areal auf der Wiedner Hauptstraße 52 im 4. Bezirk in Wien. Bereits 2020 verkaufte der Autohändler Wiesenthal den Standort an JP Immobilien. Wie kürzlich publik wurde, sollen nun 250 gewerblich genutzte Kurzzeit-Appartements entstehen.
Die Grünen stellen sich entschlossen gegen das Projekt und verweisen dabei auch auf Proteste von Anrainern. "Hier wird eine einmalige Möglichkeit verpasst, lebenswerten innerstädtischen Wohnraum zu schaffen", so Georg Prack, Wohnbausprecher der Grünen Wien. Deren Wunsch für das Areal: ein begrünter, entsiegelter Innenhof anstatt "Maximalverbauung ohne Mehrwert für den Bezirk".
Anrainer starteten Petition
Doch nicht nur das Bauvorhaben, sondern die Informationspolitik von Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ) sorgt für Kritik. Das Projekt soll kurz vor den Weihnachtsfeiertagen ohne vorherige Ankündigung im Bauausschuss präsentiert worden sein. "Bezirksvorsteherin Halbwidl hat die Öffentlichkeit nicht informiert und es verabsäumt, den Bauausschuss bei der Projektentwicklung einzubeziehen", so Julia Tinhof (Grüne Wieden).
Auch Anrainer sollen bereits gegen das Projekt protestieren, so die Grünen. Die Einspruchsfrist für Anrainer endete jedoch mit dem 31. Dezember 2021 – nur wenige Wochen nach Ausschreibung des Bauverfahrens. "Das ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt für ein Verfahren, das eigentlich Information und Diskussion gewährleisten sollte. Es entsteht der Eindruck, dass hier ein Monsterprojekt eingebracht werden sollte, ohne dass die Öffentlichkeit Wind davon bekommt", kritisiert Prack. Eine Petition gegen Immobilienspekulationen in Wiener Innenhöfen läuft bereits.
Bezirksvorsteherin kontert
Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ) nahm im Gespräch mit dem Kurier Stellung zu den Kritikpunkten: „Die Bauausschuss-Vorsitzende hat das Projekt am 15. Dezember thematisiert, um alle Fraktionen auf den gleichen Stand zu bringen.“ Beim Projekt sei der Ausschuss auch nicht involviert gewesen. Das Projekt sei aber ein Paradebeispiel dafür, dass es in innerstädtischen Lagen für Privatinvestoren höchst attraktiv ist, Bauflächen bis zum letzten Quadratmeter maximal auszureizen.