Nach Knochenfund
Großvater von Émile (2) im Visier der Ermittler
Fast ein Jahr suchten die Behörden Émile, kürzlich wurden Knochen von ihm gefunden. Jetzt wurde Erschreckendes über seinen Opa bekannt.
Am Nachmittag des 8. Juli, an dem der kleine Émile verschwand, passten seine Großeltern auf ihn auf. Dass sie deshalb wichtige Personen in den Ermittlungen sind, überrascht nicht. Wie französische Medien berichten, ist das aber nicht der einzige Grund, weshalb Émiles Großvater Philippe V. interessant ist.
Seit den 1990er-Jahren hat sich der Mann, der Priester werden wollte, bevor er sich in seine zukünftige Frau verliebte, der Religionsgemeinschaft von Riaumont im Pas-de-Calais angenähert. Er arbeitete in den 90er-Jahren als Betreuer im Bubeninternat der Gemeinschaft. Zwei Jahrzehnte später, zwischen 2014 und 2017, gingen bei der Justiz mehrere Klagen von ehemaligen Schülern von Riaumont ein.
Es soll zu Misshandlungen gekommen sein
Einige berichten von Misshandlungen durch erwachsene Ordensleute oder Laien. Andere berichten, dass sie Opfer von körperlicher und sexueller Gewalt bis hin zur Vergewaltigung geworden sind. Es wurden mehrere gerichtliche Ermittlungsverfahren eingeleitet, in einigen davon erscheint Philippe V. als Zeuge. Doch auch gegen V. selbst gibt es Anschuldigungen. Ehemalige Internatsschüler berichteten den Ermittlern, V. habe "unvergessliche Ohrfeigen" verteilt. Im April 2018 wurde er im Rahmen einer Untersuchungshaft verhört und gab zu, dass er die Kinder etwas hart bestraft habe. Wie eine Justizquelle gegenüber "Le Parisien" bestätigt, weiß das Ermittlungsteam, das sich um Émiles Fall kümmert, seit langem davon. Wie TF1 berichtet, sehen die Ermittler jedoch keine Verbindung zwischen dem Fall in Riaumont und dem Verschwinden von Émile. Jedenfalls wird das offiziell so kommuniziert.
Der Fernsehsender TF1 hat V. mit Fragen zu diesem Thema kontaktiert, aber er wollte nicht antworten. Seine Anwältin Isabelle Colombani sagt: "Ich bin der Meinung, dass die Unschuldsvermutung verletzt wird, mit dramatischen Folgen für die Familie. Diese Menschen sind am Boden zerstört. Die einzige Angst meines Mandanten ist, dass die Ermittler dadurch Zeit für Émile verlieren."
Wurden Gebeine in der Nähe des Dorfes abgelegt?
War es ein versehentlicher Sturz, fahrlässige Tötung oder Mord? Die Gendarmen – seit dem Fund der sterblichen Überreste des vermissten Zweijährigen am Sonntag sind etwa 30 Beamte im Einsatz – versuchen, neue Beweise für eine dieser drei Hypothesen zu finden.
Zu diesem Zweck wird das winzige Dorf mit seinen 25 Einwohnern die ganze Woche über von der Außenwelt isoliert, wie es der Bürgermeister François Balique per Gemeindebeschluss verfügt hat. Nur wenige Knochen, darunter der Schädel des zweieinhalbjährigen Kindes, wurden am Samstag von einer Wanderin in der Nähe von Haut-Vernet, das zum Dorf Le Vernet gehört, gefunden.
Gebiet ist schwer zugänglich
Das Gebiet, wo die Knochen gefunden wurden, wird als schwer zugänglich beschrieben. Es ist rund zwei Kilometer von Haut-Vernet entfernt und kann nur zu Fuß erreicht werden. Es soll bereits im Juli akribisch abgesucht worden sein – wurden die Gebeine von Émile erst nachträglich dort hingelegt? "Die Ermittlungen können sich in eine bestimmte Richtung bewegen, einige Türen könnten sich schließen und andere öffnen", sagt dazu Marie-Laure Pezant, Sprecherin der Gendarmerie. "Aber im Moment muss noch viel Arbeit in die Knochen investiert werden."
Diese Aufgabe hat nun das Labor der Gendarmerie Nationale in Pontoise de Paris, welches auch untersuchen soll, ob die Knochen von Émile möglicherweise von einem Tier an den Fundort geschleppt oder sogar von einem Bach hingespült wurden. Die Hypothese eines tödlichen Sturzes scheint nach wie vor glaubwürdig – auch wenn der Bürgermeister vermutet, dass Émile niemals allein dort hingegangen wäre, wo man ihn fand.