Proteste gegen Abriss

Gründerzeithaus wird für U5 dem Erdboden gleichgemacht!

Die U5 kommt, ein Stück Wiener Geschichte geht: Für die neue U-Bahn-Station am Elterleinplatz muss ein Gründerzeithaus weichen – Mieter müssen raus!
Christoph Weichsler
08.11.2024, 05:30

Der Bau der neuen U-Bahn-Linie U5 geht in die heiße Phase. Doch dafür muss ein Stück Wiener Geschichte in Hernals dem Erdboden gleichgemacht werden. Am Elterleinplatz soll ein prachtvolles Gründerzeithaus weichen, um Platz für das geplante Stationsgebäude zu schaffen. Bewohner, Händler und sogar ein Kindergarten stehen nun vor dem Auszug – und der ist bereits in den kommenden Monaten fällig!

Besonders betroffen ist der Kindergarten "Affenschaukel", deren Leiterin Petra Schanz verzweifelt nach einem neuen Platz für ihre Schützlinge sucht. "Wir müssen hier im Grätzl bleiben, die Familien sind auf uns angewiesen!", erklärt sie besorgt gegenüber "orf.at". Auch eine Friseurin ist in dem Haus beheimatet – wir berichteten. Sie sieht sich regelrecht "enteignet", trotz unbefristeter Mietverträge. Ihre Anwältin spricht von einem hohen Entschädigungsbedarf: "Einige hunderttausend Euro sind nötig, um zu einer fairen Einigung zu kommen!"

Wiener Linien: Abriss ohne Alternative

Für die Wiener Linien scheint der Abriss jedoch alternativlos. "Uns ist bewusst, dass das eine schwierige Situation ist", sagt Sprecherin Ingrid Monsberger-Köchler. "Wir unterstützen die Mieterinnen gerne bei der Wohnungssuche." Auch über Ausgleichszahlungen werde verhandelt, um den Betroffenen zumindest etwas entgegenzukommen. Der Hausbesitzer selbst wurde übrigens nicht enteignet, sondern das Gebäude einfach gekauft.

Denkmalschutz schlägt Alarm

Auch Denkmalschützer sind alarmiert: Gerhard Hertenberger von der Initiative Denkmalschutz spricht von einer "Tragödie". Das Haus aus dem Jahr 1894 sei "ein echtes Schmuckstück, mit einer vollständig erhaltenen Fassade". Sein Vorschlag, zumindest die Fassade in das neue Stationsgebäude zu integrieren, wurde jedoch abgelehnt. "Man muss dort tief graben, und der Platz ist knapp, weil die Straßenbahn weiterfahren soll", heißt es von den Wiener Linien.

Bezirksvorsteher Peter Jagsch (SPÖ) zeigt sich zwar betroffen, dass das Gebäude fallen muss, sieht aber auch Vorteile: "Der Gehsteig wird breiter und schafft mehr Platz und Sicherheit für Fußgänger." Doch für viele Hernalser – vor all den Bewohnern – bleibt der Abriss ein bitterer Verlust.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 08.11.2024, 08:45, 08.11.2024, 05:30
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