Wien
Grüne: "Anrainer gegen Markthalle am Naschmarkt"
Nach Plänen der Rot-Pinken Regierung soll der Naschmarkt nach Londoner Vorbild eine neue Markthalle bekommen. Doch dagegen regt sich nun Widerstand.
Geht es nach der ehemaligen Märkte- und nunmehrigen Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ), dann soll der Naschmarkt bald eine neue, offene Markthalle nach internationalem Vorbild bekommen. Nach der Präsentation der Idee, versandten die Wiener Grünen an tausende Anrainer des Naschmarkts Fragebögen, um deren Meinung zu den Plänen zu erfahren. Mit rund 600 Antworten kam bisher nur ein Bruchteil zurück, doch in ihnen ist das Ergebnis laut den Grünen deutlich: Die Anrainer sind gegen das Projekt.
"Das Ergebnis war überwältigend: Rund 80 Prozent der Anrainerinnen und Anrainer lehnen die von Planungsstadträtin Ulli Sima und der Rot-Pinken Stadtregierung geplante Markthalle ab", sagt Michi Reichelt, Bezirksvorsteher-Stellvertreter der Mariahilfer Grünen. Er wertet das bisherige Ergebnis als "beeindruckendes Signal in Richtung Wiener Stadtregierung. Die Befragung zeigt: Die Menschen wollen mehr Grün, mehr Freiraum und nicht mehr Grau, Stahl und Beton, das die von Rot-Pink geplante Halle bringen würde", betont der Grüne nicht-amtsführende Stadtrat Peter Kraus.
Grüne fordern ergebnisoffene Beteiligung statt "Drüberfahren"
Statt "Drüberfahren" fordern die Wiener Grünen einen ergebnisoffenen Beteiligungsprozess, in dem die Anrainer mitentscheiden können sollen, wie der Naschmarktparkplatz künftig gestaltet wird. "Es gibt keinen Zweifel, in welche Richtung der Wunsch der Bevölkerung geht: Knapp 90 Prozent der Befragten sprechen sich für eine umfassende Begrünung des heutigen Parkplatzes aus, knapp 80 Prozent wünschen sich Brunnen und offenes Wasser. Deutlicher können die Menschen gar nicht darlegen, wie sie sich die Zukunft dieser riesigen Fläche vorstellen, die aktuell nur eine enorme Hitzeinsel darstellt", so Reichelt.
Stadtbild erhalten, keine Verkaufsflächen oder Parkplätze
Zudem habe die Umfrage ein "klares Votum gegen weiteren Konsumzwang sowie für den Erhalt des Stadtbildes" ergeben. "Die Bevölkerung in den angrenzenden Bezirken fürchtet eindeutig, dass eine Überdachung den Blick auf die großartige Architektur von Otto Wagner auf der Wienzeile verschandeln wird; mehr als 70 Prozent sprechen sich daher für ein ungetrübtes Stadtbild aus. Zudem wollen rund 60 Prozent hier keine Einkaufsmöglichkeiten. Mehr noch: Sie wollen explizit einen Ort ohne Konsumzwang", so Reichelt.
Fast genauso viele Menschen, also wiederum knapp 60 Prozent der Befragten hätten sich gegen Parkplätze auf dem Areal ausgesprochen. "Einmal mehr zeigt sich, dass die Menschen in Zeiten der Klimakrise andere Prioritäten haben als Stellplätze für Kfz. Gerade in unseren dicht verbauten Bezirken ist der öffentliche Raum zu wertvoll, um ihn nur als Parkplatz zu verwenden", unterstreicht der Bezirksvorsteher-Stellvertreter.